In der „Rodenhof Klause" steht die Chefin noch selbst am Herd. Gloria Mahr und ihr Team servieren himmlisch schmeckende Speisen, die mal bürgerlich, mal innovativ sind. Es ist eine Küche, die man in einer Sportanlage so nicht erwarten würde.
Ich finde es immer schön, wenn ein Gasthaus eine klare Handschrift hat. In der „Rodenhof Klause" ist dies der Fall. Denn hier steht Chefin Gloria Mahr an den Töpfen. Sie kocht eine Küche, die bei ihren Gästen ankommt. Mal bürgerlich, mal innovativ. Da hat sie sich nicht so festgelegt. Die Karte hat einen Umfang, der es zulässt, dass alles frisch zubereitet wird. Ein gutes Zeichen! Gleichzeitig ist sie dennoch so abwechslungsreich, dass hier jeder Gast etwas finden wird.
Vier Vorspeisen finde ich: Französische Zwiebelsuppe mit Croûtons und Gruyère-Käse überbacken, Kleiner Feldsalat in Kartoffeldressing geschwenkt, dazu knusprige Röstzwiebeln und Baconchips, Würzige Maronensuppe und „Kleiner Tafelspitz", Medium-Roastbeefscheiben auf Reibekuchen, dazu ein Meerrettichsößchen. Diese Auswahl findet man nicht jeden Tag. Mit Pfiff gekocht, etwas Besonderes. Ich wähle das Maronensüppchen, das erste für diesen Herbst. Es überzeugt mich restlos. Geschmackvoll, interessant gewürzt. Gloria Mahr kocht auch eine Küche der Jahreszeiten.
Die Hauptgänge, sieben an der Zahl, beginnen mit Salat „Rustikal", frische Blattsalate mit einer leichten Honig-Senf-Vinaigrette, dazu Bratkartoffeln, Spiegelei und hausgemachter Kräuterquark. Es folgt „Herbstliche Hähnchenbrust" gefüllt mit Pilzen und Frischkäse, dazu Waldpilzrisotto und Feldsalat in Kartoffeldressing. Außerdem bieten sie hier an: „Jägerpfanne". Das sind Schweinefiletwürfel, gebraten mit Champignons und grünen Bohnen, dazu Bratkartoffeln. „Geschmorte Ochsenbäckchen" sind mit hausgemachten Kroketten und grünen Bohnen. „Münster" Cordon Bleu ist gefüllt mit Münster Käse, dazu gibt es hausgemachte Backpflaumen, Bratkartoffeln mit Speck und Röstzwiebeln und einen Beilagensalat. Schnitzel „Wiener Art" wird in Butterbröseln gebraten, dazu werden Pommes und Beilagensalat gereicht. Rahmschnitzel ist vom Schwein, wird in Butterbröseln gebraten und mit hausgemachter Pilzrahmsoße, Pommes und Beilagensalat gereicht. Außerdem gab es bei meinem Besuch Boudin mit Kartoffelpüree und Sauerkraut.
Es ist eine Küche der Jahreszeiten
Ich bin mir kurz unschlüssig – geschmorte Ochsenbäckchen mit hausgemachten Kroketten und grünen Bohnen sind eigentlich genau mein Geschmack. Doch meine Liebe zu Boudin mit Kartoffelpüree und Sauerkraut ist noch etwas größer. Also gibt es heute Boudin. Eine riesige Portion, die Freude aufkommen lässt. Genau in dieser Rezeptur habe ich dieses Gericht mal im Elsass gegessen. Doch dieses hier, im Saarbrücker Stadtteil Rodenhof, stand dem Gericht im Elsass in nichts nach. Hier hat alles gestimmt! Drei Desserts sind notiert: „Beschwipste Birne" bedeutet gebratene Birne in Weißweinsud gedünstet, mit Walnuss-Eis, Lavakuchen – ein kleiner Schokokuchen mit flüssigem Kern – dazu Vanilleeis und „Rostige Ritter" mit Vanilleeis. Wo findet man heutzutage noch die Speise meiner Kindheit, „Rostige Ritter"?
Die Präsentation war außergewöhnlich gut, und es schmeckte auch himmlisch. Ich brauche nicht täglich Sterneküche, aber wenn ich ein kleines Gasthaus besuche, habe ich so meine Vorstellungen. Es muss frisch, kreativ und nach allen Regeln des Handwerks gekocht werden. Sowie, wenn möglich, auch mit Produkten der Jahreszeiten. Und die Köchin darf eigene Kreationen entwickeln, das finde ich sehr gut. Und das ist hier zweifelsfrei der Fall!
