Die Suche nach den eigenen Wurzeln schildert die Autorin Beate Maxian in ihrem Roman „Die Tränen von Triest", der Szenen aus der K.-u.-k.-Monarchie mit dem heutigen Leben in Wien verbindet. Die Handlung beschränkt sich jedoch zunächst auf gängige Einstiegssequenzen: Die 33-jährige Johanna Silcredi wird ans Bett ihres sterbenden Großvaters gerufen. Er bittet sie, nach Triest in die Villa Costa zu reisen, um herauszufinden, wer sein Vater war.
Damit beginnt für Johanna eine Reise ins Jahr 1914, eine Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg, der alles erschüttern sollte, was vorher felsenfest erschien. Auch Johannas eigene Grundwerte geraten nun teilweise ins Wanken, als sie mit dem Alltag ihrer Vorfahren konfrontiert wird. Ihre Großmutter beispielsweise liebte ihren Garten, er war Hobby, Nahrungslieferant und Zufluchtsort zugleich, wenn andere in den Krieg ziehen mussten. Johanna selbst hat für Gartenarbeit nichts übrig. Aber sie liebt es, sich mit schönen Dingen zu umgeben, mag Architektur.
Nun könnte man argumentieren, dass Kriegsopfer größere Probleme als einen ungepflegten Garten oder eine unpassende Garderobe haben. Dem ist auch so. Auf der anderen Seite erklären Schöngeister stets, dass schöne Dinge auch die Seele heilen können. Zahlreiche Psychologen behaupten oft, dass traumatisierte Menschen überlebensfähiger sind, wenn sie das Schöne im Leben erkennen können, während andere bereits untergehen. Kritische Stimmen werden dagegen darin ausufernde Reste der Biedermeierzeit erkennen.
Im Endeffekt handelt es sich um einen unterhaltsamen, historisch fundierten Roman über eine Frau, die nach ihren Wurzeln sucht – so wie jeder Erwachsene. Ein gut recherchiertes Buch, in dem das Leben in Wien mit seinen Kaffeehäusern und alltäglichen Situationen glaubhaft geschildert wird, was daran liegen mag, dass die Autorin in Wien lebt. Neben dem Verfassen von Büchern arbeitet sie als Journalistin und Dozentin.