Das Leben ist schön, zu kurz, hart – das liest man öfter. Giulia Beckers Roman aber heißt „Das Leben ist eins der härtesten". Die Autorin ist Jahrgang 1991, das Buch ist ihr Debütroman. Sie arbeitet im Autorenteam von Jan Böhmermann, was schon darauf schließen lässt, dass sie vermutlich über einen gewissen Wortwitz verfügt. Zu lesen war, dass Becker Leuten eine Stimme geben will, die unterrepräsentiert sind. Man solle sich andere Perspektiven anschauen.
Tatsächlich erzählt sie die Geschichte über mehrere Menschen, die in der westfälischen Kleinstadt Borken leben, mit viel bissigem Humor. Silke, Renate, Willy-Martin, Frau Goebels, Mutter Petra und erst recht nicht Zippo sind alles andere als vom Glück begünstigt. Ihr Leben ist eigentlich ein einziges Desaster, und mit nahezu jedem Schritt, den sie unternehmen, um sich aus ihrer Misere zu befreien, reiten sie sich fast noch schlimmer in ihr Elend. Doch sie sind Typen, Charaktere, deren Geschichte man mit Spannung verfolgt: Was stellen sie denn jetzt schon wieder an?
Der eigenen Lebensgeschichte dürften sie zu fremd sein, als dass man sich mit ihnen identifizieren könnte, auch das Mitleid hält sich in Grenzen.
Aus einer Laune heraus und auch weil ihr Leben so wenig Aufregend-Schönes zu bieten hat, folgt das seltsame Trüppchen dem Wunsch der alten Frau Goebels kurz vor ihrem Lebensende ins Tropical Island, einem Badeparadies, zu fahren.
Vermutlich ahnt der Leser schon, dass das nicht einfach ein entspannter Badeausflug wird. Chaos und Verwicklungen, absurde Situationen und paradoxe Begebenheiten sind vorprogrammiert. Die ungleiche Gesellschaft verbindet aber ihre Zuneigung und Verantwortung füreinander.
Da kann ein Badeparadies in Brandenburg schon mal zum Ziel der Träume werden. Kurzweilig erzählt, folgt man diesem Abenteuer, das wegen der ungewöhnlichen Marotten der Protagonisten, überraschende Dimensionen annimmt.