Durch seinen Blog, in dem er sich auf informative und sehr unterhaltsame Art den unterschiedlichsten Themen des Friseur-Alltags widmet, hat Daniel Golz (32) Kultstatus erreicht. Im Interview spricht der Hairstylist aus Bremen über seine eigenen Produktentwicklungen, das Bloggen, verschiedene Farbtechniken und aktuelle Trends.
Herr Golz, wieso haben Sie eigene Produkte entwickelt?
Mich hat es gestört, dass einige Produkt-Tools nicht perfekt auf den Friseur-Alltag abgestimmt waren. Sie waren alle sehr gut, nur hat sich auch im Laufe der Zeit viel verändert, viele Handwerksmaterialien der Friseure aber leider nicht. Der Trend ändert sich fast alle drei Monate – also auch das Auftragen der Farben.
Wie ging die Umsetzung vonstatten?
Sehr schwierig. Ich hatte und habe sehr großen Respekt davor, Kredite aufzunehmen, selber zu designen, geschweige denn, dass mich Produktionsfirmen überhaupt ernst genommen haben. Der Anfang war sehr zeitaufwendig. Nun, nach zwei Jahren eigenen Produkten, habe ich tolle Menschen gefunden, die mich tatkräftig in meinen Ideen unterstützen.
Was ist das Besondere an Ihrem Colorboard?
Der große Vorteil: Es ist größer, es ist länger und es ist genügend Platz, um die angesagten Farbtrends umzusetzen. Nächster Vorteil: Ich verbrauche als Friseur weniger Alufolie oder Papier im Salon. Dadurch, dass ich die Strähnen auf das Colorboard lege, lassen sich außerdem viel schneller Übergänge von dunkel zu hell zaubern.
Was ist an Ihrem Colorpaper anders?
Es ist „made in Germany“. Das Colorpaper ist größer und passt sich dadurch an die aktuellen Färbetrends an. Es gibt es bisher in zwei Größen. Eine dritte, größere, ist geplant. Aufgrund der guten Verarbeitung leitet das Colorpaper die Wärme beim Blondierungsprozess gleichmäßiger, sodass Blond viel klarer wird.
Haben Sie weitere Produkte geplant?
Ja, gerade ist mein eigenes Papier für Strähnentechniken raus. Das Papier ermöglicht es auch, eine Menge Auftragzeit bei einer typischen Strähnenkundin zu sparen. Zudem gibt es einmal die Woche zu jedem Produkt Anleitungs-Videos für Friseure. Mein Ziel ist es, dass jeder einzelne perfekt und effektiv mit meinen Produkten im Friseursalon arbeiten kann. Zum anderen gibt es USB-Stick-Seminare. Der Friseur kann sich hier viel schneller spezialisieren und ein Seminar am Computer erarbeiten. Er muss keine langen Wege fahren und Hotelkosten tragen, kann sich einfach zu Hause oder im Salon weiterbilden. Für 2018 sind auch neuartige Auftragepinsel und Farbschalen geplant – für weniger Farbverbrauch und besseres Arbeiten beim Umgang mit Haarfarben.
2014 haben Sie einen Video-Blog gegründet und waren damit der erste bloggende Friseur. Was hat Sie dazu bewogen?
Mich störten immer die Beauty-Blogger; die alles über Haare wussten, die aber nie eine Friseur-Ausbildung abgeschlossen hatten. Das ist ungefähr so, als wenn ich als Friseur zum Thema Zahnpflege Tipps geben würde. Zuerst startete ich mit etwa 400 Freunden und bloggte anfangs für Friseure. Nun sind es über 110.000 Follower, Kunden und Friseure. Mir ist es wichtig, dass Friseure immer wieder neue Inspirationen bekommen, ehrliche Tipps von einem anderen Friseur, und dass Kunden über diesen Beruf und Dienstleistungen aufgeklärt werden.
Was gibt es auf Ihrem Blog alles zu sehen?
