Ich mag gute Diskussionen. Das lässt sich leicht dahin sagen, aber gar nicht so leicht verwirklichen, wie in unseren so meinungsfreudigen Zeiten anzunehmen wäre. Zumindest wenn mit „gut" eine Diskussion gemeint ist, bei der ich was dazulernen kann. Aber wie soll das gehen, wenn mein Gegenüber gleich alles irgendwie ideologisch findet?
Zum Beispiel den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz. Ein rein ideologisches Urteil, meinen einige, für die solche merkwürdigen Dinge wie Klimaschutz per se nur Vorwand zur Unterdrückung der Menschheit sind. Wäre mal spannend zu wissen, ob die wissen, dass „ideologisch" als Kampfbegriff von einem gewissen Karl Marx erfunden wurde.
So richtig wohl ist aber offensichtlich auch vielen nicht, denen vor diesem Urteil noch zuzutrauen gewesen wäre, dass sie diesmal vielleicht grün wählen könnten, und sei es nur, weil es gerade so ein bisschen schick ist. Aber so weit, wie das Gericht nun gesagt hat, muss es ja wirklich nicht gehen! Gleich noch über einen längeren Zeitraum denken, mehr noch: dazu auch noch konkrete Pläne vorlegen! Erstens mal haben wir jetzt noch anderes zu tun mit diesem blöden Corona. Und zweitens: Wer jetzt mit der Zukunft der Kinder als Argument kommt, soll erst mal sehen, dass die mal wieder in die Schule gehen können. Darüber ließe sich ja noch trefflich diskutieren, denn vielleicht hängt da ja auch einiges mehr zusammen, als es im ersten Moment scheint.
Nun haben es Gerichte üblicherweise so an sich, ziemlich formal, halt juristisch, zu argumentieren. Wobei sich insbesondere Verfassungsgerichte mit der mühsamen Abwägung von teils auch widerstrebenden Grundrechten rumschlagen müssen. Dabei können dann auch schon mal Formulierungen rauskommen, die einen Normalsterblichen erst mal ziemlich irritieren können.
Ich habe zum Beispiel aus der Urteilsbegründung gelernt, dass es so etwas wie einen „CO2-relevanten Freiheitsgebrauch" gibt und die Aufgabe darin besteht, die Umstellung auf eine „klimaneutrale Verhaltensweise freiheitsschonend" zu vollziehen. Das muss man erst einmal verdauen in Zeiten, wo so viel über Freiheitsrechte und deren Einschränkungen geredet wird. Vielleicht lässt sich daraus ja was lernen. Wäre zumindest eine gute Diskussion wert.