Mittlerweile ist fast ein Drittel der Saison in der 3. Liga gespielt. Deshalb lässt sich eine erstes Bilanz über die bisherige Saison ziehen. Welche Vereine haben enttäuscht, welche überrascht? FORUM zieht Zwischenbilanz.
Vor jeder Saison werden die möglichen Aufstiegsfavoriten und Abstiegskandidaten hoch und runter diskutiert, doch wie so häufig bewahrheitet sich die Aussage: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz." Diese Wahrheit ist nach fast einem Drittel der Saison durchaus zu erkennen. Nach dieser Zeit zeichnen sich Tendenzen ab, und es lässt eine Einschätzung zu, wer in der Sommerpause seine Hausaufgaben gemacht hat – und wer nicht.
Die Gewinner
Der 1. FC Magdeburg hat eine wilde Reise hinter sich. Der Abstiegskampf aus der vergangenen Saison war Geschichte, als Christian Titz den strauchelnden Ost-Club übernommen hat. Mit einem klaren Plan und sauberen fußballerischen Lösungen stabilisierte er die Magdeburger, impfte seine Spielphilosophie ein und baute sich eine Mannschaft, die am Ende der vergangenen Saison ungefährdet die Klasse hielt. Diese überzeugende Entwicklung führt Titz in dieser Saison fort. Seine Magdeburger haben die meisten Siege auf dem Konto und gemeinsam mit Viktoria Berlin die beste Offensive. Magdeburg besticht durch gutes Kombinationsspiel und ein gutes Mannschaftsgefüge. Wirkliche Schlagzeilen machte der Club nur im Zusammenhang mit dem Prozess um Dennis Erdmann vom 1. FC Saarbrücken, bei dem aktuell Aussage gegen Aussage steht. Auf dem Platz aber greifen die Automatismen. Die Neuzugänge, allen voran Luca Schuler, passen ins System und bringen ihre Leistung. Kann der FCM diese Entwicklung beibehalten, ist er ein heißer Anwärter auf den diesjährigen Aufstieg.
Ein Gewinner mit völlig anderen Voraussetzungen ist die Zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Das Konstrukt der Zweiten Mannschaften wird im deutschen Profifußball immer heiß diskutiert. Wenige Fans, die zu den Spielen reisen, Spieler aus dem Kader der ersten Mannschaft, die Spielminuten sammeln. Wenn ein Spieler, der letztes Jahr noch Champions League spielte, nun im Kader der 3. Liga eine Hauptrolle übernimmt, kann die Argumentation der gegnerischen Fans durchaus nachvollziehbar scheinen. Dortmund muss trotzdem ein Kompliment gemacht werden. Den starken Offensivfußball aus der Aufstiegssaison konnte Trainer Enrico Maaßen mit in die 3. Liga retten, auch aufgrund des vorhandenen Spielerpotenzials. Steffen Thigges und Ansgar Knauff sind nur zwei Beispiele, die eigentlich nicht in die 3. Liga gehören, im Kader der Ersten Mannschaft zwar mitlaufen, aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch: Maaßen hat es geschafft, seinen Fußball auch in einer höheren Liga durchzudrücken, mit jungen talentierten Spielern.
Ein weiterer Aufsteiger, der sogar noch deutlicher überraschte und ganz andere finanzielle Voraussetzungen hat, ist Viktoria Berlin. Zwischenzeitlich als Tabellenführer, momentan mit einer kleinen Delle, begeisterten die Berliner mit teils spektakulärem Offensivfußball. Vor allem der sympathische Trainer Benedetto Muzzicato heimste viel Lob ein. Ein Aufsteiger, der als möglicher direkter Absteiger gehandelt wurde, scheint sich im oberen Tabellendrittel festzubeißen.
Die Verlierer
Als großer Aufstiegsfavorit gestartet, dümpelt 1860 München derzeit im hinteren Mittelfeld der 3. Liga herum. Schuld daran ist die hohe Zahl der Unentschieden, die die Mannschaft von Michael Köllner derzeit am laufenden Band produziert. Mit sechs sieglosen Spielen am Stück hat Trainer Köllner den Drittliga-Negativrekord seines Vorgängers Daniel Bierofka eingestellt.
Woran es wirklich liegt, ist schwer zu beurteilen, auch für Köllner und die Spieler selbst. Sogar Torgarant Sascha Mölders musste zweimal von der Bank aus starten. Dass der Weg an die Spitze noch nicht völlig ad acta gelegt werden muss, zeigt die Geschichte des FC Bayern, als die Zweite Mannschaft zur Winterpause auf einem Abstiegsplatz stand und am Ende die Meisterschaft feiern konnte. Dafür müssen aber nun die richtigen Schlüsse aus der derzeitigen Situation gezogen werden.
Der TSV 1860 München und der MSV Duisburg werden zwar aktuell nur von einem Punkt in der Tabelle getrennt, die Bilanz ist jedoch eine völlig andere. Während 1860 sich vor allem mit Unentschieden zurechtfinden muss, steht der MSV schon bei sieben Niederlagen – ohne ein Unentschieden. Der MSV Duisburg hatte eine Horrorsaison hinter sich, in der auch erst auf den letzten Drücker der Klassenerhalt geschafft werden konnte. In dieser Saison sollte alles anders werden – sollte. Denn die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev wandelt immer ein wenig zwischen Himmel und Hölle, jedoch öfter in der Hölle. Deshalb zog der MSV jetzt die Reißleine und setzte den Übungsleiter nun vor die Tür.
Ein weiteres Sorgenkind der Liga sind die Würzburger Kickers. Nach dem verdienten Abstieg aus der Zweiten Liga und einem enormen Umbruch innerhalb des Kaders, mit dem Abgang von Felix Magath auch innerhalb des Vereins, scheint der Club noch nicht wirklich umgehen zu können. Trainer Thorsten Ziegner und Sportvorstand Sebastian Schuppan mussten vergangene Woche gehen. Übergangsweise wird das Training von Dieter Wirsching und dem ehemaligen Kickers-Kapitän Sebastian Neumann geleitet, ehe dann ein Fußball-Lehrer übernehmen soll. Der soll so schnell gefunden werden, dass er die Mannschaft auf das Duell mit dem nächsten Sorgenkind der Liga vorbereiten kann, welches nach der Länderspielpause steigt.
Beim nächsten Gegner Viktoria Köln läuft es in dieser Saison nämlich alles andere als rund. Der Tiefpunkt der Saison war erreicht, als die Mannschaft von Olaf Janßen gegen das Schlusslicht aus Havelse verlor – und ihnen damit die ersten drei Punkte in der 3. Liga bescherte. Für die Viktoria ist es schwierig: kaum finanzielle Möglichkeiten und dementsprechend auch Transferaktivitäten, die auf junge entwicklungsfähige Spieler abzielen. Die zünden aber noch nicht wie gewünscht. Die Länderspielpause muss Janßen dafür nutzen, die Entwicklung der Mannschaft weiter voranzutreiben. Ansonsten könnte diese Saison düster enden.