Der 1. FC Saarbrücken sucht einen neuen Sportdirektor. Parallel dazu läuft die Kaderplanung auf Hochtouren. Der bisherige Amtsinhaber sieht sein „Feld bestellt“.
Der Abschied aus Saarbrücken verlief so, wie seine Arbeit über vier Jahre war. Ruhig, bescheiden und verbindlich. Den Mittwochmittag verbrachte Marcus Mann weitestgehend am Telefon. Es war Zeit, um ein Fazit zu ziehen und um Tschüss zu sagen. „Wenn man vier Jahre irgendwo gearbeitet hat, dann ist es nicht so, dass man die Tasche packt, die Tür abschließt und einfach weiterzieht“, sagte der 36-Jährige dann doch hörbar bewegt am Telefon. „Es sind ja auch Bindungen außerhalb des Fußballs entstanden. Der Abschied fällt brutal schwer, es ist nicht so, dass ich jubelnd aus Saarbrücken wegfahre“, sagte Mann und fügte hinzu: „Wenn ich die Entscheidung rein emotional getroffen hätte, wäre sie eher anders ausgefallen.“
Es waren vor allem familiäre Gründe, die den Ausschlag gaben, dass Mann trotz eines laufenden Vertrags bis 2023 als „Direktor Nachwuchs“ zur TSG Hoffenheim wechselt. Und es waren diese Gründe, warum das Präsidium um Hartmut Ostermann am Ende keinen ernsthaften Versuch mehr unternahm, Mann zum Bleiben zu überreden. Und es ist auch die sportliche Herausforderung. „Die TSG hat eines der drei besten Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga. Es ist eine Ehre, wenn man gefragt wird, ob man das leiten darf.“ Künftig wird der gebürtige Leonberger nicht mehr in der ersten Reihe stehen, strategische Planungen vorantreiben und langfristig arbeiten. Es ist kein Geheimnis, dass gewachsene, professionelle Strukturen dem Naturell des Schwaben eher entsprechen, als das oftmals hektische Umfeld eines Traditionsvereins.
Den 1. FCS hat er nach mehreren Anläufen zurück in die Dritte Liga geführt. Mit diesem Ziel ist er angetreten, dieses Ziel hat er erfüllt, auch „wenn es länger gedauert hat, als es eigentlich nötig war“, wie er einräumt. Die Nachfolge werden übergangsweise Vizepräsident Dieter Ferner und Geschäftsführer David Fischer übernehmen. Eine Dauerlösung soll dies aber nicht sein. 20 abgeschlossene Verträge hat Mann seinem Nachfolger hinterlassen, alle Leistungsträger sind an den Verein gebunden. Es sind andere, bessere Voraussetzungen als 2018, als der FCS in den Aufstiegsspielen an 1860 München scheiterte und damals schon feststand, dass die Toptorjäger Kevin Behrens und Patrick Schmidt den Verein verlassen werden. Mit Sebastian Bösel (Großaspach) und Jonas Singer (1. FC Kaiserslautern) stehen zwei Neuzugänge fest. „Bösel haben wir als Allrounder verpflichtet, der Fanol Perdedaj und Manuel Zeitz eins zu eins ersetzen kann und der die Liga kennt. Er wird die Qualität in der Breite heben. Bei Jonas haben wir die U23-Regel im Auge gehabt, er war nicht fest eingeplant. Da kann man sich überraschen lassen, wie er sich entwickelt“, sagt Mann. „Ein, zwei Sachen“ hat er noch „weitestgehend eingetütet“, wobei es sich nach Informationen unseres Magazins um junge Spieler mit Stammplatzpotenzial handeln soll. Minas Gouros (Astoria Walldorf) und Nicklas Shipnoski (Wehen Wiesbaden) würden in dieses Profil passen. „Die Planung sieht so aus, dass mein Nachfolger abgesehen von diesen Personalien noch zwei, drei Schüsse frei hat“, sagt Mann und kündigt an: „Im Angriff wird der 1. FCS sicher etwas tun.“ Ein Kandidat ist der Mannheimer Maurice Deville, mit dem Trainer Lukas Kwasniok bereits mehrere Gespräche geführt hat. Der Luxemburger hat allerdings mehrere Angebote aus der Dritten Liga.
Wer Manns Nachfolger sein wird, ist noch offen. Die Erfolge des 1. FCS haben bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Der ehemalige Braunschweiger Marc Arnold soll großes Interesse an einem Engagement an der Saar haben. Auch Alois Schwartz, bis Februar Trainer des Karlsruher SC, könnte sich ein Engagement im FCS-Management vorstellen. Bekannt ist, dass der für Sportdirektoren-Suche verantwortliche Vize Dieter Ferner viel vom bisherigen Mannheimer Trainer Bernhard Trares hält. Doch der, so ist es aus Mannheim zu hören, sieht sich auch künftig eher auf der Trainerbank. Gut möglich also, dass der 1. FCS am Ende einen eher Unbekannten aus dem Hut zaubert. In den Nachwuchsleistungszentren der Erst- und Zweitligisten gibt es zahlreiche interessante Personalien. Mann war in seine Nachfolge-Suche nicht eingebunden. Einen Wunsch hat er dennoch: „Ich hoffe, dass man ihm so unvoreingenommen und positiv gegenübertritt, wie man es mit mir getan hat.“ Der 36-Jährige ist sich sicher: „Der 1. FCS wird sich vor vielen Mannschaften nicht verstecken müssen.“