In der ersten Hauptrunde um den DFB-Pokal trifft der 1. FC Saarbrücken am Sonntag in Völklingen auf Jahn Regensburg. Früher gemeinsam in einer Liga, trennen beide Vereine nun fast schon Welten.
Parallelen gibt es durchaus einige, wenn der 1. FC Saarbrücken und der SSV Jahn Regensburg am Sonntag um 15.30 Uhr in der ersten Runde um den DFB-Pokal aufeinandertreffen. Die 90er-Jahre waren bei beiden Clubs von finanziellen Turbulenzen geprägt, anschließend gab es ein Auf und Ab zwischen Zweiter Liga und Amateurfußball. Und eine quälend lange Stadiondebatte gab es an beiden Standorten ebenfalls. Wobei wir schon bei den Unterschieden angekommen wären. Denn während der 1. FC Saarbrücken im Spätherbst 2015 aus dem Ludwigsparkstadion ausziehen musste und seine Heimspiele bis heute im Exil austragen muss, wurde im Sommer 2015 mit der Continental Arena das neue Fußballstadion in Regensburg eingeweiht. Damals war der Jahn wieder einmal abgestiegen, doch das neue Stadion sorgte schließlich für einen Impuls. Im Gegensatz zum FCS, der 2015 und 2018 in den Aufstiegsspielen scheiterte, setzte sich der Jahn 2016 gegen die U23 des VfL Wolfsburg durch.
Stadion-Neubau beflügelt Jahn
Und Relegation können sie anscheinend an der Donau, denn nur ein Jahr später kegelten die Regensburger als Drittplatzierter 1860 München aus der Zweiten Liga. Dort geht der SSV nunmehr in seine dritte Saison in Folge. Aber als etabliert sieht Sportchef Christian Keller seinen Verein nicht an. „Es ist für uns wie für andere Mannschaften auch ein harter Kampf. In der vergangenen Saison hat die halbe Liga gegen den Abstieg gespielt, wir haben uns gerade zu Beginn schwergetan. Wir sind froh, dass wir dort sind, wo wir sind und fangen nicht an zu träumen", erklärte er kürzlich während einer Podiumsdiskussion einer Regionalzeitung. Die Zurückhaltung hat gute Gründe. Denn auch wenn hinter den Kulissen mittlerweile Kontinuität herrscht, ist man beim Jahn eine gewisse personelle Fluktuation gewohnt. Unmittelbar nach dem Zweitligaaufstieg verabschiedete sich Trainer Heiko Herrlich Richtung Leverkusen. Als Nachfolger präsentierte Keller den bis dato fast gänzlich unbekannten Achim Beierlorzer, der zuvor im Nachwuchsleistungszentrum von RB Leipzig gearbeitet hat. Die Skepsis war groß, doch die Resultate auch. Die Folge: Kaum war der Bundesliga-Aufstieg des 1. FC Köln perfekt, wurde Beierlorzer als neuer Coach der Geißböcke präsentiert.
Und der Jahn musste wieder auf die Suche gehen. Er fand ihn im eigenen Verein. Mersad Selimbegovic, 37 Jahre alt, ist seit Mitte Juni Jahn-Coach. Unter Beierlorzer war Selimbegovic bereits Co-Trainer. Im Januar hat er in seinem Heimatland Bosnien-Herzegowina die Uefa-Pro-Lizenz erworben, die gleichgestellt ist mit der Fußballlehrer-Ausbildung in Deutschland. „Er identifiziert sich als Persönlichkeit zu 100 Prozent mit dem Jahn und lebt seine Werte", sagte Geschäftsführer Keller dem „Donaukurier" und erklärt, „dass Mersad in all den Kriterien, die wir für die Position des Cheftrainers definiert haben, der eindeutig passfähigste Kandidat war". Die Wahl fiel wohl auch auf ihn, weil der Umbruch im Kader schon groß genug war. 13 Spieler haben den Verein verlassen und vor allem der Weggang von Sargis Adamyan wiegt schwer. In der letzten Saison erzielte er 15 Tore und war damit der Top-Torjäger der Regensburger. Adamyan wechselte zum Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim und nahm Stamm-Torwart Phillip Pentke gleich mit. Auch der zweitbeste Stürmer Hamadi Al Ghaddioui hat den Verein verlassen und ist nun beim VfB Stuttgart unter Vertrag. In der abgelaufenen Saison erzielte er elf Tore.
Vier Punkte aus zwei Spielen: Guter Start in Liga zwei
Bei der Suche nach Neuzugängen verzichtete der Jahn wie gehabt auf große Namen und spektakuläre Transfers und suchte stattdessen Profis, die sich beweisen wollen. Der ehemalige Saarbrücker Tim Knipping (SV Sandhausen) bringt am meisten Zweitliga-Erfahrung mit, für das Tor holten die Regensburger Alexander Meyer vom VfB Stuttgart. Ansonsten wurden vor allem Perspektivspieler aus den NLZ der Bundesligisten geholt. „Wenn du am Anfang Erfolge hast, dann tankst du Selbstvertrauen. Dann gehen viele Sachen leichter, und Abläufe automatisieren sich schneller", sagt Geschäftsführer Keller nach vier Zählern aus den ersten beiden Spielen. Ein Ausscheiden gegen den FCS ist daher auf keinen Fall eingeplant. „Saarbrücken ist kein normaler Regionalligist, sondern verfügt über eine Mannschaft mit vielen Spielern, die bereits höher gespielt haben. Aber unser Anspruch ist natürlich ganz klar, dass wir eine Runde weiterkommen", sagt Selimbegovic.