Die Corona-Krise trifft nicht nur die professionellen Theater. Auch der Theaterverein Komödie Holz musste aussetzen. Die Komödie ist eines der erfolgreichsten Amateurtheater im Saarland. Der kleine Verein heimste schon mal den zweiten Platz beim saarländischen Amateurtheaterpreis ein.
Vor rund 36 Jahren wurden ein paar Frauen im saarländischen Holz vom Theater-Virus infiziert. Kurzerhand redeten sie mit ihren Männern, ob man nicht einen Theaterverein gründen soll. Die waren von der Idee begeistert und so wurde 1984 der Theaterverein Komödie Holz ins Leben gerufen. Von den Gründervätern und -müttern sind heute noch fünf aktiv. Schon damals haben die Gründer selbst ihr schauspielerisches Talent gezeigt.
So erzählt es Jörg Christmann, der heute Vorsitzender des Vereins ist. Christmann, der ebenfalls selbst schauspielert, erging es ähnlich wie seinen Vorgängern. Er kam durch seine ehemalige Frau zum Verein, wurde irgendwann selbst Schauspieler und kam schließlich der Bitte des Vereins nach, den Vorsitz zu übernehmen. „Ich habe mir das dann mal zugetraut unter der Prämisse, dass ich genauso viel Unterstützung erfahre, wie die vorangegangene Vorsitzende", erklärt er. Mit ihm gemeinsam wurde der Vorstand unter Zusammenarbeit mit älteren Vorstandsmitgliedern verjüngt und neu ausgebaut. Auch der Facebookseite und Homepage des Vereins möchte man sich zukünftig wieder mehr widmen.
„Es ging immer darum, die Leute mit lustigen Stücken zu unterhalten. Keine Klamauk-Stücke, sondern es sollte anspruchsvolles Amateurtheater sein. Aber Komödie, also der Name soll Programm sein", erklärt Jörg Christmann. Die Schauspieler wachsen überwiegend aus dem Verein selbst heraus, auch von außerhalb kommt immer mal jemand dazu. Dabei betont der Vorsitzende mehrfach, dass Schauspieler sehr gern gesehen sind, denn leider sind sie auch dünn gesät. Ohne entsprechende Schauspieler gibt es kein Theaterstück. „Wir brauchen niemanden im Verein, der nur Mitglied sein will, um zu sagen, er ist Mitglied. Wir wollen idealerweise Schauspieler, ansonsten am liebsten Leute, die helfen", fügt der Vorsitzende hinzu. Egal ob Maske, Auf- und Abbau, Technik oder Videoaufnahmen der Stücke – bei 48 Vereinsmitgliedern zählt jede helfende Hand. „Es sind nicht nur die fünf bis zehn Leute auf der Bühne, es sind auch die 20 Leute hinter der Bühne, die wichtig sind."
„Jeder Schauspieler soll sein Bestes geben"
Der Theaterverein Komödie Holz spielt zwar Amateurtheater, seine Stücke sind jedoch bei Weitem nicht anspruchslos. „Wir haben nicht den Anspruch ‚Hamlet‘ zu spielen, aber jeder Schauspieler soll sein Bestes geben. Wir wollen möglichst professionelles Amateurtheater", sagt Christmann. Der Vorstand und federführend der Regisseur kümmern sich um die Stückauswahl aus circa 100 bis 150 Stücken, die bei verschiedenen Verlagen gelesen werden. Dabei liegen die Präferenzen auf Stücken mit geistreichem Humor und einer schönen Handlung. Besonders der Autor Ray Cooney hat es dem Verein angetan, auch das Stück „Funny Money" im vergangenen Jahr war von ihm. Alle Stücke werden auf Hochdeutsch gespielt, nur eins war bisher in Mundart und auch ein großer Erfolg. Dass der Verein Amateurtheater vom Feinsten liefert, erkennt man daran, dass seine Stücke auch auf vielen professionellen Bühnen gespielt werden.
