Der umstrittene französische Herrscher soll nicht nur auf den Schlachtfeldern sehr aktiv gewesen sein, sondern auch in diversen Betten. Napoleon und die Frauen – eine ganz eigene Geschichte.
Napoleon war gar nicht so klein. Laut Forschungen unterschied sich die Körpergröße des revolutionären Diktators vom Durchschnitt seiner Zeitgenossen nicht wesentlich. Größer als geahnt war auch der libidinöse Hunger des ehemaligen Kaisers der Franzosen. Joséphine de Beauharnais soll mit ihrem Charme sowohl die Reichen und Mächtigen als auch das Volk bezirzt haben. Napoleons ihr gegenüber völlig ergebene Liebe sowie die Fähigkeit, sie zum Lachen zu bringen und die mit schönen Worten ausformulierten Briefe überzeugen sie. Am 9. März 1796 wird geheiratet. Während er auf den Schlachtfeldern wütet, pflegt sie ihren ausschweifenden Lebensstil und neue Männerbekanntschaften. Ihre Beziehungen zum Ancien Règime sollen dabei geholfen haben, den Staatsstreich des 18. Brumaire VIII umzusetzen – Napoleons großer Schritt zum Alleinherrscher. Sie gilt sogar als treibende Kraft bei der Wiedereinführung der eigentlich 1794 abgeschafften Sklaverei in Frankreich. Der Grund? Die Zuckerrohrplantage ihrer Eltern auf Martinique sei ohne Sklaven nicht mehr zu betreiben gewesen.
Abserviert wegen Kinderlosigkeit
Doch bald schon wirft sich ein Schatten auf die Ehe: das Thronfolgeproblem. Joséphine, seit 1804 Kaiserin der Franzosen, gebärt ihrem Gemahl keine Kinder. Machtmensch und Diktator Napoleon sägt seine Frau schließlich ab, und die Scheidung tritt am 10. Januar 1810 in Kraft. Sie zieht sich auf ihr Schloss Malmaison bei Paris zurück und stirbt 1814 an einer vereiterten Kehlkopfentzündung, einer geschwollenen Luftröhre und starken Lungenblutungen.
Bereits etwa sechs Wochen nach Inkrafttreten der Scheidung schreibt Napoleon einen Brief an Franz I., Kaiser von Österreich und Vater von Marie-Louise von Österreich, der Habsburger Prinzessin. In dem Brief hält Napoleon um deren Hand an. „Nur ihn zu sehen wäre bereits die schlimmste Form der Folter", soll sie gesagt und ihn als „Antichrist" bezeichnet haben. Sie soll sogar eine Puppe besitzen, an der sie ihren Hass Napoleon gegenüber auslässt. Dennoch scheint sie sich schließlich ihrem Schicksal und den strategischen Überlegungen ihres Hauses und denen von Napoleon zu ergeben: Ein Bündnis zwischen dem Kaisertum Österreich und Frankreich soll geschaffen werden. Die offizielle Zeremonie wird am 1. April 1810 in der Louvres-Kapelle vollzogen.
In den wenigen Wochen vom Heiratsantrag bis zur Hochzeit scheint Marie-Louise eher Spielball denn menschliches Wesen zu sein. Mit dem Antrag wird ein Marschall betraut, und als Gatte fungiert ein Stellvertreter, der sich Mitte März zwölf Trauringe ansteckt, da keiner so genau weiß, welche Fingergröße Napoleon hat. Marie-Louise versucht, ihre Unsicherheit als neue Kaiserin mit herrischem Verhalten zu überspielen und wird vom Volk als arrogant wahrgenommen. Doch zumindest mit dem Nachwuchs klappt es, und bereits am 20. März 1811 kommt Sohnemann Napoleon Franz Joseph Karl Bonaparte zur Welt. Sie selbst überlebt ihren Sohn, um den sie sich nicht weiter kümmert, um ganze 15 Jahre und verstirbt 1847 an einer Brustfellentzündung. Bis zu Napoleons Tod 1821 sind sie verheiratet. Doch in seinem Exil auf Elba besucht sie ihn nicht und sieht ihn auch nie wieder.
Dass Napoleons erste Ehe kinderlos blieb, lag übrigens wohl nicht an ihm. Denn sowohl mit Éléonore Denuelle, spätere Gräfin von Luxemburg, als auch mit Maria Walewska, spätere Gräfin von Ornano, zeugt er Nachwuchs – noch während seiner ersten Ehe mit Joséphine. Éléonore Denuelle soll das Zusammensein so unerträglich gewesen sein, dass sie die Uhrzeit im Schlafgemach vorstellte, um schneller wegzukommen.
