Die Winzer an der Mosel waren 2020 mal wieder zufrieden. Auch auf das Weingut Vols in Ayl an der Saar trifft diese Bilanz zu. Winzer Helmut Plunien hat auch alles dafür getan, dass seine Moste unter den besten Bedingungen in die Gärung kamen.
Eine etwa zehn Prozent höhere Ertragsmenge als im vergangenen ertragsschwachen Jahr 2019 konnte das Weingut Vols verzeichnen. Die Trauben waren gesund mit Mostgewichten um 85 Oechsle und teilweise höher. Der Säureanteil seiner 2020er Moste lag bei angenehmen 7,5 bis 10,5 Gramm pro Liter.
Helmut Plunien, vormals Weingutsdirektor im fränkischen VDP-Prädikatsweingut Bürgerspital Würzburg, kam 2010 zurück an die Saar und übernahm das alteingesessene Ayler Weingut Altenhofen. Er und seine aus Franken stammende Frau Claudia sind bekannt für ihre schlanken, filigranen Riesling-Weine. Die Reben, die in den besten Lagen Ayler Kupp, Wiltinger Braunfels und Schlangengraben, Schonfels, Scheidter Berg und Rauhberg wachsen, sind fast alle mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Auch finden sich viele hundertjährige Rebstöcke in den Spitzenlagen und diese haben der Reblaus zu Beginn des 20. Jahrhundert standhaft getrotzt.
Kellermeister mit eigener Stilistik
Der Winzer pflegt seine Rebanlagen, etwa 7,5 Hektar, in Zusammenarbeit mit Ehefrau Claudia, den Töchtern Ina und Anne Plunien und einigen wenigen Helfern aus der dörflichen Nachbarschaft. Er verzichtet weitgehend auf den Einsatz von Pestiziden, begrünt seine Steillagen-Rebzeilen mit der Einsaat von Wildkräutern zur Verbesserung der Biodiversität und fördert somit gezielt die Populationen von Wildbienen und Insekten im Weinberg. „Die Anlage von grünen Korridoren, gerade in den Steillagen, ist äußerst wichtig, um sogenannten Bestäuber-Insekten das nötige Habitat zu bieten. Wir Winzer müssen längst umdenken, denn die wirtschaftliche Lage einer Ertragswirtschaft, wie es der Weinbau einmal ist, erfordert in Zeiten der Klimaveränderung gezielten Einsatz zum Erhalt der Naturlandschaft, wenn auch der Weinbau eine typische Monokultur darstellt."
Der Winzer Helmut Plunien stammt von einem Wiltinger Weingut ab. Seit Generationen befindet sich die Spitzenlage Wiltinger Braunfels, von der sich der Weingutsname Vols ableitet, in Familienbesitz. Der Braunfels grenzt direkt an die weltberühmten Premiumlage Scharzhofberg. „Seit 2010 sind wir kontinuierlich mit Topweinlagen in Wiltingen und Ayl gewachsen, doch die momentane Fläche wollen wir nicht weiter ausbauen. Alles soll von uns ohne ein Heer von Helfern zu bewirtschaften sein. Lediglich zur Weinlese kommen Nachbarn und Freunde, auch aus dem Saarland, um uns wie 2020 bei etwa 22 Lesetagen zu helfen. Bei uns wird jede Traube von Hand gelesen und hinterher schonend verarbeitet."
Plunien, ausgebildeter Küfer und Diplom-Ingenieur für Weinbau und Kellerwirtschaft, ist bekannt als penibler Kellermeister mit eigener Stilistik. Riesling-Enthusiasten mögen seine spontan vergorenen Weine. Bei Privatkunden und dem Fachhandel sind seine Weine sehr gefragt und werden schon seit Jahren von Robert Parker, „Gault Millau", „Weinführer Eichelmann", „Mosel Fine Wines", „Der Feinschmecker" und „Vinum Weinguide" ausgezeichnet. „Der Feinschmecker" zählt das Weingut Vols auch 2020 wieder zu den besten Weingütern Deutschlands. 2020 stiegt es in die Drei-Sterne-Kategorie des „Vinum Weinguide Deutschland" und „Eichelmann Weinführer" auf.
„Unsere Reben wachsen auf rotem und blauem Devonverwitterungsschiefer, teilweise mit Quarzit-Adern durchzogen, die unseren Weinen außerordentliche Mineralität und Eleganz mitgeben", sagt Plunien. „Unsere Weine sind alkoholreduziert, schlank und bestechen durch eine ausgeprägte Frucht gepaart mit angenehm strukturierter Säure und feiner Fruchtsüße. Ein langer Nachhall am Gaumen verlangt meist nach einem weiteren Schluck", sagt Plunien grinsend.
Riesling Kabinett aus uralten Reben
In den teils sehr steilen Schieferlagen wachsen zu 80 Prozent Riesling, weiterhin die Rebsorten Weiß- und Spätburgunder, Chardonnay, Pinot Meunier (Schwarzriesling), Sauvignon blanc und seit Neuestem die Sorte Gelber Muskateller, als dessen Freund sich Helmut Plunien outet. Die Arbeitsweisen des Winzers Plunien orientieren sich an ökologischen und biodynamischen Prinzipien. Die Vergärung der Moste geschieht spontan mit Weinbergs- und Kellerhefen, deren Dauer abhängig von der Temperatur der Moste ist. Ein önologisches Verfahren, das sich anders als die Reinzuchthefen-Vergärung verhält und das Terroir des Weinberges erkennen lässt. Die spontane Methode, die noch vor einigen Jahrzehnten überall üblich war, wird heute als Novum erklärt.
Plunien verzichtet in der Zukunft auf Geschmacksangaben bezogen auf die Restzuckermenge im Wein, sondern bezieht die Merkmale seiner Kreszenzen auf die sensorischen Eigenschaften. Seine ohnehin schon stark an Champagner erinnernden Schaumweine werden nach den Vorgaben der Champagne-Methode ausschließlich aus den Rebsorten Chardonnay, Pinot Meunier und Pinot Noir gekeltert. Den ersten Schaumwein Blanc de Blanc aus der Chardonnay-Rebe wird es dann etwa 2025 geben. In diesem Frühjahr bietet das Weingut Vols in limitierter Auflage einen Riesling Kabinett aus dem Wiltinger Schlangengraben an, deren Reben im Jahr 1920 gepflanzt wurden. Vols bekomm’s!