Diversität und Nachhaltigkeit – darauf setzt der aktuelle Allgemeine Studierenden-Ausschuss der Universität des Saarlandes. Doch da sind noch alte Probleme: Die Verwaltungsgebühr und ein bezahlbares Semesterticket liegen noch immer auf dem Tisch.
„Die schmeißen doch immer die Uni-Partys." So lautet die häufigste Antwort, wenn man auf dem Campus der Universität des Saarlandes nach dem Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (Asta) fragt. Dass dieser auch in anderen Bereichen sehr aktiv ist und sich für die Interessen der Studierendenschaft einsetzt, wissen allerdings nur die wenigsten.
Trotzdem wissen nicht viele Studenten, was ihre Vertretung den ganzen Tag treibt: Auf Instagram ist der Saarbrücker Asta mit 1.800 Followern der drittstärkste bundesweit. Bei den Wahlen zum Studierendenparlament der Universität des Saarlandes liegt die Wahlbeteiligung allerdings gerade mal bei zehn bis 20 Prozent. „Ich sage es mal ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass wir das ändern können", meint Moritz Philipp, der gemeinsam mit Alexander Schrickel und der Stellvertreterin Hannah Spies den neuen Asta-Vorsitz bildet. „Das ist bei Hochschulen normal. Die Besten kratzen an den 20 Prozent. Das liegt an der geringen Öffentlichkeit und an dem peripheren Interesse der Studenten, die vor allem zum Studieren an der Uni sind."
Der Saarbrücker Asta sieht seine Hauptaufgaben daher auch eher im Hintergrund. Er berät Studenten und vertraut darauf, dass sie auf die Berater zukommen, wenn sie ein Problem haben. Beim Stichwort „Engagement" betrachtet Moritz Philipp das derzeitige Bachelor-/Master-System als den Hauptauslöser für den Mangel an Zeit und Interesse. Die Studenten sind ausgelastet mit ihrem Studium. Wer sich engagieren will, dem werden heute schnell Steine in den Weg gelegt, wodurch das eigene Studium möglicherweise auf der Strecke bleibt. Dennoch ist der Asta motiviert und arbeitet daran, die Universität zu verändern.
Zum Beispiel beim Klimaschutz. Der derzeitigen Klimadebatte bleibt auch der Asta nicht fern. Das Thema war laut Alexander Schrickel schon immer präsent. Der neue Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit soll jedoch zeigen, dass der Klimaschutz auch aktuell in den Köpfen der Asta-Mitglieder präsent ist. Neben dem Ausbau des Fahrradverleihs „Asta-Velo" arbeitet der Asta mit dem Projekt „Autofreier Campus" daran, schrittweise autofreie Flächen zu identifizieren, die dann anderweitig genutzt werden können. Die Umwandlung des Französischen Platzes vorm Audimax stellt hierbei ein besonderes Herzensprojekt dar. Als Alternative zur AC-Wiese am Campus Center soll hier mehr sozialer Raum durch weniger parkende Autos geschaffen werden. „Wir möchten, dass die Studenten den ÖPNV nutzen, denn der spart nicht nur Parkplatz auf dem Campus, sondern auch Zeit", sagt Verkehrsreferent Moritz Philipp. Auch das Recycle-Cup-Projekt soll zusätzlich für mehr Nachhaltigkeit auf dem Campus sorgen.
Geringe Öffentlichkeit
Mit dem Hissen der Regenbogenflagge anlässlich des Christopher-Street-Days wollte die Studierendenvertretung wie in den Jahren zuvor ein Zeichen setzen. Dies wurde jedoch vom Universitätspräsidenten, Prof. Dr. Manfred Schmitt, abgelehnt. Mit einem Antrag an den Senat die, Flagge im nächsten Jahr zu hissen, setzt der Asta aber seinen Kampf für Diversity fort. Das Queer-Referat und entsprechende Veranstaltungen werden von den Studis sehr gut angenommen, wie Moritz Philipp betont, „und damit meine ich nicht nur Queer-Leute, sondern auch andere, die sich einfach dafür interessieren und wissen wollen, wo sich die Szene in Saarbrücken heute abspielt."
Neben diesen Herzensprojekten sieht sich der Asta immer wieder mit Problemen konfrontiert, die alle Studenten der Universität des Saarlandes betreffen. Semesterticket und Verwaltungsgebühr heißen die beiden störrischen Pferde, mit denen der Asta regelmäßig zu kämpfen hat. Immerhin, das Semesterticket ist nun neun Euro günstiger, dafür wurde die Strecke nach Trier ab dem 1. Oktober gestrichen. Laut Moritz Philipp stellt dies für die Mehrheit der Studis einen Vorteil dar, da nur wenige an dieser Strecke wohnen oder in Trier studieren. Trotzdem erhält er zahlreiche E-Mails von verärgerten Studenten, die sich jetzt vom Asta ignoriert und übergangen fühlen. Für diese Studenten laufen jedoch Verhandlungen für ein Anschlussticket, und eine Lösung ist in Aussicht.
