Beim 2:0-Erfolg gegen MSV Duisburg zeigt sich der 1. FC Saarbrücken stark verbessert. Nun gilt es, in drei schweren Spielen während der Englischen Woche den Aufwärtstrend zu bestätigen.
Uwe Koschinat wusste das Erlebte realistisch einzuordnen. „Wir waren nach dem schlechten Spiel gegen Osnabrück nicht der Abstiegskandidat Nummer Eins. Und wir sind nach der Leistung von heute nicht der sichere Aufsteiger“, sagte der 49-Jährige nach dem 2:0-Erfolg des 1. FC Saarbrücken gegen den MSV Duisburg. Doch die Erleichterung war spürbar. Im Umfeld, beim Trainer und auch innerhalb der Mannschaft. „Wir haben über 90 Minuten nichts zugelassen, waren immer Herr der Lage. Vielleicht hätten wir das eine oder andere Tor mehr schießen müssen“, sagte Kapitän Manuel Zeitz, der sich trotz Magen-Darm-Problemen in den Dienst des Teams stellte. „Die Entzündungswerte waren normal, von daher hat der Arzt grünes Licht gegeben.“
Viele Alternativen für den Trainer
Mühte sich der FCS gegen den VfL Osnabrück während seiner 87-minütigen Überzahl vergeblich, klare Chancen herauszuarbeiten, so war er gegen den MSV Duisburg sofort da. „Wir haben es am Anfang im letzten Drittel ein bisschen zu kompliziert gemacht. Wir hätten früher in Führung gehen können. Aber wir haben heute eine Entwicklung gesehen“, sagte Koschinat, der aber auch auf die Situation beim Gegner verwies: „Der MSV war zwei Wochen in Quarantäne. Und das mitten in der Vorbereitung. Hinzu kamen die hohen Temperaturen, wir wissen das Ergebnis schon richtig einzuordnen.“
Dennoch war erstmals deutlich sichtbar, wie der FCS unter Koschinat zum Erfolg kommen will. Kompakt in der Defensive mit laufstarken Außen und vielen langen Bällen auf „Keilstürmer“ Adriano Grimaldi. Der lange Angreifer verarbeitete viele Zuspiele gut für seine Mitspieler, selbst torgefährlich wurde er aber (noch) nicht. Impulse kamen endlich auch aus der Mittelfeldzentrale, wo Youngster Luca Kerber beide Treffer einleitete, und vorne stachen vor allem die Torschützen Julian Günther-Schmidt und Minos Gouras heraus. „Günni“ ist der Mann der Stunde bei den Blau-Schwarzen. Noch während der Sommerpause galt der 26-Jährige nicht unbedingt als Startelfkandidat. Beim Auftaktsieg in Havelse legte er den Siegtreffer von Gouras auf, in den beiden Heimspielen gegen Osnabrück und Duisburg trug er sich jeweils selbst in die Torschützenliste ein. „Er ist ein Spieler, der seine Stärken hat, wenn er hinter einem Mittelstürmer agieren kann. Das hat man in der vergangenen Rückrunde schon gesehen, als Sebastian Jacob noch fit war. Günni ist extrem mannschaftsdienlich und schwer auszurechnen für den Gegner“, lobte Koschinat. Noch wichtiger als das nackte Ergebnis und die verbesserten Abläufe ist die Tatsache, dass der von vielen Fans als zu „schwachbrüstig“ eingeschätzte Kader jede Menge Alternativen bietet. So muss sich Vize-Kapitän Jacob derzeit hinter Grimaldi und Günther-Schmidt einreihen. „Er ist ein Unterschiedsspieler, aber er kommt aus einer schweren Verletzung. Gerade im Hinblick auf die Englische Woche ist es auch eine Frage der Dosierung. Das müssen wir immer abwägen“, sagte Koschinat, der aber bei seiner Aussage vom Sommer bleibt: „Wenn beide in körperlich guter Verfassung sind, dann werden sie auch zusammen spielen.“ Während Minos Gouras links derzeit ohne große Konkurrenz agiert, weil sich die Rückkehr von Neuzugang Tim Korzuschek etwas verzögert, durfte sich rechts gegen Duisburg Routinier Tobias Jänicke versuchen, nachdem zuvor zweimal Maurice Deville beginnen durfte. Doch schon beim Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund II könnte dies anders aussehen, da die Rückkehr von „Königstransfer“ Robin Scheu unmittelbar bevorsteht.
Das Team wächst langsam zusammen
Nicht nur in vorderster Linie ist der Konkurrenzkampf groß. Im zentralen Mittelfeld zeigte Alexander Groiß nach seiner Einwechslung, dass der Kampf um die Position neben Luca Kerber zwischen ihm und Dave Gnaase eröffnet ist. Gnaase, mit großen Vorschusslorbeeren aus Uerdingen verpflichtet, läuft und macht viel, wird allerdings bisher kaum effektiv. „Normalerweise ist es sein Spiel, direkt den Weg nach vorne zu suchen. Wir arbeiten mit ihm. Dave ist ein Spieler, der einen hohen Anspruch an sich hat. Vielleicht macht er sich ein bisschen zu viel Druck“, analysierte sein Trainer. Das von ihm ausgerufene „Duell auf Augenhöhe“ um die Linksverteidiger-Position hat Nick Galle vorerst gegen Mario Müller gewonnen. Für den Trainer sind das ohnehin nur Momentaufnahmen. „Wir haben viele Spiele vor der Brust. Es werden Verletzungen kommen, es werden Sperren kommen“, sagte der 49-Jährige. Ohnehin hat sich die Stimmung im Team in den letzten Wochen spürbar gebessert. „Wir haben zwölf Neuzugänge, da benötigt die Integration ein wenig Zeit. Aber wir sind auf einem guten Weg“, sagt Führungsspieler Jacob. In der Mannschaft heißt es ohnehin, Koschinat habe die bemerkenswerte Fähigkeit, auch die Nummer 18 bei Laune zu halten.
Nun steht die erste Englische Woche an. Am Samstag geht es zum spielstarken Aufsteiger nach Dortmund, dann kommt unter der Woche Titelkandidat Magdeburg, bevor es zum Zweitliga-Absteiger nach Würzburg geht. „Danach werden wir sicherlich ein bisschen schlauer sein“, sagt der Trainer.