Unter neuen Vorzeichen beginnt für den TTC Berlin Eastside Ende September die neue Saison in der Tischtennis-Bundesliga der Damen. Nach dem Triple in der zurückliegenden Saison hat sich das Gesicht des Hauptstadt-Clubs etwas gewandelt – und der Modus auf dem Weg zum nächsten Titel auch.
Neue Gesichter, alte Ziele: Mit einer zur Hälfte veränderten Mannschaft schlägt der TTC Berlin Eastside ab Ende September zur neuen Saison in der Tischtennis-Bundesliga der Damen auf. Von der Erfolgsformel „Never change a winning team“ wich der Club aus Prenzlauer Berg dabei trotz seines neuerlichen Triple in der zurückliegenden Spielzeit bewusst ab, tauschte auf nicht weniger als drei Positionen Spielerinnen aus und verstärkte sich dafür teilweise sogar sehr prominent.
Neu indes ist nicht nur Berlins halbes Team, neu ist auch der Modus im deutschen Oberhaus. Weil die Eliteklasse in der Sommerpause überwiegend aus finanziellen Gründen auf gerade einmal sieben Vereine und damit den kleinsten Umfang ihrer bald 50-jährigen Geschichte zusammenschrumpfte, findet in der Bundesliga nach der Hauptrunde wieder eine Play-off-Runde zur Ermittlung des Meisters statt. Durch die Modusänderung, bei der sechs Vereine die K.-o.-Phase erreichen, sollen die Clubs trotz des Wegfalls von drei Heimspielen dringend benötigte Einnahmen generieren können.
Nach der Hauptrunde eine Play-off-Runde
Doch ob mit normaler Hauptrunde oder Play-offs: Berlin ist wieder der große Favorit. Die Mannschaft um die Team-Olympiazweiten Shan Xiaona und Petrissa Solja hat sich selbst auch nicht weniger als die dritte Wiederholung ihres dreifachen Titeltriumphes mit Meisterschaft, Pokal und natürlich vor allem im Königswettbewerb Champions League auf die Fahne geschrieben. Zumindest auf nationaler Bühne sieht Solja das fünfte Double geradezu als Pflicht an: „Weniger als Ziel auszugeben, wäre bei unserer starken Mannschaft nicht glaubwürdig.“
Aber auch an seinen internationalen Ambitionen lässt Eastside keine Zweifel aufkommen. Die Verpflichtung der erfahrenen Ex-Top-10-Spielerin Tie Yana aus Hongkong ist eine klare Botschaft an allen Rivalen auf dem Kontinent. Die Asiatin, einst selbst für die dominierenden Chinesinnen eine gefürchtete Gegnerin und vor rund zehn Jahren im Oberhaus auch schon einmal beim Berliner Rivalen TV Busenbach am Tisch, ist aber auch ein Zeichen nach innen: Berlin will das Damen-Tischtennis weiterentwickeln und für mehr Aufmerksamkeit sorgen – in diesem Fall eben durch absolute Weltklasse.
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usätzlichen Rückenwind für ihre Bemühungen erhoffen sich die Berliner Macher dabei auch von Soljas historischer Bronzemedaille bei der Heim-WM im vergangenen Frühsommer in Düsseldorf im Mixed. Zumindest in Berlin erscheint auch vorstellbar, dass durch die erste WM-Podiumsplatzierung für eine deutsche Spielerin in einem Individualwettbewerb das Interesse am Damen-Tischtennis weiter wächst. Soljas Name ist international jedenfalls schon ausgesprochen klangvoll. Nach der WM nahm die gebürtige Pfälzerin an einer Turnierserie in Indien mit internationalen Gastspielern teil und avancierte auch beim Publikum auf dem Subkontinent zu einem der Publikumslieblinge.
Weil Eastside, das unter anderen Namen zu DDR-Zeiten als BSG Außenhandel und nach der Wende als 3B auch schon große Triumphe feierte, seinem Selbstverständnis nach auch ein Motor seines Sports sein will, verlässt sich die TTC-Führung allerdings nicht alleine auf Erfolge ihrer Mannschaft und ihrer Spielerinnen und nimmt das Geschehen auch gerne selbst in die Hand. Anfang 2018 organisiert eastside in der Metropole ein großes Turnier für die kontinentale Damen-Elite und verspricht sich davon Impulse über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. „Unser Sport ist faszinierend, aber wir müssen öfter als nur durch unsere Spieltermine im Gespräch sein. Deswegen wollen wir Tischtennis noch attraktiver präsentieren und ein wenig experimentieren“, erläutert Berlins Club-Präsident Alexander Teichmann die Initiative.
Das neue Event ist aber auch eine Flucht aus der Langeweile. Zu dominant ist Berlin in den vergangenen Jahren gewesen, als dass in der Liga selbst oder aber auch beim Berliner Publikum tatsächlich noch echte Spannung aufkommen konnte. Immerhin lässt der Play-off-Modus die nationale Konkurrenz wieder etwas mehr hoffen. Allen voran Vizemeister SV DJK Kolbermoor bläst zur Jagd auf den Titelverteidiger. Die Bayerinnen ließen sich in der Sommerpause auf der Suche nach Verstärkungen ebenfalls nicht lumpen und nahmen niemand Geringeren als Österreichs Publikumsliebling und Ex-Europameisterin Liu Jia unter Vertrag. Mit der Top-30-Spielerin sowie nach der Rückkehr der Ex-Berlinerin Kristin Lang (geborene Silbereisen) aus einer Babypause will Kolbermoor zumindest stärker als bisher an Berlins angestammtem Meister-Thron rütteln. „In den Play-offs kommt es nur auf diese Spiele an, dadurch können unsere Chancen auf eine Überraschung steigen“, meint Kolbermoors Doppel-Europameisterin Sabine Winter optimistisch.
„Chancen auf eine Überraschung steigen“
Mit Ausnahme von Winters Team, das Ende September für Berlin gleich im Saisonauftaktmatch ein ernsthafter Prüfstein sein wird, erscheint allerdings keine der fünf weiteren Mannschaften stark genug für einen ernsthaften Angriff auf Eastside. Das soll sich mittelfristig jedoch ändern. Nicht zuletzt durch den heilsamen Schock der Rückzüge und Aufstiegsverzichte mehrerer Clubs haben sich die Bundesliga-Vereine verstärkte Anstrengungen für mehr Professionalisierung ihrer Strukturen vorgeschrieben.
Wichtigste Grundlagen dabei sind natürlich weiterhin die Finanzen. Anders als so mancher Liga-Konkurrent steht und fällt Berlins Bundesliga-Existenz nicht mit dem Engagement einer Einzelperson oder eines dominierenden Hauptsponsors. Eastsides Etat von rund 200.000 Euro speist sich aus einem Kreis von rund 30 Sponsoren, hinzu kommen teilweise erfolgsabhängige Fördergelder. „Wir sind“, stellt Teichmann zufrieden fest, „breit aufgestellt.“