Der 1. FC Saarbrücken bleibt in der Regionalliga ohne Verlustpunkt. Der Sieg in Balingen wirft aber auch Fragen auf.
Christopher Schorch hat in seiner Karriere viel erlebt. Er hat bei Real Madrid gespielt und heiße Schlachten mit dem 1. FC Köln geschlagen. Am vergangenen Samstag im beschaulichen Balingen am Fuße des Schwarzwalds musste der 31-Jährige dann doch lachen. „Ganz ehrlich: Ich glaube, solch ein Spiel habe ich noch nicht erlebt. Am Ende wurde hier eine Nummer heiß, die nie und nimmer heiß werden darf. Aber solche Dinge passieren, letztlich ist es ein geiler Sieg." Mit dem 3:2-Auswärtssieg bei der noch punktlosen TSG Balingen behält der FCS seine weiße Weste und schloss die englische Woche perfekt ab. Trainer Dirk Lottner mäkelte aber nach dem Sieg: „Wir müssen schon den Anspruch haben, das hier souveräner zu lösen. Wir spielen 20 Minuten gut, haben Chancen über Chancen, treffen Pfosten und Latte und geben dann das Spiel aus der Hand." Eine halbe Stunde war der FCS dominant, aber unpräzise. Danach wurde es fahrig und teilweise auch arrogant. „Wir haben es versäumt, früh den Sack zuzumachen. Nach dem Ausgleich haben sie Blut geleckt und uns ihr Spiel aufgezwungen. Das war auch keine ganz blinde Truppe", sagte Sebastian Jacob, der den 3:2-Siegtreffer markierte. Unmittelbar nach der Pause hatte Markus Mendler den FCS mit 2:1 in Front gebracht. Doch die Gastgeber kamen zwischenzeitlich noch einmal zurück.
Nachdem der Ex-Homburger Marco Gaiser nach einem Eckstoß an der Unterkante der Latte gescheitert war, klingelte es unmittelbar nach der darauffolgenden Ecke. „Ganz ehrlich, das darf so nicht passieren. Einmal ja, aber nicht zweimal. Am Ende haben wir es uns hier selbst schwergemacht", sagte Linksverteidiger José Pierre Vunguidica, der den Vorzug vor Mario Müller erhalten hatte. „Das Spiel hat heute gezeigt, dass es in dieser Liga gegen jeden schwer wird, wenn man die Sache nicht konsequent zu Ende spielt. Balingen hat keine schlechte Mannschaft, die haben alles reingeworfen und ihr letztes Hemd gegeben." Und so sprach Mittelfeldmotor Fanol Përdedaj von einer „perfekten Punkteausbeute mit Schönheitsfehlern".
„Ich glaube, solch ein Spiel habe ich noch nicht erlebt"
Trainer Lottner hob die Schwere der englischen Woche hervor und verwies auf die makellose Bilanz: „Wir können mal kurz durchschnaufen. Aber danach müssen wir analysieren, was wir tun können, um noch stabiler zu sein. Wir haben wieder einmal einen Standard gefangen." Am Samstag, 24. August, kommt das Überraschungsteam von Astoria Walldorf nach Völklingen. „Wer Meister werden will, muss auch die engen Spiele gewinnen. Aber natürlich ist es unser Anspruch, dass wir über 90 Minuten unsere Linie durchziehen und besser Fußball spielen", sagte Lottner.
Lob gab es am vergangenen Samstag vom mittlerweile in Stuttgart lebenden Ex-Trainer Alfred Kaminski, der als Scout die Begegnung beobachtete: „Der FCS hat die stärkste Mannschaft der Liga und wird Meister, wenn er es schafft, die Fehler zu minimieren. Die Truppe weiß, dass sie eine überragende Qualität hat und neigt daher zur Leichtsinnigkeit. Wenn sie das abstellt, führt kein Weg an ihr vorbei."