Taping gegen Falten und Facials fürs Haar: Die neuen Beauty-Helfer sollen verjüngen und das ganz ohne medizinische Eingriffe und hohe Kosten. Doch was können Klebestreifen, Tinkturen und Biomimetik wirklich bewirken?
Mit Klebestreifen gegen Falten vorzugehen klingt fast zu schön, um wahr zu sein – und doch schwören ausgewiesene Taping-Experten auf genau diese Form der Anti-Aging-Behandlung. Das Ganze nennt sich Kinesiologisches Face-Taping, auch bekannt unter dem Begriff Beauty-Taping. Erfunden hat es Kenzo Kase, ein Chiropraktiker aus Japan. Das war im Jahr 1973. Das textile Klebeband, richtig angewendet in unterschiedlichen Regionen des Körpers, sollte dabei helfen, Schmerzen des Bewegungsapparates zu lindern, Muskeln zu stabilisieren und damit den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei kommen unterschiedliche Farben zum Einsatz. Blau soll Energie entziehen und den Schmerz lindern, Rot soll anregen und Gelb die Stimmung aufhellen. Seit einiger Zeit finden sich die bunten Klebebänder nun auch im Gesicht, vor allem auf dem zahlreicher Influencer in den sozialen Netzwerken. Die Idee der Taping-Methode ist, dass der erschlaffenden Gesichtsmuskulatur wieder neue Spannung zugeführt wird, damit sie sich aufbaut und dadurch die Falten verschwinden. Die Anwendung erfolgt meist in Eigenregie, denn zum Thema Kinesiologisches Face-Taping finden sich im Handel viele Bücher und sogar Onlineseminare. Wer die Behandlung professionell durchführen lassen möchte, der kann das bei ausgebildeten Kosmetikern tun. Der Erfolg ist allerdings nicht garantiert, wissenschaftliche Belege fehlen. Eine Alternative zu den bunten Tapes ist das Nexsey Tape. Es lässt sich unauffällig im Nacken platzieren und zieht dann die Halsfalten nach hinten. Das Ganze hat allerdings nur eine kurzfristige Wirkung, denn straff bleibt der Hals nur, solange das knapp 15 Euro teure Pflaster im Nacken klebt. Löst man es ab, zeigen sich die Knitterfalten sofort wieder. Nicht umsonst wirbt der Hersteller hier mit „der Schönheit der Illusion".
Anti-Aging fürs Haar
Für die Haut gibt es schon seit Jahrzehnten diverse Cremes, Tinkturen und Masken, die dabei helfen sollen, den natürlichen Alterungsprozess aufzuhalten, ihn im besten Fall sogar umzukehren und Falten zu mindern. Doch für die Haare ist dieser Ansatz relativ neu. Das Treatment startet da, wo das Haar wächst: an der Kopfhaut. Für ein gesundes Haarwachstum ist es unerlässlich, dass die Wurzeln aktiv bleiben. Dabei spielt der sogenannnte HIF-1a Transkriptionsfaktor eine entscheidende Rolle. HIF steht für Hypoxie-induzierter Faktor und der ist für die Blut- und Nährstoffversorgung der Haut zuständig. Im Alter nimmt die HIF-Aktivität ab, dadurch werden die Haare brüchiger und fallen aus. Eisenkomplexbildner können die Signalwege für den Transkriptionsfaktor öffnen und steigern damit seine Aktivität. Auf dieses Phänomen sind Forscher erst vor einigen Jahren gestoßen und erhielten dafür 2019 sogar den Nobelpreis für Medizin. Seitdem arbeiten viele Unternehmen an der Entwicklung von speziellen Seren, die sich dieses Wissen zunutze machen und die Nährstoffzufuhr wieder ankurbeln. Grundvoraussetzung für die Anwendung der neuen Super-Produkte ist allerdings eine gute Basis. Deshalb sollte zunächst die Kopfhaut gereinigt