Karin Buhl aus Oldenburg verzaubert mit ihrem Blog lisbeths.de und bei Instagram mehrere Zehntausend Follower mit wundervollen Kuchenkreationen. Im Interview spricht die 53-Jährige über ihre Entwicklung, die Organisation des Backens und Bloggens und empfiehlt leckeres Zuckerwerk.
Liebe Karin, wie und in welchem Alter bist Du zum Backen gekommen? War es ein Hobby oder hast Du auch beruflich gebacken?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich schon mit fünf Jahren den Kuchenteig meiner Großmutter Lisbeth mitrühren und naschen durfte. Ich habe viel von ihr gelernt und das gemeinsame Backen ist eine Erinnerung, an die ich gerne denke und in der ich mir meine wunderbare Oma zurückwünsche. Ich habe mein ganzes Leben lang gerne gebacken und gekocht – bei Festen und Feiern war ich immer die Erste, die gefragt wurde, ob sie eine Torte mitbringen kann.
Hast Du Deinen Blog und Dein Instagram-Profil aus Spaß am Hobby angelegt oder hattest Du gleich die Absicht, ihn professionell zu betreiben?
Lisbeths.de war ein Hobby. Ich bin ganz unbedarft und naiv an die Sache herangegangen und habe mir nie vorstellen können, dass man das Bloggen zum Beruf machen kann, mit dem man wortwörtlich seine Brötchen verdient. Instagram war für mich ganz einfach die Chance, meine Kreationen mit der Welt da draußen zu teilen.
Wie lange gibt es Deinen Blog und wie hat er sich seitdem entwickelt? Ist inzwischen ein Beruf daraus geworden, von dem Du leben kannst?
Im März 2013 ist mein Blog lisbeths.de online gegangen. Seitdem ist viel Aufregendes passiert. Meine Rezepte zum Beispiel fanden mein Umfeld und ich schon immer sehr lecker. Jedoch entwickelt man über die Jahre seine Bildsprache, findet seinen eigenen Stil beim Foodstyling und bekommt ein besseres Händchen für die Fotografie. Lisbeths mag es rosa, hell und freundlich. Das zieht sich durch das gesamte Erscheinungsbild meiner Arbeit, aber eben auch durch mein Leben außerhalb des Bloggens. Eigentlich könnte ich jeden Tag backen und einen Post verfassen. Manchmal kommt das sogar vor. Aber mir ist mein Familienleben wahnsinnig wichtig, weshalb ich mich vor einiger Zeit dazu entschieden habe, zweimal pro Woche zu posten. Ein richtiger Beruf ist aus dieser Leidenschaft nicht entstanden – und auch das war eine bewusste Entscheidung. Es ist mein Hobby, mein Ausgleich, mein persönliches Küchenyoga. Natürlich ist es toll, wenn Kooperationen einem das Taschengeld aufstocken, aber ich möchte nicht davon abhängig sein. Es macht mir einfach nur unendliche Freude, frei zu sein, das zu tun, was ich liebe, und völlig ohne Druck Rezepte zu entwickeln, zu verfeinern und in Szene zu setzen.
Wie organisierst Du Backen und Bloggen und wie aufwendig ist das?
Ich bin Gott sei Dank sehr gut organisiert. Zuerst habe ich eine Idee, zum Beispiel irgendein leckeres Obst, ein Gewürz oder eine andere köstliche Zutat, die mich zu einem Kuchen, Keksen oder einem Dessert inspiriert. Sind alle Zutaten besorgt, backe ich los. Während das Gebäck abkühlt, richte ich das Set für die Aufnahmen her und konzipiere das Shooting. Der Text zum Beitrag entsteht, sobald ich die Bilder vor mir habe. Manchmal dauert das Schreiben ein paar Stunden, manchmal dauert es einige Tage, bis ich mit meinem Text zufrieden bin.
Viele Deiner Cupcakes, Tartelettes,Kuchen und Torten sind wahre Kunstwerke. Wie lange sitzt Du an diesen?
Eine Hochzeitstorte kann eine ganze Woche in Anspruch nehmen. Man kann sich oft kaum vorstellen, wie aufwendig so etwas ist. Klassiker wie Erdbeer- oder Rhabarberkuchen fühlen sich eher nach Heimspiel an. Ich verliere mich gerne in Details, und es macht mir unheimlich viel Spaß, meine Törtchen mit hübschen Blümchen, zuckersüßen Verzierungen oder ganz viel Schokolade zu dekorieren.
Du backst fast täglich neues Zuckerwerk. Was passiert vor allem mit Kuchen und großen Torten, wenn sie für den Blog abfotografiert sind? Werden Freunde zum gemeinsamen Vernaschen eingeladen, kommen sie erstmal in den Kühlschrank oder werden sie an die Nachbarn verteilt?
Oft weiß ich schon lange vorher, dass ich eingeladen bin, jemand Geburtstag hat oder ein Straßenfest ansteht. Die meisten Kuchen werden tatsächlich an meine lieben Nachbarn verteilt: die besten Testesser überhaupt. Da muss man manchmal aufpassen, selber auch noch ein Stückchen vom Kuchen abzubekommen.
