Er ist Traumschleife und Teil des Saar-Hunsrück-Steigs zugleich: der Kaltensteinpfad bei Lebach. Der fast acht Kilometer lange Rundweg gilt als mittelschwer und führt unter anderem durch einen „Märchenwald".
Die ersten paar hundert Schritte sind geschafft, und ich beginne mich zu fragen, warum der Weg denn nun als Premiumwanderweg gilt. Doch nach den eher unspektakulären ersten rund 500 Metern auf dem Kaltensteinpfad mehren sich die Anzeichen, woher die 64 Erlebnispunkte stammen, die ihm das Deutsche Wanderinstitut bescheinigt. Eine Wassertretanlage, die derzeit vermutlich wegen der Witterung nicht in Betrieb ist, und historische Grenzsteine sind zu sehen. Letztere wurden 1762 gesetzt, um die Grenzen zwischen Lebach und Nassau-Saarbrücken zu markieren, wie gut platzierten Erklärtafeln zu entnehmen ist.
Ebendort, in Lebach, ist auch der offizielle Einstiegspunkt der rund 7,8 Kilometer langen Tour, die als mittelschwer eingestuft ist. Genauer gesagt kann man am Sport- und Freizeitzentrum in der Dillinger Straße 71, unweit der Landesaufnahmestelle, parken und losmarschieren. Recht zügig kommt man an eine Gabelung, die einem die rechte Laufrichtung vorschlägt. Diesen Vorschlag zu beachten, betrachte ich im Nachhinein auch als äußerst sinnvoll, da man so besser in den kompletten Genuss des Rundwegs kommt.
Hat man Wassertretanlage und Grenzsteine passiert, folgt der erste Anstieg. Hier geht es auf etwa einen Kilometer rund 100 Meter hoch, was also mit einigermaßen Kondition gut zu schaffen ist. Gerade im Winter schauen einige der mächtigen, aber gerade kahlen Buchen aus wie eingefallene Hände, die dem Anstieg einen schön bizarren Anstrich geben. Nach einem ersten entspannenden Panoramablick auf Lebach geht es weiter zu einer historischen Pferdetränke. Diese wurde 1940 etwas versteckt angelegt und diente vermutlich den Pferden der Kaserne an der Dillinger Straße zur Versorgung mit frischem Quellwasser.
Panoramablick und Pferdetränke
Auch diese Infos entnehme ich den sehr prominent angebrachten und sehr leserlich gehaltenen großen hölzernen Tafeln. Überhaupt stelle ich generell erfreut fest, dass der Weg sehr gut beschildert ist. Das kommt dem Wanderer unter anderem deswegen zugute, weil er erfährt, dass die kleine Grotte gleich daneben ein alter Meiler ist. Es hilft aber auch ein paar Meter weiter – denn da wird man darauf hingewiesen, dass Radfahrer kreuzen können.
Der Grund: Der Verein Gravity Team Hoxberg legt in Zusammenarbeit mit dem Saarforst einen Mountainbiketrail an. Der führt teilweise einladende Namen wie „Chainsaw 2.0", dennoch zeigen sich die Mitglieder auf Vorsicht bedacht. Auf der Facebookseite weisen sie darauf hin, dass man zu Corona-Zeiten noch stärker darauf achten soll, Verletzungen zu vermeiden. Und auch die Hinweise, auf Tiere Rücksicht zu nehmen und keinen Müll zu hinterlassen, machen für alle Waldnutzer Sinn. Und so passieren mich auch bei meiner Tour einige Radler und fahren den Trail hinab.
Auch ein wichtiger Tipp, der auf dem Kaltensteinpfad öfter zu lesen ist: „Bei Nässe Rutschgefahr". Noch mal das Profil der Schuhe zu überprüfen, macht nämlich auf dem zweiten Abschnitt der kurzweiligen Tour erst recht Sinn. Denn nach den bislang geschafften etwa 100 Höhenmetern geht es auf etwa einen Kilometer erst mal rund 70 Meter bergab. In diesem rund zehn Hektar großen „Märchenwald" genannten Abschnitt lässt man der Natur ihren freien Lauf, nachdem dort Orkane wüteten. „Vivian" und „Wiebke" hatten 1990 Teile des Nordhangs des Hoxberges zerstört. Eine erneut sehr informative Tafel klärt mich darüber auf, dass auf der so entstandenen Freifläche im Schnitt 13 verschiedene Baumarten und jährlich etwa 26.000 junge Bäumchen wachsen.
Ein Stollen mit Fledermäusen
Doch nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg. Und so geht es – wie es sich für einen Märchenwald gehört – vorbei an sich kräuselnden Moosen, abgestorbenen Baumriesen und fast zwei Meter hohen Farnen einen mehr oder minder befestigten Anstieg hoch und kurz wieder hinunter. An einem Feuchtbiotop überquere ich den kleinen Bachlauf per extra angelegtem Knüppeldamm, bei dem im Winter ebenfalls wieder gilt: Vorsicht, Rutschgefahr! An dieser Stelle kann man kurz innehalten, den Radfahrern und Walkern zuschauen, die hier öfter kreuzen und sich mental vorbereiten für den Höhepunkt der schönen Tour: der Anstieg auf den Hoxberg. Etwa 160 Meter auf rund 1,24 Kilometern gilt es dabei, hochzukraxeln. Etwas Ausdauer und Kondition sind hier durchaus gefragt. Man kann aber an kleinen Kreuzungen – an einer befindet sich auch eine gut in Schuss gehaltene Wanderhütte – immer mal wieder durchatmen. Oben dann wird man mit einer luftigen Aussicht über Lebach belohnt, die bei entsprechender Wetterlage bis zum Schaumberg mit seinem weißen Turm reicht. Ein Funkmast auf dem Hoxberg-Plateau dient als Wegmarke, in unmittelbarer Nähe gibt es noch eine Motorcrossbahn, die vom örtlichen Zweirad-Club angelegt wurde. Einige Meter geht es an einem Stollen mit Fledermäusen vorbei bergab, und erneut muss man wegen feuchtem Laub etwas aufpassen. Doch hier kann man sich an einem starken Seil, das als Handlauf dient, festhalten und kommt zur nächsten historisch interessanten Station: Am Ortsrand von Zollstock liegt das ehemalige Lager des Reichsarbeitsdienstes. Wo während der Nazizeit 180 Zwangsarbeiter am Westwall arbeiteten, befindet sich heute ein kleiner Platz mit einer Grillhütte.
Es folgt ein weiterer kleiner Anstieg, der zum namensgebenden Kaltenstein führt. Diese keltische Kultstätte ist eine feste Mischung aus Kieselsteinen und Sandstein, die vor rund 270 Millionen Jahren gebildet wurde. Laut einer Sage liegt darunter ein von Druiden vergrabener Schatz, der von Zwergen bewacht wird. Ich sehe leider weder das eine noch das andere, sondern nur das Ende der kurzweiligen Tour. Die Traumschleife Kaltensteinpfad ist von der Tourismuszentrale Saarland mit drei Stunden veranschlagt. Ich selbst habe den Rundweg bei einem Schnitt von 4,0 Stundenkilometern und mit einer kleinen Extraschleife in ziemlich genau zwei Stunden geschafft.