Mit einem 3:2-Erfolg beim MSV Duisburg hat der 1. FC Saarbrücken die Spitze der 3. Liga erobert. Am Samstag wartet nun Top-Favorit Dynamo Dresden.
Eines steht schon jetzt fest. Aufsteiger 1. FC Saarbrücken mag es in der 3. Liga spektakulär. Drei seiner acht Saisonspiele wurden in den Schlusssekunden entschieden. Nach der bitteren Niederlage beim KFC Uerdingen schlug das Pendel in Duisburg wieder zugunsten der Blau-Schwarzen. Nach dem 3:2-Erfolg beim MSV durch den Last-Minute-Treffer von Tobias Jänicke grüßt der Aufsteiger von der Tabellenspitze. Und am Samstag kommt Topfavorit Dynamo Dresden in den Ludwigspark. 75 Minuten lang dominierte das Team von Trainer Lukas Kwasniok fast nach Belieben, gönnte dem Gastgeber kaum eine gefährliche Aktion. Es war vom taktischen Auftreten her wohl die beste Leistung, seit der 39-Jährige Trainer des 1. FCS ist. „Wir haben es sehr gut gespielt, ab und an waren wir im letzten Drittel zu ungenau“, sagte Kwasniok. In der Tat: Die beiden Treffer zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung durch Nicklas Shipnoski und Marin Sverko entstanden nach Standardsituationen. Dies hätte Kwasniok wohl verschmerzen können, wären da nicht die knapp drei Minuten zu Beginn der Schlussviertelstunde gewesen. Fanol Perdedaj und Mario Müller gingen halbherzig in Zweikämpfe, ein bisschen Pech war auch dabei und prompt hatten Arnold Budimbu und Vincent Vermej den Ausgleich für den MSV erzielt.
Zuvor hatte Kwasniok die Innenverteidigung verändert und den gelbrot-gefährdeten Boné Uaferro rausgenommen. „Wir hatten in der Halbzeit angesprochen, dass wir da eventuell reagieren müssen, weil wir kein Risiko gehen wollten. Das Problem lag aber nicht ganz hinten, sondern war, dass wir auf der Sechs und der linken Seite jeweils Ballverluste hatten“, sagte Kwasniok. Glück, dass der schwache Schiedsrichter Patrick Glaser unmittelbar nach dem Ausgleichstreffer den Duisburger Arne Sicker vom Platz schickte. „Das hat uns in die Karten gespielt. Ich weiß nicht, wie das Spiel sonst ausgegangen wäre. Wir waren down und der MSV am Drücker“, sagte Kwasniok fair. Allerdings räumte Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht auch ein, „dass der FCS unmittelbar nach unseren Toren große Chancen hatten.“ Zweimal musste MSV-Torwart Weinkauf gegen Sebastian Jacob und Mario Müller parieren. Es passte zu diesem kuriosen Spiel, dass es die beiden besten Chancen des 1. FCS aus dem Spiel heraus waren. „Wir haben es unnötig spannend gemacht. Aber wir haben eigentlich ein richtig, richtig gutes Auswärtsspiel gemacht und müssen das Spiel früher entscheiden. Nach dem Ausgleich haben wir nicht die Nerven verloren, sondern es ruhig zu Ende gespielt und die Überzahl ausgenutzt“, sagte Jänicke. Es waren schon 93 Minuten gespielt, als der starke Shipnoski eine Flanke von Anthony Barylla Richtung Tor köpfte, Weinkauf nur abklatschen konnte und Jänicke den Ball wuchtig ins Tor donnerte. „Wir haben den Leuten, die nach zwei Niederlagen an uns gezweifelt haben, die richtige Antwort gegeben. Wir haben bei einer Top-Mannschaft der Liga dominiert und völlig verdient gewonnen. Die fünf Minuten der Nachlässigkeit hätten wir uns schenken können“, sagte Shipnoski, der in Duisburg erstmals in der Saison nicht auf der rechten Seite sondern zentral zum Einsatz kam.
Umstellen wird Trainer Kwasniok wohl auch am Samstag müssen, wenn Dynamo Dresden in den Ludwigspark kommt. „Eine Herkulesaufgabe“, nennt der FCS-Trainer das Spiel gegen die Sachsen, die nach zwei Corona-Fällen am Mittwochnachmittag das Training wieder aufgenommen haben. Das Spiel in Duisburg hat Kraft gekostet, die Tabellenführung ist eine Momentaufnahme. „Wir können nicht die Erwartungshaltung haben, dass wir an jedem Spieltag gegen jeden Gegner gewinnen müssen“, sagte Kwasniok: „Dafür ist die Liga zu eng.“
FORUM-Einzelkritik
Daniel Batz: War bei den wenigen Duisburger Chancen aufmerksam. Bei den Gegentoren machtlos. Ein verunglückter Pass, der auch in die Hose hätte gehen können. Note 2
Marin Sverko: Lange Zeit überragend, ging er in der 2. Halbzeit teilweise zu sehr ins Risiko bei Dribblings. Ansonsten sehr stark in der Vorwärtsbewegung. Note 2-
Steven Zellner: Abgesehen von seinem fatalen Fehler beim KFC Uerdingen spielt der Abwehrchef eine überragende Saison. Fehlerfrei und abgezockt in Duisburg. Note 2
Boné Uaferro: Seine Formkurve zeigt nach oben. Früh mit Gelb vorbelastet, spielte er bis zur Auswechslung eine solide Partie. Note 3
Anthony Barylla: Ein bisschen unsauber in der Anfangsphase, steigerte sich deutlich. Schnell, bissig und offensivstark. Note 2
Manuel Zeitz: Ruhig, souverän und wie immer völlig unaufgeregt. Der Kapitän gab über weite Strecken den Takt vor. Note 2
Tobias Jänicke: Der Mann für die entscheidenden Momente. Spielte mannschaftsdienlich, aber war teilweise auch unauffällig. Note 2-
Kianz Froese: Sein erster guter Startelf-Einsatz, nachdem er bisher als Joker überzeugte. Ein paar Fehler leistete er sich, insgesamt aber ein sehr positiver Eindruck. Note 2-
Mario Müller: Diesmal auf der linken Offensiv-Position eingesetzt, lieferte er ein starke Partie ab. Der Gesamteindruck wird geschmälert durch den Ballverlust vor dem 2:2. Note 3
Nicklas Shipnoski: Ging permanent in Eins-gegen-Eins-Situationen und suchte das Risiko. Nicht alles gelang, aber ein Tor und eine Vorlage sind eine optimale Ausbeute für das „Laufwunder“. Note 2
Sebastian Jacob: Seinen Einsatz für das Team kann man nicht hoch genug bewerten. Leider geht seine überragende Laufleistung ähnlich wie bei Shipnoski ein wenig zulasten der Effektivität. Note 3