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WAS MACHT EIGENTLICH...

Claude-Oliver Rudolph in der TV-Serie „Rote Erde“, die Geschichte einer Bergarbeiterfamilie
Foto: imago images / United Archives

… Claude-Oliver Rudolph?

Als Bösewicht eroberte der 1956 in Frankfurt geborene Darsteller in den vergangenen vier Jahrzehnten das Film- und Fernsehpublikum und war 1999 sogar im Bond-Film „Die Welt ist nicht genug" zu sehen. Zudem arbeitet der 64-Jährige als Regisseur, Autor, Schauspieldozent und Synchronsprecher. Im Mai stellt er seinen Roman „Nakam – oder der 91. Tag" vor.

Die eine (Berufs-)Welt ist Claude-Oliver Rudolph nicht genug: Der vielseitige Schauspieler hat sich seit den 80er-Jahren als Schauspieler, Regisseur, Produzent, Autor, Moderator und Bühnenkünstler einen Namen gemacht. Auch wenn er derzeit, wie viele Kollegen, durch die Corona-Pandemie beruflich ausgebremst wird, will er seinem Job im möglichst vollen Umfang bald wieder wieder nachgehen. Wie sein früherer Mentor Rainer Werner Fassbinder stellt Rudolph die Frage: „Was soll ich denn sonst machen?" Denn man könne sich den Schauspiel-Beruf nicht aussuchen wie andere Jobs: „Das erwischt einen, meist in früher Jugend, und dann bleibt das halt." Er habe sich schon als Fünfjähriger dank „Tarzan" fürs Kino begeistert und dann mit 15 zusammen mit zwei Freunden seinen ersten Film gedreht. Zuletzt selbst im Film zu sehen war Rudolph 2019 in dem deutschen Thriller „Das Tal der Skorpione". Bereits seit elf Jahren spielt er den Bösewicht Bühler in der TV-Serie „SOKO Stuttgart" und übernimmt gelegentlich Gastrollen in anderen Serien. Bei Dreharbeiten zum „Großstadtrevier" verletzte er sich 2018 so schwer, dass nur eine Notoperation den Verlust zweier Finger verhindern konnte.

Claude Oliver Rudolph bei der Premiere des Kinofilms "Tal der Skorpione", in dem er den Bösewicht Rupprecht Knochenhauer mimt
Claude Oliver Rudolph bei der Premiere des Kinofilms "Tal der Skorpione", in dem er den Bösewicht Rupprecht Knochenhauer mimt - Foto: imago images / POP-EYE

Rudolph ist ein Arbeitstier: Er spielte in über 300 Kino- und Fernsehfilmen mit, arbeitete als Regisseur schon seit den 70er-Jahren für die bedeutendsten deutschen Bühnen, war Synchronsprecher, zum Beispiel für Mickey Rourke in „The Wrestler" und sprach im Atari-Spiel „Driver IV" den Bösewicht. Zudem hat er etliche Musikprojekte mit deutschen und internationalen Größen realisiert und ging mit der musikalischen Lesung „Nacht der Rebellen" auf Tour. Arbeit ist aber keineswegs Stress für ihn, sondern gehört zu einem befriedigenden Leben dazu. In den beiden vergangenen Jahren kümmerte sich Rudolph vor allem um seine Hans-Albers-Biografie „Der blonde Rebell" und seinen Holocaust-Roman „Nakam – oder der 91. Tag", der Ende Mai auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wird und für deren Preis er vorgeschlagen ist.

Rudolph ist ein Arbeitstier

Bis Anfang September 2020 stand Rudolph noch auf der Theaterbühne und war bei den Bad Hersfelder Festspielen in „Peer Gynt" und bei den Schlossfestspielen Hohenlimburg in „Ein seltsames Paar" zu sehen. Coronabedingt abgesagt wurden dann die ab September angesetzten Proben zu „Die Weiße Rose" am Schlosstheater Rheinland-Pfalz. So arbeitet Rudolph derzeit vor allem an der Musical-Version von „Der blonde Rebell", die mit der Gruppe U96 in Hamburg ebenso aufgeführt werden soll wie das Fantasy-Musical „Jules Verne, 20.000 Meilen unter dem Meer". „Hans Albers ist einer der wenigen Aufrechten in der Nazizeit und Jules Verne fasziniert mich –
neben Karl May und Wilhelm Busch – schon von Kindesbeinen an", begründet Rudolph gegenüber FORUM seine Motivation für die beiden Musical-Projekte. Auf Youtube könne man derzeit schon einen rund 30-minütigen Clip erleben.

Um sich von der beruflichen Anspannung zu erholen, braucht Rudolph keinen Urlaub im üblichen Sinne, denn Müßiggang ist nicht so seine Sache. Außerdem sei er wegen seiner Arbeit so viel in aller Welt unterwegs, dass er froh ist, immer wieder in seine kleine Provinz, nach Hautes Fagnes in der belgischen Eifel, zurückzukehren. Dort kann er die geliebte Natur genießen, denn er sei schon seit Kindertagen immer gern draußen gewesen. Oft sei er stundenlang mit seinem Hund „in Wald und Heide" unterwegs. Am Meer liebt es der Inhaber eines Steuermann-Patents, mit dem Boot dem Trubel an Land zu entfliehen. Sport spielt für den ehemaligen deutschen Judo-Meister auch heute noch eine große Rolle: „Ich trainiere jeden Tag", betont Rudolph. Seine Erfahrungen mit Kampfsport hat er seit einiger Zeit im „I-Defense-Zentrum Essen" in Selbstverteidigungskursen an Frauen weitergegeben: „Wegen Corona sind die Kurse derzeit aber komplett gecancelt. Ebenso meine Dozententätigkeit an verschiedenen Schauspielschulen." Er hofft, dass es damit und mit dem sehr vermissten Theater in diesem Frühjahr wieder weitergehen kann.

„Ein Hobby habe ich nicht"

Bis es so weit ist, arbeitet Rudolph überwiegend von zu Hause aus, denn: „Ein Hobby habe ich nicht!" Zwar schaue er auch ganz gern fern, aber er habe keine ausgesprochenen Schwerpunkte: „Ich bin ein bekennender Zapper. Sehr gerne schaue ich mir Tier-Dokus über Wölfe, Haie und Orcas an." Von den aktuellen Kollegen imponiere ihm besonders Gary Oldman, vor allem wegen dessen Rollen als „Churchill" und „Mank": „Ihm ist es vor allem gelungen, sich komplett von seinem Bad-Boy-Image zu lösen. So bleiben mehr Bösewicht-Rollen für mich übrig", spielt Rudolph gegenüber FORUM auf sein besonderes Talent für die Darstellung problematischer Charaktere an. Ehrenamtlich unterstützt er die Anerkennung von Diversität. Im Juni 2021 ist er beispielsweise als Key-Note-Speaker auf dem „m2w-Kongress" in Frankfurt zu sehen. „Mein besonderer Wunsch für das neue Jahr ist, dass wir alle gemeinsam wieder Theater und Konzerte erleben dürfen. Und dass in Israel Frieden herrscht." Mehr zu Rudolph bei Instagram: claudeoliverrudolph.

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