Beim Thema Verwaltungsgebühr hat sich der Asta besonders stark für eine Rückerstattung eingesetzt. Die Stellung des Asta zu diesem Thema ist klar: Die Gespräche mit der Hochschulverwaltung und der Landesregierung laufen, jedoch hat sich die Diskussion nach Einführung der Verwaltungsgebühr etwas verfestigt. Die Kritik des Asta an den Gebühren bleibt jedoch bestehen. Da auch hinsichtlich der Nachfolge der Hochschulpaktmittel noch eine Diskussion aussteht, in welcher Höhe diese Gebühren weiterhin eingezogen werden sollen, fühlt sich der Asta in seinen Sorgen trotz allem von der Hochschule derzeit ernst genommen.
Gelder werden an der Universität des Saarlandes an vielen Stellen benötigt. Beim vergangenen Wettbewerb der deutschlandweiten Exzellenzinitiative ist die Universität des Saarlandes mit ihrem Informatik-Projekt „Digital Reality" gescheitert und erhält vorerst keine Exzellenz-Gelder mehr. Nach Meinung des Asta haben Landesregierung und Uni möglicherweise „auf das falsche Pferd" gesetzt: „Diesmal wurden Unis mit sehr speziellen Anträgen exzellent", erzählt Alexander Schrickel. Der Landesregierung und der Universität ist es jedoch sehr wichtig, dass sich die Forschung durch das Wegfallen der Exzellenz-Gelder nicht verschlechtert, dafür stellt das Land Ausgleichszahlungen zur Verfügung. „Das Reputationsproblem besteht also, das Forschungsproblem wird sich jedoch nicht verschlechtern, da die Gelder von anderer Stelle kommen", betont der Asta-Vorsitzende.
Die Exzellenzinitiative führt allerdings zu einem ständigen Wettbewerb zwischen den Universitäten, was der Asta nicht sonderlich begrüßt. Universität und Landesregierung seien nun darauf bedacht die Strukturen zu schaffen, um bei der nächsten Exzellenzrunde in sieben Jahren wieder konkurrenzfähig zu sein.
Kritik an Verwaltungsgebühr bleibt bestehen
Doch nicht nur Geld spielt eine Rolle. „Wenn man Studenten anziehen will, muss die Uni auch baulich attraktiver werden", erklärt Philipp. Die große Finanz-Schere zwischen den beiden Extremen Informatik und Philosophische Fakultät lasse den Eindruck zweier völlig unterschiedlicher Welten entstehen, die schon mit bloßem Auge erkennbar sind. Die Uni besitzt zwar einen Investitionsplan für ihre Gebäude bis 2030. Da nicht überall gleichzeitig gebaut werden kann, soll dieser nach und nach umgesetzt werden. Für die Umsetzung braucht die Universität Gelder von der Landesregierung, an der Umsetzung hapert es jedoch (siehe auch Interview Seite 30). Da jedoch der Vorsatz besteht, die Uni bis zum Jahr 2040 komplett zu erneuern, sodass kein Gebäude mehr älter als 20 Jahre ist, hat die Universität jetzt angekündigt aus ihren eigenen Liquiditätsmitteln Maßnahmen zu starten.
Die Frage, die sich der Asta an diesem Punkt stellt: „Warum zahlen wir Verwaltungsgebühren, wenn die Uni einigermaßen liquide ist?" Alexander Schrickel beantwortet sich die Frage selbst, indem er bei der Spardebatte ansetzt, die 2015 ihren Lauf nahm. Professoren fingen zu diesem Zeitpunkt an, dezentrale Mittel zu „horten" und auf extremer Sparflamme zu arbeiten, weswegen viele Lehrstühle heute mehr liquide Mittel hätten. „Die Uni zapft genau diese Mittel jetzt an", erklärt der Lehramtsstudent. Dennoch: Das Jahr 2019 soll das härteste Jahr im Landeshaushalt sein, hieß es seitens der Universität. Der Asta betrachtet die Entwicklungen jedoch positiv und betont, dass vorherige Jahre wie beispielsweise 2014 und 2015 wesentlich schlimmer gewesen seien, als es darum ging, ganze Studiengänge wie Jura abzuschaffen.
Insgesamt ist die Stimmung im Asta positiv. Nun soll eine Instagram- und Facebook-Kampagne gestartet werden, um die Projekte des Asta näher an die Studenten heranzutragen, sagt Hannah Spies. Am Ende des Tages ist dem Asta wichtig, dass die Studenten wissen, wo sie hinkommen müssen, wen sie ansprechen müssen, wenn sie rund ums Studium Hilfe brauchen. Nach einer kleinen Umfrage (siehe Seite 28) scheint dies der Fall zu sein. Ansonsten vertritt der Asta das Motto: Wo es ein Problem gibt, gibt es auch eine Lösung. Auch wenn nicht alle wissen, was ein Asta ist.