50 Jahre nach dem Élysée-Vertrag ist die deutsch-französische Freundschaft mit dem Aachener Vertrag erneuert und ausgebaut worden. Ein neuer Baustein ist ein Bürgerfonds, der eine Lücke schließt.
Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars … wer als Verein, Bürgerinitiative oder gar als einzelne Person für ein tolles deutsch-französisches Projekt öffentliche Unterstützung will, braucht einen langen Atem. Der bürokratische Antragsdschungel verlangt Durchhaltevermögen, Durchblick, Übersicht, um bloß nicht irgendeine Frist zu verpassen, und das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen. Mit dem deutsch-französischen Bürgerfonds soll das alles besser werden. Der Fonds verspricht unbürokratischen Aufwand, Transparenz, schnelle Bearbeitung und professionelle Hilfe. Das sagt Philipp Asbach vom Deutsch-Französischen Kulturrat in Saarbrücken. Er ist einer der 14 regionalen Berater in Deutschland und Frankreich, die dem Bürgerfonds Leben einhauchen sollen.
Die Idee dazu entstand bereits am 22. Januar 2019, als der Aachener Vertrag, auch Élysées 2.0 genannt, 50 Jahre nach dem ersten deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterzeichnet wurde. Vorrangiges Ziel ist es, Menschen aus beiden Ländern zusammenzubringen, die vorher gar nicht viel mit Frankreich respektive Deutschland zu tun hatten. „Hier können Projekte finanzielle Unterstützung erfahren, denen andere Förderungen eventuell verwehrt bleiben oder die sonst gar nicht realisiert würden", so Philipp Asbach, der sich um Anträge aus dem Saarland und der Region Grand Est kümmert, die im Westen Deutschlands an Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland grenzt. Die im Aachener Vertrag rundumerneuerte deutsch-französische Freundschaft soll nach dem Willen der deutschen und französischen Regierung alle Franzosen und alle Deutschen ansprechen und nicht nur Eliten oder immer die gleichen Gruppen.
Der Bürgerfonds, der zunächst einmal bis 2023 jedes Jahr mit 2,4 Millionen Euro paritätisch von deutscher und französischer Seite gespeist wird, gilt als probates Mittel, dieses Ziel zu erreichen. Seit April 2020 ist der Fonds startklar; Pech nur, dass der Start voll in die erste Pandemie-Welle fiel und Corona den gewünschten Begegnungen in Präsenzform zwischen Deutschen und Franzosen einen Strich durch die Rechnung machte, der zudem durch die zeitweise Grenzschließung ziemlich dick ausfiel und für teils massive Verärgerungen sorgte.
Trotz Pandemie Projekte angelaufen
Trotzdem seien erste Projekte umgesetzt worden, vor allem in digitaler oder Hybrid-Form, betont Asbach. So etwa ein Rückblick auf 40 Jahre Partnerschaft zwischen Mittelfranken und Aquitaine, die Europa-Fibel als Online-Projekt für künstlerische Treffen zwischen Deutschland und Frankreich, die Teilhabe im ländlichen Raum von Brandenburg und Okzitanien oder die deutsch-französischen Tage zur Philanthropie per Videokonferenz der Asko Europa Stiftung in Straßburg und Saarbrücken. „Die Themenbereiche können sehr unterschiedlich sein, entscheidend ist die Idee."
Derzeit ist der deutsch-französische Bürgerfonds organisatorisch beim deutsch-französischen Jugendwerk aufgehängt. Das soll sich aber künftig ändern und der Fonds soll zu einer eigenständigen Institution entwickelt werden. Die Pilotphase läuft bis 2022, danach erfolgt eine Evaluation durch die beteiligten Ministerien, in Frankreich das Außen- und Kulturministerium, in Deutschland das Bildungsministerium. Die sieben deutschen und sieben französischen Netzwerkmanager beraten die Antragsteller, entschieden wird über die Förderung eines Projekts in Paris beziehungsweise Berlin. Voraussetzung für die Arbeit der regionalen Berater ist die Verankerung in bereits bestehenden festen Strukturen wie der deutsch-französische Kulturrat. Die Förderhöhe kann je nach Bedeutung und Einzigartigkeit des Projekts sehr stattlich sein von bis zu 5.000 Euro, 10.000 und sogar 50.000 Euro. Dazu gibt es Sonderbudgets wie zum alljährlichen Geburtstag des Aachener Vertrags oder für Leuchtturmprojekte. Was förderungswürdig sei, könne mit den Regionalberatern zuvor besprochen werden. Lediglich reine Investitionskosten hätten von vornherein keine Chance, erklärt Philipp Asbach. Ansonsten müsse man noch nicht einmal beide Sprachen Deutsch und Französisch sprechen oder einen Partner in dem jeweiligen anderen Land haben, um ein Projekt finanziert zu bekommen. Lediglich sechs Wochen vor Start müsse alles eingereicht sein.
Es lohnt sich also durchaus mal drüber nachzudenken, ob ein Projekt im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft förderungswürdig ist. Angeblich war es wohl noch nie so einfach und unbürokratisch, Fördergelder zu erhalten.
Weitere Informationen unter: Deutsch-Französischer Kulturrat, buergerfondscitoyen@dfkr.org, www.dfkr.org