Nach sechs Spielen ohne Niederlage hat es auch den 1. FC Saarbrücken wieder erwischt. Die 1:2-Niederlage gegen den FSV Zwickau kam äußerst kurios zustande.
Wer davon geträumt hatte, dass der 1. FC Saarbrücken noch in den Aufstiegskampf eingreifen könnte, muss sich seit der 1:2-Niederlage gegen den FSV Zwickau eines Besseren belehrt sehen. „Wir haben 25 Minuten herausragend gespielt und drei gute Chancen gehabt. Wenn man die nicht macht, muss man sich gegen Zwickau nicht wundern. Gegen die bekommst du keine zehn Chancen pro Spiel“, sagte Trainer Lukas Kwasniok nach 94 aufreibenden Fußball-Minuten. Doch weder Minos Gouras noch Anthony Barylla trafen für den 1. FCS, der im ersten Abschnitt eigentlich alles im Griff zu haben schien. Doch die Taktik, den Gegner durch sicheres Kurzpassspiel aus der Reserve zu locken, ging unmittelbar nach der Pause schief. Ein Risiko-Pass von Torwart Daniel Batz wurde von Abwehrchef Steven Zellner vertändelt und die darauf folgende Einladung zum Foul wurde von Zwickaus Angreifer Manfred Starke dankend angenommen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Morris Schröter sicher und als Ronny König nach 79 Minuten eine Schläfrigkeit der FCS-Abwehr nach einem Eckball ausnutzte, schien die Partie entschieden. Doch der FCS verkürzte durch Boné Uaferro zum 1:2 und hatte in den Schlussminuten richtig Pech, dass der schwache Schiedsrichter Mitja Stegemann zunächst ein klares Handspiel des Zwickauers Starke übersah und schließlich Gouras mit einem tollen Drehschuss das Gästetor nur knapp verfehlte. „Am Ende haben wir 2:1 verloren und ich weiß eigentlich nicht warum“, war Kwasniok ratlos.
Nun muss der FCS zum Abschluss einer englischen Woche zum souveränen Tabellenführer Dynamo Dresden reisen und der Kräfteverschleiß innerhalb des relativ alten und mit vielen verletzungsgeplagten Akteuren Kaders macht sich bemerkbar. Das Abwehr-Duo Steven Zellner und Marin Šverko ist auf der Suche nach der Hinrundenform, zu allem Überfluss muss Boné Uaferro, gegen Uerdingen und Zwickau bester FCS-Verteidiger, nach seiner Ampelkarte gegen Zwickau zuschauen. Im Mittelfeld wirken Luca Kerber und Tobias Jänicke überspielt, doch Fanol Përdedajs körperliche Verfassung lässt keine zwei Spiele innerhalb von vier Tagen zu. Kianz Froese ist als Einwechselspieler eine Waffe, als Startelfspieler hat er nach wie vor Probleme. Und Publikumsliebling Markus Mendler mangelt es an dem für diese Liga erforderlichen Defensivverhalten, zudem soll seine Trainingsleistung seit Wochen dürftig sein.
Mit 44 Punkten elf Spieltage vor dem Ende steht der 1. FCS an und für sich gut da. Doch die Stimmung ist wieder einmal gefühlt schlechter als die Realität. So ärgerte sich Trainer Kwasniok massiv über kritische Bemerkungen von der Tribüne. „Wenn schon keine Zuschauer da sind, sollten die, die da sein dürfen, das Team unterstützen und ihm nicht in den Rücken fallen“, sagte Kwasniok gegenüber dem „Saarländischen Rundfunk“.
Immerhin hat der Verein nun Planungssicherheit. Die kommt zur rechten Zeit. Denn neben der ungeklärten Trainerfrage sind einige Kader-Baustellen zu bearbeiten. Gerade jüngere Spieler haben sich in den Fokus anderer Vereine gespielt. Verteidiger Anthony Barylla zögert mit einer Unterschrift, auch weil dem Vernehmen nach die Drittligaspitzenclubs Dresden und Rostock ein Auge auf ihn geworfen haben. An Top-Scorer Nicklas Shipnoski sind zahlreiche Zweitligisten interessiert und auch Innenverteidiger Marin Šverko könnte den Verein gegen eine vertraglich fixierte Ablösesumme verlassen. Viele in der Mannschaft warten auf ein Signal, wer sie in der kommenden Saison trainieren wird. Bekannte Namen wie Alois Schwartz, Stefan Krämer oder Thorsten Lieberknecht gelten finanziell jedenfalls als nicht realisierbar.
FORUM-Einzelkritik
Daniel Batz: Zunächst wenig gefordert, dann mit zuviel Risiko beim ersten Gegentor. Ansonsten sicher. Note 3-
Mario Müller: Als linker Mann in der Fünferkette mit viel Platz, den er zu selten nutzte. Note 4
Marin Šverko: Nach wie vor auf der Suche nach seiner Hinrundenform. Wirkt nicht richtig fit. Note 4
Boné Uaferro: Wie schon gegen Uerdingen bester Mann in der Abwehrkette. Zu ungestüm beim Feldverweis. Note 2-
Steven Zellner: Seine Fehler summieren sich und kosteten mittlerweile im Saisonverlauf zu viele Punkte. Note 5
Anthony Barylla: Wie gegen Uerdingen mit vielen Stockfehlern. Auch er wirkt überspielt. Note 4
Manuel Zeitz: Versuchte Ruhe und Struktur ins Spiel zu bringen. Defensiv okay, offensiv weniger. Note 3-
Luca Kerber: Positiv: Seine Fehlerquote ist gering. Allerdings ist der Kräfteverschleiß deutlich zu bemerken. Note 4
Tobias Jänicke: Bemüht, aber ein Schatten seiner Hinrundenform. Note 4-
Julian Günther-Schmidt: Emsig und laufstark, aber in vielen Situationen sehr unglücklich. Note 4-
Minos Gouras: Torgefährlich, aber mit vielen Pausen im Spiel. Note 3-
Einwechselspieler (mit mehr als 20 Minuten Spielzeit):
Jayson Breitenbach: Kam für Müller auf der linken Seite und sorgte dort für Belebung. Note 3
Sebastian Jacob: Engagiert, aber nicht wirklich torgefährlich. Note 4
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