Die beliebtesten Beiträge sind die um das große Thema Blond: weiße Haare, blonde Haare – diese Beiträge laufen immer super bei Kunden und Friseuren. Zum anderen habe ich meine beste Freundin Martha mit ins Boot geholt, die in kleinen Aufklärungsfilmen die Kundin spielt. Diese Videos geben Tipps, die es leichter machen im Alltag für Kunden und Friseure. Ich habe auf meinem Blog darauf geachtet, dass Kunden viel zum Schauen und zum Nachlesen haben. Friseure können sich kostenfrei Farbvideos zum Thema anschauen mit kleinen Tricks, die das Arbeiten im Friseursalon einfach sicherer für sie machen. Geplant für die Zukunft sind weitere Produkte für Friseure und vielleicht schaffen es Martha und ich mal ins Fernsehen…
Sie haben auch ein Mode- und Design-Kurzstudium hinter sich. Werden Sie in dieser Richtung auch mal etwas machen?
Das Kurzstudium bezog sich auf Bild, Foto und Design. Das heißt: Wie verstehe ich Mode richtig? Wie finde ich die Trends? Welche Trends gibt es. Man stelle sich vor, man steht vor einem Schaufenster oder man blättert in Mode-Zeitschriften und kann sehen, wie Trends bei Klamotten, Make-up und Haaren entstehen oder was der Designer sich dabei gedacht hat. Das war ein großer Vorteil im Entwerfen von eigenen Trends. Und nein – ich liebe meinen Beruf. Mein erster Wunsch als Kind war es, Friseur zu werden. Dem bleibe ich treu.
Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben – gibt es typische Golz-Frisuren, -Schnitte und -Farben?
Ich mag alles: lang, kurz, Frauen und Herren. Ich liebe es, meinen Stil öfter zu verändern. Das empfehle ich auch jedem anderen Friseur, denn so kann man mehr Menschen im Salon glücklich machen kann.
Woher weiß man als Friseur, welche Farbe und Frisur der Kundin stehen?
Das weiß man erst, wenn man seinen ersten Gedanken mit dem Gedanken des Kunden mischt. Denn ein Friseur kann alles entscheiden, aber ob es wirklich das ist, was dem Kunden gefällt, ist dahingestellt. Nur beides zusammen macht es für den Kunden auch möglich, die Pflege der Frisur zu Hause hinzubekommen und lange etwas von der perfekten Frisur und Farbe zu haben.
Machen Sie noch klassische Strähnchen oder überwiegend Paintings, Balayage und Color Contouring?
Gerade mache ich mehr Freihand-Techniken im Friseursalon, wobei sich auch nun wieder die klassischen Strähnentechniken dazwischenmogeln. Viele fragen mich immer: „Daniel, was ist gerade im Trend?“ Trend ist für mich das, was einem selbst gefällt, und das können Strähnen oder Freihand-Techniken sein.
Wie unterscheidet sich das Ergebnis bei den verschiedenen Techniken?
Sehr stark. Bei Ombre hat man einen harten Übergang zwischen den Farben, bei Sombre einen soften Übergang. Bei Balayage ist er gesträhnt. Strähnen werden gezielt gesetzt. Und bei Color Contouring arbeitet man Höhen und Tiefen ein, um die Gesichtsform zu unterstützen.
Neue Trends wie OMG Colors, also all die bunten Farben, können im Salon zum Beispiel perfekt erarbeitet werden. Die Längen und Spitzen sind bei den meisten Kunden schon heller blondiert und werden nun bunt eingefärbt.
Welche Farbtechniken sind im Herbst und Winter 2017 angesagt?
Was sich im Herbst jedes Jahr aufs Neue abspielt: Farben werden intensiver. Das liegt meist daran, das die Haut blasser wird und der Mensch mehr Farbe, meist warme, bevorzugt. Draußen ist es kalt, auf den Köpfen wird es intensiver und wärmer.
