Bereits vor Jahrhunderten begeisterten sich Musiker, aber auch Dichter und Denker für die Natur. Unzählige Gedichte widmeten Schriftsteller wie Heinrich Heine, Joseph von Eichendorff oder auch Johann Wolfgang von Goethe einigen Naturphänomen. Schriftsteller der heutigen Zeit setzen sich ebenfalls gerne mit dem Thema auseinander und verbinden dies mit Anekdoten anderer begabter Künstler aus vergangenen Tagen: Viele –
insbesondere die Romantiker – widmeten ihre Lyrik dem Mond, andere schätzten den Wald als Inspirationsquelle für Kompositionen. Auch das Meer ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Thema in der Bildenden Kunst – und der Literatur. Dabei hat diese Faszination bis heute nichts an Bedeutung verloren. Wer spaziert nicht gerne an einem Strand entlang oder beobachtet die untergehende Sonne?
Die Autorin Olivia Laing, geboren 1977, gilt als eine der renommiertesten Kulturkritikerinnen Großbritanniens. In ihrer Erzählung „Zum Fluss. Eine Reise unter die Oberfläche" begibt sie sich auf einen melancholischen Streifzug entlang des Wassers und reflektiert dabei ihr eigenes Selbst und das Leben der bekannten Schriftstellerin Virginia Woolf. Dabei reduziert sie deren Leben nicht nur auf ihren tragischen Freitod. Stattdessen setzt sie sich kritisch mit ihrer bipolaren Störung auseinander und interessiert sich für die Frau, die trotz oder gerade wegen ihrer Erkrankung einen empathischen Blick auf die damalige Gesellschaft werfen konnte.
Über 60 Jahre nachdem Virginia Woolf in der Ouse ertrunken ist, macht Olivia Laing sich auf den Weg durch Südengland, um den Lauf des Flusses von der Quelle bis zur Mündung zu folgen. Dabei sucht sie nach den Geheimnissen, die Flüsse in sich tragen. Mit wachem Blick, einem Gespür für Details und einem hohen Maß an Selbstreflexion nimmt sie den Leser mit auf eine philosophische Reise in die Vergangenheit, die ihre Spuren hinterlassen hat und auch in der Gegenwart immer noch lebendig ist.