Der direkte Durchmarsch wird dem 1. FC Saarbrücken wohl nicht mehr gelingen. Aber die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal ist ein erstrebenswertes Ziel. Dafür muss die Mannschaft aber defensiv stabiler werden.
Lukas Kwasniok brachte es wieder einmal auf den Punkt: „Wir brauchen uns nicht selbst froh zu machen. Wir bekommen eindeutig zu viele Gegentore", sagte der sichtlich bediente Trainer des 1. FC Saarbrücken nach der 2:3-Heimniederlage gegen Viktoria Köln. Wie ein roter Faden zieht sich die Problematik durch die dennoch erfolgreiche Saison des Aufsteigers. Kein Team der Liga gibt so oft Führungen ab, kein Team leistet sich so viele leichte Gegentreffer. Spielerisch ist die Mannschaft immer in der Lage, einen Gegner zu ärgern. Das war beim 1:1 in Dresden so, das war auch gegen die spielstarken Gäste aus der Domstadt so. Doch was nutzt der Offensiv-Zauber, wenn hinten Tag der offenen Tür ist? „Wir waren teilweise naiv, teilweise kindlich", haderte Kwasniok nach der höchst überflüssigen Niederlage. Beim Stande von 1:0 rückte sein Team unnötigerweise viel zu weit auf. Nur kurz nach dem Ausgleich überboten sich Kapitän Manuel Zeitz und Innenverteidiger Marin Šverko im eigenen Strafraum an Unzulänglichkeiten. Plötzlich führten die Gäste mit 2:1, und selbst der Ausgleichstreffer von José Pierre Vunguidica in der 82. Minute brachte keine Ruhe. Der FCS drückte auf den Siegtreffer und rannte blind ins Verderben. Ein unnötiges Dribbling Šverkos, keinen Zugriff auf der Außenbahn und schläfriges Verhalten in der Box. Am Ende jubelten die Gäste. „Es ist kaum zu fassen, welch billige Gegentore wir bekommen. Jeder Querpass durch den Strafraum ist eine hundertprozentige Chance für den Gegner", tobte der starke Torwart Daniel Batz.
Aufstiegsträume sind ausgeträumt
Die Aufstiegsträume, die der eine oder andere im Umfeld nach dem Zwischenspurt hatte, sind jedenfalls ausgeträumt. Doch die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal mit dem vierten Platz ist immer noch in Sichtweite. Doch dafür muss Kwasniok nun defensive Lösungen finden. Nur zweimal im Kalenderjahr 2021 spielte der FCS zu null – gegen die Abstiegskandidaten Lübeck und Unterhaching. Die kommende Partie beim SV Wehen Wiesbaden wird richtungsweisend. Danach kommt Türkgücü zum Aufsteigerduell, bevor die Derbys beim 1. FC Kaiserslautern und gegen Waldhof Mannheim anstehen. Vom Ausgang gerade dieser beiden Partien wird maßgeblich abhängen, ob die Saison auch emotional zufriedenstellend zu Ende gehen wird. Hinter den Kulissen geht es derweil um die Planungen für die kommende Spielzeit. Verteidiger Anthony Barylla hat ein Vertragsangebot vorliegen, allerdings nicht nur vom FCS. Der 23-Jährige hat sich Bedenkzeit erbeten. Bei anderen Personalien möchte die sportliche Leitung abwarten, welche Empfehlung der Trainer der kommenden Spielzeit zu ihnen abgeben wird. Noch schwingt Lukas Kwasniok das Zepter beim FCS. Seine Entscheidung, das Vertragsangebot des FCS abzulehnen, hat die Verantwortlichen überrascht. Seitdem wird sondiert und gesucht. Verbunden immer noch mit einer diffusen Rest-Hoffnung, Kwasniok könnte es sich doch noch anders überlegen.
Sportchef Jürgen Luginger und Vizepräsident Dieter Ferner haben sich schon einmal festgelegt, dass eine erfahrene Lösung präferiert wird und deswegen jüngeren Bewerbern wie Rüdiger Ziehl nach mehreren Gesprächen abgesagt. Doch die, die in der 3. Liga bereits erfolgreich gearbeitet haben, sind in aller Regel kostspielig. Aus diesem Grund hat der Uerdinger Trainer Stefan Krämer bereits abgewunken. Immer wieder fällt der Name Alexander Schmidt im Umfeld der sportlichen Leitung. Der 52-Jährige war zuletzt ein halbes Jahr bei Türkgücü mit ordentlicher Bilanz, davor aber in Österreich, Regensburg und bei 1860 München nur mäßig erfolgreich. Eine komplette Saison hat er übrigens auch noch nicht zu Ende gebracht. Die Trainersuche eines Profivereins gleicht dabei einem Puzzlespiel. Nicht alle Kandidaten, die sich selbst ins Gespräch bringen, sind auch solche, die für den Verein infrage kommen. Überliefert wird, dass sich der frühere Kaiserslauterer Trainer Konrad Fünfstück über die Situation beim FCS erkundigt hat. Das heißt aber nicht unbedingt, dass er auch Chancen hat, den Job zu bekommen. Interesse an einem Engagement im Saarland hat auch Thorsten Ziegner, der die 3. Liga aus Zwickau und Halle kennt. Auch wenn die Vereinsspitze offiziell keine Wasserstandsmeldungen abgibt, ist er einer der Kandidaten in der engeren Wahl.
Spekulationen um Trainernachfolge
Ein anderer ist Christian Preusser, der bei der U23 des SC Freiburg höchst erfolgreich arbeitet und dort im Sommer aufhört. Abgeklopft wurde ebenfalls, ob Uwe Koschinat (zuletzt SV Sandhausen) doch in die 3. Liga wechseln würde. Bislang hat er dies ausgeschlossen. Neu in der Kandidatenriege ist Ismail Atalan, der aber zuletzt beim Halleschen FC wenig erfolgreich war. Auch Kosta Runjaic ist einer, dessen Namen immer wieder mal fällt. Er steht für einen modernen Spielstil und verfügt bereits über Erfahrung. Sein „Problem": Er steht beim polnischen Erstligisten Pogon Stettin in einem gut dotierten Arbeitsverhältnis. So ist derzeit nur eines klar: Während der Länderspielpause ist die Trainerfrage noch völlig offen.