Babylon war vermutlich die erste Großstadt der Welt. Und das vor guten dreieinhalbtausend Jahren. Der sagenhafte Ruf hält bis heute, vor allem das Sinnbild vom großen Turmbau. Der verlief so in etwa nach dem Motto: „Wenn du sie nicht besiegen kannst, verwirr sie". Der Aufstieg der Menschheit zu immer höheren Höhen erstickte im Gewirr der Sprachen.
Babylons Mythos existiert heute noch, das Sprachengewirr ebenfalls. Zwischenzeitliche Weltsprachen haben sich zwar epochenweise hartnäckig gehalten, waren letztlich aber doch von endlicher Dauer. Griechisch-römisch hat sich zumindest noch sportlich eine Nische gesichert.
So gesehen ließe sich der neu entfachte Disput über die Frankreich-strategie des Landes, genauer dessen prominentes Aushängeschild eines mehrsprachigen Landes binnen einer Generation vergleichsweise gelassen angehen. Aber weil heutzutage alles etwas schneller geht als zu Zeiten des legendären babylonischen Königs Nebukadnezar, scheint diese Generation schon nach fünf Jahren soweit durch und das Projekt am Ende. Die zuständige Ministerin bezweifelt „sehr stark", ob das Ziel der Zweisprachigkeit realistisch ist – und erhält für ihren Realismus fraktionsübergreifende Zustimmung – mit Ausnahme der CDU.
Nun lässt sich kaum bezweifeln, dass Französisch auf Saarlands Straßen vor allem dann Einzug hält, wenn die Nachbarn sich einen Shoppingtag gönnen. Ansonsten herrscht Sprachengewirr mit ganz anderen Klängen vor allem in der jungen Generation. Wer also mit eingeübter Praxis argumentiert, könnte auf ganz andere Ideen als ausgerechnet Französisch kommen. Und sicher ist die Frage berechtigt, ob der künftige internationale IT-Sicherheitsstandort nicht geradezu die Weltsprache Englisch erzwingt. Wobei sich dann trefflich streiten ließe, ob das nicht wiederum ein wenig kurzsichtig ist. Erstens melden sich die USA gerade ab, und zweitens: Wäre dann nicht weitsichtiger, gleich Chinesisch zu lernen? Aber darauf sind schließlich auch schon andere gekommen.
Warum also vorschnell aufgeben? Was den Bayern Laptop und Lederhose, soll dem Saarländer die ihm ohnehin angedichtete französische Lebensart sein. Und statt Sprachgewirr die Verständigung mit einem nicht immer ganz leichten Partner, der nicht nur wegen Brexit immer wichtiger wird.