Der 1. FC Saarbrücken bleibt im siebten Pflichtspiel in Folge sieglos. Nach dem 1:1 gegen den FSV Zwickau rückt die Personalplanung in den Vordergrund. Auch ein Abschied von Günther-Schmidt ist denkbar.
Heinz Böhmann leistete dem 1. FC Saarbrücken 34 Jahre lang treue Dienste. Als Torwart in der Zweiten Liga, als Feldspieler in der Oberliga-Reserve und dann über zwei Jahrzehnte als Torwarttrainer. Mit warmem Applaus wurde der 59-Jährige vor der Partie gegen den FSV Zwickau verabschiedet, richtig laut wurde es dann aber, als Mario Müller aufgerufen wurde. Der 30-jährige Linksverteidiger sagte nach seinem 182. Einsatz seit 2016 „Servus". 2016 kam der Flügelspieler aus Trier. „Ich wurde hier gut aufgenommen, was ja nicht so selbstverständlich ist, wenn man aus Trier kommt. Ich hatte tolle Jahre, auch wenn das letzte halbe Jahr sicherlich nicht mehr so erfreulich war. Wir hatten bittere Momente, wie das Scheitern in der Relegation bei 1860 München, aber auch traumhafte Erlebnisse, wie die Pokalsaison oder den Aufstieg", sagte Müller, der innerhalb des Teams ein hohes Ansehen genoss. Dass Trainer Uwe Koschinat von Beginn an wenig Hehl daraus machte, für den spielintelligenten und technisch versierten Außenverteidiger keine wirklich Verwendung zu haben, gehört zu den vielen Personalentscheidungen, die nicht immer nachvollziehbar waren. Dass Koschinat zu Saisonbeginn den völlig überforderten Nick Galle an Stelle von Müller ins Team drücken wollte, stieß mannschaftsintern auf Unverständnis. Am Ende hatte dann „Notlösung" Pius Krätschmer die Nase vorn. Abgesehen von einigen Flüchtigkeitsfehlern, die der mangelnden Spielpraxis geschuldet waren, lieferte Müller gegen Zwickau eine gute Partie ab, so dass die „Saarbrücker Zeitung" wohl nicht zu Unrecht schrieb: „Für einen Müller in dieser Form müssen die Verantwortlichen schon einen richtig guten Ersatz finden."
Wohin es den BWL-Studenten verschlagen wird, ist offen: „Ich werde keine schnelle Entscheidung treffen, erstmal Urlaub machen und mich mit meiner Frau beraten", sagte der 30-Jährige, der im Saarland heimisch geworden ist und im Regionalverband Saarbrücken ein Haus baut. Kontakte gibt es zu Drittliga-Aufsteiger SV Elversberg, die Regionalligisten FC Homburg und Kickers Offenbach haben ebenfalls großes Interesse. „Ich kann mir auch vorstellen, ein ambitioniertes Projekt längerfristig zu begleiten, aber ich will natürlich noch auf einem möglichst hohen Niveau spielen", sagte Müller. Dass Ligakonkurrenten wie Halle oder Meppen Interesse haben, ist ein offenes Geheimnis: „Ich habe ein paar Wochen Zeit, weil das ja auch Dinge sind, die man familiär besprechen muss. Ich werde nur etwas machen, von dem ich völlig überzeugt bin", sagte Müller.
Bittere Momente und traumhafte Erlebnisse
Während Minos Gouras schon vor Wochen bei Jahn Regensburg unterschrieben hat, ist die Zukunft von Eigengewächs Marius Köhl noch offen. Der 20-Jährige kam in der Nachspielzeit noch zu einem Kurzeinsatz, der seine Stimmung nicht unbedingt heben konnte: „Ich bin dem FCS dankbar, dass ich meine ersten Schritte im Profifußball machen konnte. Heute hätte ich mir natürlich ein paar Minuten mehr gewünscht", sagte der Ensdorfer.
Die Geschichte des Spiels, das unter die Kategorie Sommerkick verbucht werden konnte, ist schnell erzählt. Lukas Boeder brachte den FCS nach 20 Minuten und toller Vorarbeit von Tobias Jänicke in Führung. Johan Gomez traf kurz vor dem Ende unter gütiger Mithilfe von FCS-Keeper Batz zum Ausgleich. Davor und danach hatte der FCS durch Sebastian Jacob und Robin Scheu die besseren Chancen, kam aber zu keinem weiteren Tor. „Das Spiel fühlt sich so an wie die ganze Saison: unfertig. Es war nicht richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht", sagte Trainer Koschinat, der mit Bjarne Thoelke und Boné Uaferro eine neue Innenverteidigung präsentierte. „Beide bringen natürlich eine gewisse Robustheit mit. Gegen einen stabilen Gegner ist das sicherlich eine gute Option gewesen", sagte Koschinat, der gerne mit beiden Spielern verlängern würde. Ein Vorhaben, das aufgrund der Verletzungshistorie der beiden Spieler nicht ganz ohne Risiko ist, auch wenn Koschinat betont: „Wir werden auf jeden Fall einen weiteren Innenverteidiger holen."
Offener denn je ist die Zukunft von Julian Günther-Schmidt, dem über die gesamte Saison gesehen formstärksten Offensivmann. Die Kontakte zu Zweitligist SV Sandhausen sind nach Informationen unseres Magazins fortgeschritten, zu klären wäre die Höhe der frei verhandelbaren Ablösesumme. Sportlich wäre „Günnis" Abschied eine herbe Schwächung, auf der anderen Seite steht die Frage, ob es Sinn macht, einem verdienten Spieler die möglicherweise letzte Chance auf ein Engagement in der Zweiten Liga zu verwehren. Zumal die sicherlich beträchtliche Ablösesumme wieder in den Kader investiert werden könnte. Auffallend und nicht unbedingt beruhigend ist die Tatsache, dass um viele Spieler die Gerüchteküche brodelt. So wurde der derzeit verletzte Angreifer Adriano Grimaldi mit dem West-Regionalligisten Alemannia Aachen in Verbindung gebracht. „Er will wieder fit werden und seinen Vertrag hier erfüllen", erklärte Koschinat. Das Gerücht, dass Grimaldis Sturmpartner Sebastian Jacob zum FC Homburg wechseln werde, trieb dessen Puls kurzfristig in bedenkliche Höhen: „Bei aller Liebe. Das ist absoluter Bullshit. Ich frage mich, wer solch einen Quatsch in die Welt setzt", sagte der Saarlouiser.