In Zeiten, in denen die Demokratie auf dem Prüfstand steht und der Rechtsextremismus neu erstarkt, will der Autor, Schauspieler und Filmemacher Claude-Oliver Rudolph mit seinem Roman „Nakam – oder der 91. Tag" ein Zeichen für Humanismus und gegen rechte Gewalt setzen.
Ganz besonders in Zeiten, wo es bald keine Zeitzeugen der NS-Verbrechen mehr geben wird, müsse die Literatur die Erinnerung an die begangenen Grausamkeiten wachhalten. Rudolphs Verlag hat den spannenden Flüchtlingsroman im Mai zur Leipziger Buchmesse als Beitrag zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" veröffentlicht.
Der Roman, der als bildungspolitisches Projekt auch als Schulversion erscheinen soll, hat zwei Teile: Im ersten schildert der Autor in drastischer Sprache die Gräuel eines deutschen Konzentrationslagers in Litauen. Manchmal starker Tobak und nichts für eine zartbesaitete Leserschaft. Es gibt im Buch vorab sogar einen Warnhinweis. Hollywood-Produzent Wolfgang Petersen urteilt: „Emotional kaum verkraftbar!" Rudolph, in jüdischem Umfeld aufgewachsen, bezieht seine Kenntnisse über die Konzentrationslager aus amtlichen Unterlagen und aus Gesprächen mit einem ihm gut bekannten KZ-Überlebenden.
Der zweite Teil des Buches schildert die irrwitzige Flucht zweier jüdischer Jugendliche, die aus dem Litauer Konzentrationslager entkommen und sich 1941 mitten im Krieg in einer Odyssee quer durch Europa bis nach Lissabon durchschlagen, von wo aus sie in die USA entkommen. Rudolph verzichtet in seiner dramatischen Erzählung auf epische Breite und zeichnet in fast journalistischer Verknappung die Flucht der jungen Menschen nach: Ein Abenteuer jagt das nächste, es geht Schlag auf Schlag. Aus diesem Stoff hätte
man leicht ein 500-Seiten-Werk machen können, ohne den Spannungsbogen zu überdehnen.
Rudolph kommt mit 180 relativ kleinformatigen Seiten aus. Man könnte den Eindruck haben, als liefere er hier die Grundlage für eine spätere Verfilmung. Die Fluchtgeschichte bietet Stoff zuhauf.