Mit der Polin Maria Walewska verbindet Napoleon eine längere und offensichtlich tiefere Beziehung, die 1807 beginnt, als sie sich auf einem Ball in Warschau trafen. Ihr Sohn Alexandre Colonna-Walewski wird später unter Napoleon III. Außenminister. Da Maria Walewska als Mätresse gilt, darf Napoleon sie nicht heiraten. Stattdessen schenkt er ihr ein prachtvolles Haus und Diener, die sich um sie kümmern. Vor ihrem letzten Versuch, ihn während seiner Verbannung auf St. Helena zu besuchen, verstirbt sie 1817 an den Folgen von Nierensteinen.
Neben seinen regulär anerkannten Kindern hat er auch eine weitere beträchtliche Anzahl von außerehelichem Nachwuchs. Von wem jedoch Jules Barthélemy-Saint-Hilaire gezeugt wird, ist unbekannt. So wie es generell umstritten ist, ob der 1805 Geborene überhaupt Napoleons Sohn ist. Eine Affäre sagt man Napoleon jedoch mit Françoise-Marie LeRoy nach, die mit ihm Émilie de Pellapra gezeugt haben soll. Ihre Liebelei soll ab 1805 laufen, und im November 1806 geht Émilie daraus hervor. Zwar unterscheidet sich deren Naturell gegenüber den Napoleon-Männern deutlich – doch ihre Ähnlichkeit zum Kaiser soll verblüffend sein.
Mit Albine de Montholon haben sowohl Napoleon als auch sein Generaladjutant Charles-Tristan de Montholon eine Liebschaft, als sie beide auf der Verbannung in St. Helena weilen. Dementsprechend ist es umstritten, wer der Vater der 1816 geborenen Tochter Hélène Napoleone Bonaparte ist. Doch auch ihr sagt man eine gewisse Ähnlichkeit mit Napoleon nach.
Mehrere außereheliche Kinder gezeugt
Ebenfalls in diese Zeit fällt die Affäre mit Emilie Kraus von Wolfsberg, aus der 1810 Eugen Megerle von Mühlfeld hervorgeht, der in Österreich als Jurist und Politiker Spuren hinterlässt. Emilie Kraus begleitet Napoleon angeblich in Männerkluft als „Page Felix" auf seinen Feldzügen. Nach Waterloo hinterlegt dieser ihr eine hohe Geldsumme, die jedoch von ihrem Ziehvater Philipp Mainoni eigenmächtig gekürzt wird. Nachdem dieser sich 1832 wegen Spielschulden aus dem Fenster stürzt, gerät sie in immer größere Geldnot und stirbt 1845 verarmt und um Almosen für ihre Tiere bettelnd.
Viele weitere Affären sagt man dem Kaiser der Libido nach. So soll er mit Frauen seiner Offiziere geschlafen haben und eine Romanze mit Carlotta Gazzani, der Vorleserin von Joséphine, eingegangen sein. Auch mit Dame Marie Antoinette Adèle Duchâtel soll er angebandelt haben, der Frau eines älteren Staatsrates. Verwirrung schafft Napoleons Potenz auch auf den Bühnen jener Zeit. Denn mit den Schauspielerinnen Marguerite-Joséphine Georges und Catherine Josephine Duchesnois geht er zur gleichen Zeit Liebeleien ein. Er fördert sie gleichermaßen und überredet sie zu einer künstlerischen Zusammenarbeit. Marguerite-Joséphine Georges zieht sich früh in den Ruhestand zurück und verstirbt 1867 in der Gemeinde Passy bei Paris. Catherine Josephine Duchesnois sagt man eine imposante Statur und eine angenehme Stimme nach. Sie verstirbt 1835 in der Hauptstadt.
Auf seinem Ägyptenfeldzug um den Jahrhundertwechsel herum soll er mit Pauline Fourès angebandelt haben. Die Autorin war ihrem Gatten, einem General, in Verkleidung eines einfachen Kavalleristen nach Alexandria gefolgt. Die italienische Opernsängerin Giuseppina Grassini startete ziemlich zeitgleich gegen 1800 Affären mit Napoleon als auch mit seinem Erzfeind Arthur Wellesley, dem Duke of Wellington – dem Mann, der mitverantwortlich für Napoleons Niederlage in Waterloo ist.