Der 1. FC Saarbrücken liefert abermals ein berauschendes Spiel ab. Der „Lucky Punch“ gelingt gegen den SV Wehen Wiesbaden aber diesmal nicht.
Am Ende musste Lukas Kwasniok kräftig durchschnaufen. „Es war wieder einmal ein Spektakel. Hintenraus hätten wir sogar noch gewinnen können, aber das gelingt auch nicht jedes Mal“, sagte der Trainer des Drittligisten 1. FC Saarbrücken nach dem 3:3 gegen den Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden. Es war ein Tag der offenen Tür im Ludwigspark, mit zwei Mannschaften, deren Spielanlage unterschiedlicher nicht hätte sein können. Hier der dominante und laufstarke FCS, dort die mit langen Bällen und körperlicher Präsenz agierenden Wiesbadener. „So ist unsere Anlage, die werden wir auch nicht ändern“, sagte Kwasniok, dessen Team erstmals in dieser Saison drei Gegentore kassierte. Das Wiesbadener Modell mit langen Bällen auf Stoßstürmer Patrick Tietz ging auf. Die FCS-Verteidiger Steven Zellner und Boné Uaferro versuchten den 1,93-Meter-Mann zu doppeln, schufen damit aber Räume für die schnellen Wehener Außenstürmer. Zweimal konnte Maurice Mallone die Saarbrücker Führung im ersten Durchgang ausgleichen. Den Führungstreffer der Gäste abermals durch Mallone resultierte aber aus einem Fehler Uaferros. Ausgleichende Gerechtigkeit, weil auch Sebastian Jabobs Traumtor zum 1:0 ein Abwehrschnitzer der Gäste vorausging. Die beiden Kopfballtreffer von Nicklas Shipnoski zum 2:1 sowie Jacobs 3:3-Ausgleichstreffer waren allerdings in beeindruckender Weise herausgespielt. „Wir waren eigentlich die dominante Mannschaft. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und können zufrieden sein, aber die Gegentore sind zu einfach gefallen. Die lange Bälle von Wiesbaden hätten wir besser verteidigen müssen“, sagte Linksverteidiger Mario Müller. Die Frage, ob das Glas null halb voll oder halb leer ist, beantworte der 28-Jährige trocken: „Wenn man drei Gegentore kassiert, muss man am Ende mit einem Punkt leben. Es war trotzdem eine Leistung, auf der man weiter aufbauen kann.“
Gästetrainer Rüdiger Rehm sprach von einem „gerechten Unentschieden in einem Spiel, das viele Zuschauer verdient gehabt hätte. In der zweiten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass wir nach dem 3:2 das Ding nach Hause bringen können. Aber Saarbrücken hat vorne enorme individuelle Qualität und ist verdient zum Ausgleich gekommen. Das Ergebnis ist für beide Seiten gerecht.“
Beeindruckend, die Art und Weise, wie Kwasnioks Team nach Jacobs Ausgleich in der 73. Minute auf den Siegtreffer drängte. „Wir hatten dann noch einige kleinere Chancen, aber man hat nicht immer das Glück. Wir können mit dem Unentschieden zufrieden sein“, sagte Mittelfeldakteur Timm Golley. Verteidiger Uaferro gestand selbstkritisch ein, „dass wir bei den langen Bällen zu langsam im Kopf waren. Es ist schade, weil wir das Spiel eigentlich gut im Griff hatten. Aber der Punkt hilft uns weiter, wir haben eine harte englische Woche vor uns.“
Schon am Dienstag steht das Auswärtsspiel bei Türkgücü München an. Die Gastgeber hatten durch die Corona-bedingte Absage am Wochenende frei und können den Spitzenreiter entsprechend ausgeruht empfangen. „Das sind Dinge, die während dieser ungewöhnlichen Saison passieren können. Wir müssen das Beste daraus machen und haben schon gegen Dresden gezeigt, dass es geht“, sagte Kwasniok.
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Bekam vier Bälle aufs Tor, drei waren unhaltbar. Hatte ansonsten wenige Möglichkeiten, um sich auszuzeichnen. Note: 3
Mario Müller: Intensives Spiel für den Linksverteidiger, der offensiv stärker war als defensiv. Note: 3-
Steven Zellner: Wie die gesamte Viererkette, hatte auch er Probleme bei langen Bällen. Im Spielaufbau stark. Note: 3-
Boné Uaferro: Sehr unglücklicher Auftritt. Abgesehen von der generellen Defensivproblematik noch mit einem individuellen Fehler, der zum Tor führte. Note: 5
Anthony Barylla: Wie Müller auf der anderen Seite, permanent mit langen Bällen des Gegners beschäftigt. Auch für ihn ein undankbares Spiel. Note: 3-
Manuel Zeitz: Wieder einer der Besseren. Stark im Zweikampf, aber manchmal auch mit Problemen beim Zugriff in der Zentrale. Note: 3
Fanol Perdedaj: Ging weite Wege, etwas unglücklich bei der Entstehung zum 1:1. Nach der Umstellung als Rechtsverteidiger stark. Note: 3
Timm Golley: Abgesehen von seinen Lässigkeiten ein guter Auftritt. Grandiose Vorarbeit zum 2:1. Note: 2-
Nicklas Shipnoski: Erneut mit einem Tor. Vergab eine große Chance, auf links vielleicht nicht ganz so effektiv wie auf rechts. Note: 2-
Tobias Jänicke: Lange Zeit sehr unauffällig, aber mit schöner Vorarbeit zum 3:3. Note: 3
Sebastian Jacob: Überragender Auftritt des besten Saarbrückers. Zwei traumhafte Tore. Note: 1-
Maurice Deville: Kam nach 70 Minuten für Golley. Belebte das Angriffsspiel und hatte das 4:3 auf dem Fuß. Note: 3