Doch wie kam Gloria Mahr zum Kochen? Sie erzählte: „1995 kam ich ins Saarland zum Studieren. Und als Studentin braucht man immer Geld. Also fing ich an, in der Gastronomie zu jobben. Und merkte schnell, dass mir diese Arbeit großen Spaß macht. Ich war gerade 21, da eröffnete ich meine eigene Cocktailbar. Das Studium brach ich ab. Die Cocktailbar betrieb ich acht Jahre. Danach war ich in unterschiedlichen Betrieben fest angestellt."
Schritt für Schritt mehr zugetraut
Mit den Erfahrungen der ersten Selbstständigkeit traute sie sich zu, nochmals ein eigenes Geschäft zu führen. Kochen hatte sie sich selbst beigebracht. Zuerst war sie zwar noch einige Monate in der „Rodenhof Klause" angestellt. Aber 2013 übernahm sie. Zum Kochen kam sie, weil die Köchin ja auch mal in Urlaub ging. So blieb ihr, in ihrem eigenen Laden, gar nichts anderes übrig, als sich den Anforderungen der Küche zu stellen. Und, es machte ihr Spaß. Sie wuchs mit den Aufgaben, und heute ist es genau ihr Ding. Natürlich schaute sie bei dem einen oder anderen auch mal in die Töpfe. Learning by doing war aber ihr Prinzip. Schritt für Schritt, sie traute sich immer mehr. Wenn man sich heute ihr Gästebuch anschaut, stehen da fast nur positive Beiträge. Einige sogar leicht überschwänglich. Ich sage ja immer, der Kochberuf ist kein Beruf, sondern eine Berufung. 2021 konnte sie dann bei der IHK nachträglich ihre Prüfung als Köchin ablegen. Mit theoretischer und praktischer Prüfung. Das war ihr wichtig. Im nächsten Jahr steht dann der Schein an, der sie dazu berechtigt, auszubilden. Bravo!
Die Frau im Saal heißt Desirée Schmidt. Sie erzählte mir von der Lage und den Besonderheiten hier – wir sind nämlich in einem ehemaligen Sportlerheim. Die Heimat des Eisenbahn Sport Vereins (ESV). Desirée Schmidt erklärte: „Unserem Gasthaus ist ein Sportplatz angegliedert. Dazu haben wir vier Kegelbahnen. Der Verein spielt in der Bundesliga. Wir haben auch vier Tennisplätze, die jeder mieten kann. Diesen ganzen Komplex gibt es schon seit etwa 40 Jahren hier. Viele Anwohner kommen hier vorbei, auch viele Leute, die in ihrer Freizeit die Woche über kegeln. Wir machen auch Feiern auf der Kegelbahn. Und für den Sommer haben wir eine große Terrasse." Unter diesen Bedingungen versuchen die beiden Frauen, vieles möglich zu machen. Und: Das klappt!
Bei der Weinkarte arbeitet Gloria Mahr mit der Winefactory zusammen. Dazu hat Gloria ja noch ihre Erfahrungen aus acht Jahren Cocktailbar. So präsentiert sie etwa als Aperitif gern einen „Crémant de Fleur". Das ist ein Crémant mit Rosenblütensirup und einer Rosenblüte. Sieht toll aus, schmeckt auch so. Weiter finde ich auf der Karte Kreszenzen aus der Heimat und dem weiteren Europa. Etwa drei Weißweine von den Wachtenburger Winzern aus der Pfalz. Dazu einen Chardonnay aus dem Languedoc-Rousillon und aus dem Saarland von Petgen-Dahm einen Grauburgunder. Als Rosé den Kultwein „Pink" vom Weingut Metzger in der Pfalz. Zwei weitere stammen von der Ardèche und aus der Camargue. Auch die Rotweinkarte ist klein, aber fein. Wer steht in der Pfalz für Rotweine? Richtig, Winzer Markus Schneider. Hier bieten sie seinen Black Print an. Außerdem einen Wein aus Italien: Primitivo di Puglia „Maestro" Cielo e Terra, aus Apulien. Der Hauswein stammt aus Südfrankreich, von der Ardèche: „Ferme de Rouret" von den Vignerons Ardéchois.
Ich hätte so ein tolles Gasthaus in einer Sportanlage nicht erwartet. Ich wünsche mir, dass Gloria Mahr weiterhin so mutig kocht. Sie nimmt ihre Gäste ja schon mit auf ihre eigene, besondere Kochreise. Ich hoffe, sie wird das weiterhin tun und ihre Stammgäste mit der einen oder anderen mutigen Kreation noch überraschen!