Welche Haarfarben werden im Trend liegen?
Weiche, ineinanderlaufende Farben. Ähnlich wie bei einem Aquarell, wo es einen sanften Übergang zu vielen verschiedenen Farben gibt. Endverbraucher mischen gerade alles Mögliche zusammen. Zum Beispiel werden Make-up-Farben individuell zusammengemischt. Auch Kleidung wird sehr unterschiedlich kombiniert – mal teuer, mal alt, mal günstig. Genauso ist es bei den Farben. Sich auf eine Farbe festzulegen ist dann eher kein Trend.
Wie gehen Sie vor, wenn eine Kundin mit einem Farbunfall zu Ihnen kommt und dunkle Haare einen starken Rotstich haben oder das Blond gelb und orange schimmert?
Festlegen kann ich mich da nicht, denn der Haarzustand und der Wunsch stehen hier im Vordergrund. Kommt so ein Fall in den Friseursalon, gibt es 1.000 Möglichkeiten, die Frisur zu verändern. Meist entscheidet der Haarzustand. Je mehr das Haar geschädigt ist, desto weniger Möglichkeiten bleiben. Ein Friseur muss in diesem Fall sehr viel mit Komplementär-Farben arbeiten. Das erfordert ein hohes Maß an Wissen und eine gute Ausbildung.
Welche Produkte können stark geschädigtes Haar wieder aufbauen und mit welchen arbeiten Sie am liebsten?
Ich möchte mich gar nicht auf ein einzelnes Produkt oder eine Firma festlegen. Meine eiserne Regel lautet: Je stärker sich eine Haarfarbe von der Naturhaarfarbe unterscheidet, desto mehr Pflege braucht das Haar. Das, was man beim Blondieren oder Färben im Haar zerstört, sollte mit Proteinen aufgebaut werden. Damit das Haar sich schön geschmeidig anfühlt und aussieht, sollte ein hoher Anteil an Feuchtigkeit und Ölen zugeführt werden.
Haben Sie Tipps für herbstliche Bad Hair Days?
Ja, einfach mal den Bad Hair Day einen Bad Hair Day sein lassen. Das Haar ist auch ein Spiegel der Seele. Fühlt man sich nicht gut, dann sehen auch die Haare nicht so gut aus. Meine Erfahrung: Je mehr man sich dagegen wehrt und versucht, Bad Hair durch Styling zu retten, desto mehr ärgert man sich. Eine Mütze geht immer!
Von wem lassen Sie sich die Haare schneiden?
Ich habe auch eine feste Friseurin in dem Salon, in dem ich arbeite. Sie kennt meine Haare schon sehr lange und macht mich immer wieder glücklich.
Haben Sie sich auch schon mal selbst die Haare geschnitten?
Ja. Ich wollte mir einmal nur die Seiten unter der Dusche kürzen. Leider ist das gewaltig in die Hose gegen. Ich habe den Aufsatz für die Maschine vergessen und dann bin ich auch noch abgerutscht. Am Ende habe ich sie dann komplett kurz geschnitten. Also nie, nie wieder schneide ich selber meine Haare…
Für alle, die nun neugierig geworden sind: Wie lange muss man bei Ihnen persönlich auf einen Termin warten?
Da ich nun weniger im Salon arbeite, nehme ich keine neuen Kunden mehr auf. Das Blogger-Dasein beansprucht viel Zeit im Büro, hinter und vor der Kamera.
Wie häufig sind Sie denn überhaupt noch im Salon anzutreffen?
Ich bin Angestellter und habe eine Vier-Tage-Woche.
Was steht aktuell bei Ihnen an?
Im nächsten Jahr werde ich noch mehr herumreisen, um noch mehr Friseure zu erreichen. Eine der größten Veranstaltungen im nächsten Jahr ist die Top Hair Messe in Düsseldorf. Auf der Messe habe ich 2018 vier geplante Shows.