und bestmöglich mit Feuchtigkeit versorgt sein. Hierzu gibt es unterschiedliche professionelle Ansätze. Am bekanntesten ist das Hydrafacial-Keratin-Treatment. Hierbei wird die Kopfhaut mit einem speziellen Gerät zunächst gereinigt und dann mit einem Serum versorgt, welches mit Proteinen und Wachstumsfaktoren angereichert ist. Revlon Professional bietet unter dem Namen „Mampoo" ebenfalls ein Reinigungs-Treatment an. Hierbei erhält die Kopfhaut zunächst eine ausgiebige Massage, bei der ein Cleanser eingebracht wird. Anschließend kommt die „Eksperience Purity SOS-Purifying Scalp Lotion" als Pflege zum Einsatz. Sie enthält den Anti-Schuppenwirkstoff Climbazol und ein antibakteriell wirkendes Klettenextrakt. Treatments wie diese bieten inzwischen viele Friseure an, auch namhafte Kosmetikinstitute widmen sich vermehrt der Pflege der Kopfhaut. Sind Kopfhaut und Haarwurzeln optimal vorbehandelt, dann geht es den Haaren an die Farbe. Auch die verblasst im Alter immer mehr, graue oder weißlich schimmernde Haarsträhnen und Ansätze zeigen sich. Viele wünschen sich hier eine sanfte Lösung, um diese Alterungserscheinungen verschwinden zu lassen. Neben den Standard-Tönungen und -Färbungen aus dem Drogeriemarkt-Regal gibt es auch Produkte, die bereits bei der Entstehung grauer Haare ansetzen und dieser entgegenwirken sollen. Die Haare verlieren ihre Farbe, weil die Melanozyten ihre Funktion verlieren. Diese sind für den Farberhalt zuständig und schaffen es im Alter nicht mehr zuverlässig, diese Aufgabe zu übernehmen. Pflegeprodukte wie das Phyto RE30-Serum, Ahuhu Keratin Rebuild Shampoo oder auch das „Aronia Anti-Grau Intensiv-Fluid" von Rausch helfen, den Prozess der Graufärbung zumindest zu verlangsamen.
Biomimetik
Im Laufe der Evolution hat die Natur so einige Techniken entwickelt, um sich zu regenerieren und vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen. Davon kann der Mensch lernen und das tut er auch, denn auf dem Kosmetikmarkt finden sich zahlreiche Produkte, die den Vorbildern der Natur nacheifern und dadurch tolle Vorteile für die Haut hervorbringen. Das Angebot reicht von dynamischen Faltenbremsern mit Lotuseffekt (zum Beispiel von Cosmétologie) bis hin zu Flavonoiden, die die Haut vor sonnenbedingter Alterung bewahren, wie beim „Photoaging Control Face Sun Fluid LSF 50" von Eucerin. Ein weiterer Versuch der Faltenreduzierung stammt von Argireline und enthält den Wirkstoff Acetyl Hexapeptid 3. Dieser blockiert den Neurotransmitter Acetylcholin der dafür zuständig ist, die Muskeln zusammenzuziehen. Dadurch entspannen diese und es entstehen weniger Falten. Die Wirkweise ist der von Botox ähnlich, allerdings ohne die schädlichen Nebenwirkungen, die das Nervengift auf den Körper hat. Ebenfalls ohne Nebenwirkungen ist das Sensai Biomimesis Veil Potion-Feuchtigkeitsserum. Es nimmt sich die Arbeit der Seidenraupen zum Vorbild, die einen schützenden Kokon spinnen. Das passiert auch beim Serum – und zwar im Gesicht. Mithilfe eines speziellen Diffusers wird das Serum auf die Haut gesprüht, wo es einen transparenten Mikrofaser-Film bildet, der ähnlich eng gesponnen ist wie der Raupenkokon. Durch die Fäden gelingt es, einen enorm hohen Teil Feuchtigkeit unter der Haut zu speichern und ihr so zu einem frischeren Aussehen zu verhelfen.