Der 1. FC Saarbrücken überzeugte beim 1:1 in Dresden fast auf ganzer Linie. Zum Sieg reichte es dennoch nicht. Am Freitag kommt Viktoria Köln.
Die Uhr schlug 15.52 im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion, da hatte Schiedsrichter Franz Bokop doch noch sein Erfolgserlebnis. Nach exakt dreiminütiger Nachspielzeit beendete der Mathe-Lehrer aus Niedersachsen die Partie zwischen Dynamo Dresden und dem 1. FC Saarbrücken und traf damit eine seiner wenigen richtigen Entscheidungen. Es war ein Spitzenspiel, darin waren sich hinterher beide Trainer einig, aber es war eines, das einen besseren Schiedsrichter verdient gehabt hätte.
Erstmals negativ in Erscheinung trat der 31-Jährige kurz vor der Pause. Da hatte die SG Dynamo ihre einzig nennenswerte Chance nach einem Freistoß, bei dessen Entstehung die TV-Bilder eindeutig belegen, dass kein Foulspiel vorgelegen hatte. Nachdem die FCS-Abwehr diese Situation klären konnte, wurde Kapitän Manuel Zeitz am eigenen Strafraum vom Dresdner Ransford Königsdörffer umgesenst. Konsequenz des Schiedsrichters: Der Halbzeitpfiff und die Gelbe Karte für Saarbrückens Julian Günther-Schmidt wegen Reklamierens.
Führung durch Zeitz hielt nur vier Minuten
Man muss dem FCS ankreiden, dass er es dem Unparteiischen leicht machte. Drei Gelbe Karten – eine fürs Ballwegwerfen (Perdedaj), eine weitere für eine Schwalbe (Jänicke) sowie die bereits erwähnte für Günther-Schmidt – waren nicht besonders clever bei einem Schiri, der pedantisch auf alles reagierte, was nur am Rande mit dem Spiel zu tun hatte. Nach der Pause wurde es dann turbulent. Zunächst brachte der bereits mit Gelb vorbelastete Dresdner Tim Knipping den Saarbrücker Minos Gouras im Strafraum zu Fall, was Schiri Bokop aber nicht ahndete. „Er trifft mich oben und unten. Das ist ein ganz klarer Elfmeter", sagte Gouras kopfschüttelnd.
Kapitän Zeitz brachte den FCS wenig später dennoch in Führung (58.), Pascal Sohm glich nur vier Minuten später nach feiner Vorarbeit Königsdörffers aus. Zuvor wurde dem aufgerückten FCS eine Kontersituation abgepfiffen. Zu Unrecht übrigens. Denn die TV-Bilder belegen, dass es keine Abseitsposition war. Der Dresdner Angriff war allerdings dann auch perfekt zu Ende gespielt. „Es ist schade, dass wir die Führung nicht länger halten konnten. Hätten wir das geschafft, wäre Dresden sicherlich nervös geworden", sagte Verteidiger Anthony Barylla. Nach dem Ausgleich ging es hin und her, und nach 77 Minuten musste FCS-Torwart Daniel Batz sein ganzes Können aufbieten, um einen Kopfball von Tim Knipping zu entschärfen. Der hatte seinen Gegenspieler Zeitz allerdings zuvor mit zwei Händen weggestoßen, auch das sah der Schiedsrichter nicht. „Wir haben da im Moment nicht wirklich viel Glück. Aber das wird sich auch wieder ausgleichen", wollte Coach Kwasniok keine großen Worte zum Unparteiischen verlieren, „aber es ist schon ein bisschen verrückt, dass fast alle gefährlichen Aktionen des Gegners nach Fehlentscheidungen entstanden sind." Dennoch überwog beim 39-Jährigen die Zufriedenheit über den Auftritt seiner Mannschaft: „Wir haben mit dem Ball vielleicht nicht unser allerbestes Spiel gemacht. Aber wir haben fast alles wegverteidigt und am Ende ist ein Punkt in Dresden aller Ehren wert."
„Ein Punkt in Dresden ist aller Ehren wert"
Der überragende Kapitän Manuel Zeitz konnte sich der Analyse seines Trainers dann nur anschließen. „Ein bisschen was hat zum Sieg gefehlt. Aber wir haben insgesamt ein gutes Spiel gemacht." Nach dem Unentschieden beim Tabellenführer hat der FCS mit 45 Punkten den Klassenerhalt nun wohl auch rechnerisch schon vorzeitig perfekt gemacht. Dass dies dem Aufsteiger so frühzeitig gelungen ist, ist zumindest für Dresden-Trainer Markus Kauczinski keine Überraschung: „Saarbrücken ist eine ganz starke Mannschaft und hat hier verdient einen Punkt mitgenommen." Am Freitag trifft der Aufsteiger auf Viktoria Köln, bevor die Länderspielpause ansteht. Zeit, für die vielen angeschlagenen Akteure, wieder fit zu werden. Zeit, aber auch für die sportlich Verantwortlichen, Licht ins Dunkel der Trainersuche zu bringen. Denn die Aussage des Sportdirektors Jürgen Luginger gegenüber Magenta Sport, dass man „keinen Druck" habe, hat den einen oder anderen Spieler doch überrascht. Spieler mit auslaufenden Verträgen wollen wissen, wer sie nächstes Jahr trainieren wird. Andere, die zwar unter Vertrag stehen, aber Ausstiegsklauseln für höherklassige Clubs haben, warten ebenfalls auf ein Signal, wie die personelle und sportliche Perspektive für die kommende Saison sein wird. Tobias Jänicke wird gegen Viktoria Köln aufgrund seiner fünften Gelben Karte fehlen, was die Personallage nicht einfacher macht.
Nach Dresden reiste der FCS erstmals in dieser Saison nur mit 17 Mann an. „Es wird eine Herausforderung sein, die, die zur Verfügung stehen, wieder halbwegs frisch zu bekommen", sagte Trainer Kwasniok.