Geltungssucht, Strafe, Rache, politischer Vernichtungswille, religiöser Eifer sind laut Hermann Parzinger schon in der Antike die Motive der Menschen für den sogenannten Ikonoklasmus. Das Wort bedeutet eigentlich Bildersturm, wird aber für alle Formen der organisierten Kunstzerstörung verwendet. Der klassische Bildersturm im byzantinischen Kaiserreich des achten Jahrhunderts entzündete sich an der Frage, ob man Christus und die Heiligen bildlich darstellen dürfe. Eigentlicher Grund war aber der zunehmende Reichtum von Kirchen und Klöstern. Vieles kennt man noch aus dem Geschichtsunterricht, wie die Zerstörung der Azteken-, Maya- und Inka-Reiche. Weniger bewusst ist hingegen die Plünderung Chinas oder des reichen westafrikanischen Königreichs Benin im 19. Jahrhundert durch die Europäer, vornehmlich die Briten.
Vielfach sind Kriege und Umbrüche Anlass für großflächige Kulturschändungen, etwa während der Russischen Revolution oder in besonders verheerendem Ausmaß im Zweiten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten: vom Kampf gegen die „Entartete Kunst" über Plünderungen in Polen und der Sowjetunion bis zur Auslöschung des für das Judentum identitätsstiftenden Kulturguts. Mit immer größerer Trauer liest man Kapitel um Kapitel, verfolgt entfesselten Hass und kalkulierte Kulturzerstörung, seien es das Vorgehen Chinas in Tibet, das Wüten der Roten Khmer in Kambodscha, Israels Vernichtung von Moscheen oder die ethnischen Säuberungen in Jugoslawien, die auch die Zerstörung der kulturellen Identität der jeweils anderen Volksgruppe umfasste. Wie viele andere Kulturplünderer finanzierte auch der Islamische Staat seine weiteren Kriegszüge durch den Verkauf seiner Beute auf dem internationalen Antiquitätenmarkt.
Der Autor spart nicht mit drastischen Urteilen, schreibt aber in klarer, verständlicher Sprache und erläutert die historischen Hintergründe, sodass auch geschichtlich nicht allzu Sattelfeste die Umstände der Kulturzerstörungen verstehen können.