Der 1. FC Saarbrücken läuft zum Saisonende noch einmal zur Höchstform auf. Nach dem 4:0 in München war Trainer Lukas Kwasniok sichtlich stolz.
Der Arbeitstag des Jann-Fiete Arp dauerte nur 45 Minuten. Wenn es stimmt, was die BILD-Zeitung vor einen Jahr schrieb, dass das einstmals größte deutsche Stürmertalent fünf Millionen Euro im Jahr verdient, dann war der Kurzauftritt des 21-Jährigen am vergangenen Montag 14.000 Euro wert. So viel verdient kein Spieler des 1. FC Saarbrücken auch nur annähernd im Monat. Wie ein Peitschenhieb muss sich da die Aussage von Bayern-Trainer Danny Schwarz angehört haben, der nach der 0:4-Niederlage der U23 des deutschen Rekordmeisters davon sprach, dass seine Mannschaft zwar viel Ballbesitz gehabt, ihr aber vor dem Tor jegliche Geradlinigkeit und Galligkeit gefehlt habe. Die 3. Liga bleibt eine Wundertüte. Vor einem Jahr wurden die kleinen Bayern sensationell Meister, nun droht ihnen der Absturz in die Regionalliga. „Saarbrücken war uns in allen Belangen überlegen. Man hatte das Gefühl, dass eine Herrenmannschaft auf ein Juniorenteam getroffen ist", sagte Schwarz.
FCS-Coach Lukas Kwasniok war so viel Lob schon fast peinlich. Doch im Saisonendspurt präsentiert sich sein Team gnadenlos effektiv. Schon beim 5:0 gegen Waldhof Mannheim war fast jeder Schuss ein Treffer, am vergangenen Montag an der Grünwalder Straße perfektionierten die Blau-Schwarzen ihre Effizienz. Viermal schossen sie aufs Tor, viermal klingelte es im Münchner Kasten. Und die ersten drei Treffer erzielten Akteure, die unter besonderer Beobachtung standen. Dieter Hecking, Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, saß unter anderen auf der Tribüne, um sich Minos Gouras und Nicklas Shipnoski anzusehen. Der junge Deutsch-Grieche erzielte den Führungstreffer, anschließend legte Shipnoski zweimal nach.
Den Sieg veredelte der eingewechselte Sebastian Jacob. Die ersten beiden Treffer wurden von Timm Golley vorbereitet, der den Verein am Saisonende auf eigenen Wunsch verlassen wird. „Er hat von sich aus gesagt, dass er sich auch mit Blick auf seine Planung für die Zeit nach der Karriere neu orientieren möchte", sagte Vizepräsident Dieter Ferner, der auch die Lage bei Topscorer Shipnoski realistisch einschätzt: „Das wird sehr, sehr schwer. Noch haben wir die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, aber seine Quote ist einfach überragend." Für eine niedrige sechsstellige Ablösesumme kann ein Verein den 23-Jährigen nach der Saison aus seinem Vertrag lösen. Offenbar gibt es mehrere Clubs, die dies tun würden. Einer davon soll Fortuna Düsseldorf sein.
Barylla nach Aue, Shipnoski zu Düsseldorf?
Noch ist die aktuelle Saison nicht beendet, aber bereits jetzt steht fest, dass die Mannschaft ein neues Gesicht bekommen wird. Trainer Kwasniok freut sich nach eigener Aussage „brutal auf die letzten vier Spiele, weil die Mannschaft alles reinhaut, obwohl uns seit Wochen jeder sagt, dass wir nur noch um die Goldene Ananas spielen. Aber die Jungs zeigen, dass sie gerne für diesen Verein spielen." Doch für rund zehn Akteure wird dies in der kommenden Saison wohl nicht mehr gelten. Neben einigen, denen der Verein einen „blauen Brief" überreicht hat, zählt auch Außenverteidiger Anthony Barylla dazu. Der 23-Jährige steht vor einem Wechsel zum Zweitligisten Erzgebirge Aue. Die Lücke, die er hinterlässt, könnte vom Wiesbadener Moritz Kuhn geschlossen werden, der auf dem FCS-Wunschzettel ganz oben steht. Sollte Shipnoski tatsächlich in die Zweite Liga wechseln, dürfte der Sandhäuser Robin Scheu ein Thema werden. Mit ihm hat der künftige Trainer Uwe Koschinat bereits in Sandhausen und Köln zusammengearbeitet. Der 49-Jährige gilt als exzellenter Kenner der 3. Liga. So wird die Liste der Spieler, die mit dem FCS in Verbindung gebracht werden, täglich größer. Das gilt für das Unterhachinger Abwehrtalent Felix Göttlicher (19) ebenso wie für den Meppener Angreifer Tom Boere (28). Doch noch ist der aktuelle Kader gefragt. Rein rechnerisch könnte der FCS sogar noch oben angreifen. Dafür müsste er aber die verbleibenden vier Spiele gewinnen. Schon die nächste Aufgabe gegen den wiedererstarkten FC Magdeburg wird schwer genug. Vor allem, weil Timm Golley und Fanol Perdedaj gelbgesperrt fehlen werden. Linksverteidiger Mario Müller laboriert seit 14 Tagen an einer schmerzhaften Fersenverletzung und musste in München vorzeitig raus. „Wir wollen diese vier Spiele noch einmal genießen. Und dann schauen wir, was am Ende dabei rauskommt." Doch nach dem Auftritt in München ist klar: Ein bisschen träumen ist erlaubt.