Woher nimmst Du Deine Inspirationen? Liest Du auch viele andere Backblogs oder Magazine, undkommen von den Lesern viele Backwünsche?
Mich inspirieren vor allem die Wochenmärkte und Bäckereien, die ich auf meinen Reisen entdecke. Aber auch die alten Rezeptbücher meiner Oma. Oft erzählen mir die Menschen aber auch von ihren Kindheitserinnerungen und welche Kuchen sie damals schon geliebt haben. Ich höre genau zu und backe dann einen Klassiker neu interpretiert, mit außergewöhnlichen Aromen und in einer besonderen Form. Backwünsche erhalte ich eher weniger, aber ich frage auch nicht danach. Meine Ideen teile ich einfach auf meiner Lisbeths und bis jetzt kommen sie nicht nur gut an, sie werden zu meiner großen Freude auch häufig nachgebacken.
Weißt Du, wie viele Rezepte inzwischen auf Deinem Blog zu finden sind?
Das weiß ich tatsächlich! Also so ungefähr. Es sind über 600 verschiedene Rezepte! Und obwohl meine To-Do-Liste noch lang ist, fallen mir trotzdem ständig neue Ideen ein.
Welche Deiner Backwerke sind Deine persönlichen Favoriten und warum? Und welche davon backst Du regelmäßig für Dich und Deine Familie oder Freunde?
Erdbeerkuchen, Rhabarberkuchen, Hefe-Buchteln, Landbrot, Burgenländer Kipferl, Brioche… Ich könnte ewig so weitermachen.
Deine Fotos sind sehr professionell. Wo hast Du Dir das fotografische Know-how angeeignet?
Fotografie war schon immer eins meiner Hobbys. Mit der Technik habe ich es eigentlich nicht so, aber mir helfen mein kreativer Blick und meine Erfahrung. Außerdem kann ich nur empfehlen, ab und an mal einen Fotoworkshop zu besuchen. Und ansonsten einfach viel ausprobieren, bis man seinen eigenen Stil gefunden hat.
Du arbeitest bei den Fotos mit verschiedenen Hintergründen. Wo entstehen die Bilder?
Ich habe eine Studiofläche bei mir zu Hause. Hier habe ich das perfekte Licht und einen Fundus aus etlichen Hintergründen, Tischplatten und Deko.
Wie viel Zeit nimmt die Bearbeitung in Anspruch? Was veränderst Du an den Bildern? Benutzt Du zum Beispiel auch Instagram-Filter?
Da wären wir mal wieder beim Thema Technik – und das ist ja wie gesagt nicht so meins. Ich kenne meine Kamera gut und lege bei der Nachbearbeitung vor allem Wert auf den Bildausschnitt, die Klarheit und die Bildschärfe. Instagramfilter verwende ich nicht. Für Fotografen, die die Bildbearbeitung perfekt beherrschen, habe ich viel Bewunderung übrig!
Inzwischen gibt es sehr viele Food- und Backblogs. Wie hebst Du Dich von anderen ab?
Es fasziniert mich, wie vielseitig die deutsche Food- und Backblogger-Landschaft ist. Für meine Lisbeths habe ich eine konsequente Erzählweise und Bildsprache entwickelt, der ich treu bleibe. In einer Welt, in der so viel Trubel und Unbeständigkeit herrscht, findet man bei mir die schönen Seiten des Lebens. Das erzählen mir meine Leser immer wieder.
Welche Back-Highlights werden uns als Nächstes auf Deinem Blog erwarten?
Eine traumhafte Schokoladen-Baiser-Torte gefüllt mit Aprikosen, Mascarpone und Feigen. Dann habe ich noch knusprige Schoko-Nuss-Baisers im Herbstgepäck und Apfel-Kardamom-Krapfen.
Welche Deiner Backwerke kannst Du für den Herbst empfehlen?
Sobald sich der Herbst anmeldet, muss ich Zwetschgenkuchen mit frischer Hefe backen. Für mich eines meiner absoluten Lieblingsrezepte zu dieser Jahreszeit. Und der liebe Kürbis. Er lässt sich zu so vielen köstlichen Varianten verarbeiten. Ganz besonders lecker sind meine glutenfreien Käsekuchen-Muffins mit Cashewnüssen. Ein kleines Herbstträumchen.
Könntest Du Dir vorstellen, auch noch einen Blog in einer anderen Kategorie zu eröffnen?
Nein, vielleicht aber eine herzhafte Kategorie bei lisbeths.de. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit meiner Lisbeths.
Wie siehst Du Deine Zukunftsperspektiven?
In Rente geht die Lisbeths noch lange nicht. Bis jetzt läuft alles wunderbar und ich bin unglaublich dankbar, so treue und liebe Leser zu haben. Was die Zukunft bringt, weiß ich noch nicht. Aber ich freue mich drauf, und solange ich Spaß am Backen habe, werde ich weiterhin zweimal pro Woche etwas Neues posten und hoffen, dass es meinen Lesern gefällt.