Bis März eines jeden Jahres wird ein Stück gesucht und ab April beginnen die Proben. Pro Jahr wird ein Stück aufgeführt und zweimal in der Woche geprobt. Am Probewochenende drei Wochen vor Aufführungsbeginn wird das sogenannte Finish gemacht. Das ist ziemlich zeitintensiv und für viele Studenten und Schüler nicht machbar, weshalb der Nachwuchs oftmals fehlt. „Wobei ich der Meinung bin, so was hilft zwischendurch auch mal, um sich dann wieder auf sein Lernfach zu konzentrieren. Die Unis sind unser großes Problem, weil viel vom Nachwuchs deswegen fortgeht. Aber sie kommen auch irgendwann wieder zurück", so der Vorsitzende.
Der Verein macht keine aktiven Ausschreibungen für Mitglieder und Schauspieler, sondern setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Seinen Nachwuchs zieht er sich zur Sicherheit selbst mit einer kleinen Kindertheatergruppe, die seit letztem Jahr auftritt. Für die Schauspieler wird außerdem zweimal im Jahr ein Workshop vom Verband saarländischer Amateurtheater angeboten. „Ansonsten ist jeder gerne gesehen, der sich berufen fühlt mitzumachen. Es hat bis jetzt noch jedem Spaß gemacht. Wir sind offen für alles", lacht Christmann. Jede Menge Spaß macht es nicht nur den Schauspielern, sondern auch den Zuschauern. Das verraten die sieben bis acht Aufführungen pro Jahr, die alle innerhalb weniger Minuten ausverkauft sind. Dabei zieht der kleine Ort Holz Besucher von überall her an: aus Brandenburg, Berlin, Mönchengladbach, Frankreich und sogar aus Neuseeland. Das Publikum ist dabei kunterbunt gemischt, von jung bis alt. Dementsprechend sind auch die Reaktionen immer wieder anders. Einen richtigen Flop hat der Verein in den letzten sechs Jahren, in denen Jörg Christmann dabei ist, noch nicht gelandet. „Aber die Angst ist immer da. Da spielst du dir dann als Schauspieler die Seele aus dem Leib, um noch mal besser zu spielen, denn du willst das Publikum auf die Bühne ziehen. Und das sind dann am Ende die Standing Ovations", schwärmt er.
„Fast jeder engagiert sich im Verein"
Die leidenschaftliche Art und Weise, in der Jörg Christmann über das Publikum spricht, zeigt, dass er seine Besucher genau kennt und beobachtet. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum der kleine Verein so erfolgreich ist und den zweiten Platz beim saarländischen Amateurtheaterpreis gewonnen hat. Die Frage, was den Theaterverein ausmacht, beantwortet der Vorsitzende mit zwei Worten: der Zusammenhalt. „Es engagiert sich eigentlich fast jeder im Verein, immer auch mit dem Anspruch etwas darzustellen. Auch bei anderen Aktivitäten wie dem Nachtumzug oder dem Weihnachtsmarkt in Holz, es sind immer Helfer da", erzählt Christmann.
Die Corona-Krise hat allerdings auch den Theaterverein Komödie Holz nicht verschont. Das Spiel und die Schauspieler stehen zwar schon fest, die Probestätte des Vereins ist jedoch immer noch geschlossen. Da bisher noch keine Möglichkeit bestand, die Proben wieder aufzunehmen, wurde die Vorstellung für das Jahr 2020 abgesagt. Abstandregelungen sind bei den Proben nur schwer einzuhalten. Auch die Unsicherheit, wie der weitere Verlauf des Jahres sein wird, führten zu der Entscheidung. Die Fortbildungsfahrten mussten leider ebenfalls abgesagt werden, doch zum Glück sind noch keine Kosten für den Verein entstanden, da die Proben erst im April begonnen hätten. Jörg Christmann möchte Anfang Juli mit der Planung für das kommende Jahr beginnen, damit das Stück dann zur gewohnten Spielzeit stattfinden kann.