Klamme Kassen im Land bekommen auch die Saarbrücker Fachhhochschul-Studierenden zu spüren. Zwar könnte das Hochhaus für die HTW-Verwaltung und den Fachbereich Soziale Arbeit Ende des Jahres endlich fertig sein, aber das löst die übrigen Probleme der Studierenden noch nicht, so der Asta: die Mensa-Verwaltung, digitale Lehre oder die drohende Verwaltungsgebühr.
Es wird gebaut, links und rechts der Malstatter Straße, an den Treppenhäusern des Hochhauses, am neuen Zentralgebäude. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) wächst. So sieht es jedenfalls aus. Dennoch fehlt es an allen Ecken und Enden, fragt man den Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta), die Vertretung der HTW-Studierenden. Vor allem fehlt es derzeit noch an Platz, sagen Daniel Gauditz und Patrick Nagel, die beiden Vorsitzenden des Asta. Das könnte sich ändern, wenn der Einzugs- termin im HTW-Hochhaus eingehalten wird und dann 6.000 zusätzliche Quadratmeter von der Hochschulverwaltung und dem Fachbereich Soziale Arbeit, derzeit noch ausquartiert am Rastpfuhl und im gleichfalls sanierungsbedürftigen Pingusson-Bau, bezogen werden. Danach folgt das neue Zentralgebäude mit Bibliothek und Mensa. Eine Einheit wird der modernisierte Campus dennoch nicht: Dieser wird nun durch die Malstatter Straße zerschnitten, eine Brücke zwischen den beiden Gebäuden war zwar geplant, wurde jedoch wieder verworfen.
Neue Gebäude, mehr Platz, doch der Eindruck täuscht. Der Campus in der Hohenzollernstraße ist dringend sanierungsbedürftig. Heißt, der neu gewonnene Platz ändert nur kurzfristig etwas. Wann sich in dem Gebäudekomplex etwas tut, wissen aber auch Gauditz und Nagel nicht. „Abreißen und neu bauen“ wäre die Devise, aber das können sich Stadt und Land derzeit nicht leisten. Daher wird nach weiteren Ausweichquartieren angrenzend an den Campus Ausschau gehalten, „zum Beispiel auf Stadtwerke-Gelände“, so Gauditz, das plant das Präsidium der HTW. Auch hierzu gibt es Ideen, aber noch keine Planung. „Wir würden uns wünschen, dass diese Planungen künftig langfristig angelegt sind“, sagt Nagel. Der Ideenwettbewerb für Alt-Saarbrücken, der auch den HTW-Campus miteinbezog, sei also richtig, aber nun müssten auch Taten folgen, um die Hochschule zukunftsfähig zu machen. Derzeit laufe sie nur auf Sparflamme.
Mit dem Campus in Göttelborn, wo derzeit die Architekten untergebracht sind, sind die Studierenden derzeit zufrieden. Probleme macht nur der Transport, der öffentliche Personennahverkehr dorthin werde nicht angenommen, vielmehr fahren die Studierenden lieber im eigenen Auto oder in Fahrgemeinschaften.
Dass ab 2020 wieder Geld verteilt wird, findet Patrick Nagel grundsätzlich gut angesichts der Schuldenbremse, die die beiden saarländischen Hochschulen derzeit massiv einschränken. „15 Millionen Euro sollen HTW und Universität nach 2020 erhalten. Jedoch fehlt noch ein Schlüssel, wonach das Geld unter den Hochschulen verteilt wird.“ Hier gebe es noch keine Planungssicherheit – denn dass die HTW dringend Geld braucht, ist angesichts der vielen Baustellen wie digitales Studium und Lehre oder dem fehlenden, digitalen Campus-Raummanagement-System offensichtlich. Doch daran ist im Moment gar nicht zu denken. „Wir müssen jedoch an unsere Reputation denken“, erinnert Daniel Gauditz. Die HTW locke vor allem Saarländer an, aber auch französische Studenten. Beide Gruppen brauchen jedoch Argumente, die über die räumliche Nähe hinaus für die HTW sprechen, denn die Konkurrenz in Kaiserslautern oder Trier schläft nicht. Da sei eine Verwaltungsgebühr, wie jüngst vom saarländischen Landtag beschlossen, nicht förderlich.
„Im Grunde ist dies eine Studiengebühr, die nicht so heißt“, mutmaßt Nagel. 50 Euro pro Semester pro Student sollen die saarländischen Hochschulen künftig erheben dürfen. In acht Bundesländern gibt es diese Verwaltungsgebühr schon. Wofür diese aber ausgegeben wird, das wollen die Studierenden schon wissen. Sagen kann es ihnen noch keiner. Der Service werde verbessert, verspricht die Hochschulleitung. Aber: „Jetzt schon läuft bei uns vieles online“, erklärt Patrick Nagel, „oder über die Arbeit von Professoren“. Dieser Studierendenservice ist bereits durch die Grundfinanzierung der HTW abgedeckt. Wozu also noch mehr bezahlen als ohnehin schon?
Die Grundprobleme bleiben erst einmal erhalten
Zum Beispiel für das Semesterticket. Hier freut sich der Asta zwar darüber, dass die Erweiterung des Tickets nach Trier sehr positiv aufgenommen wurde. Im neuen ÖPNV-Gesetz sehen die Studierendenvertreter jedoch einen gefährlichen Kostentreiber. Schon jetzt kostet das Ticket 125 Euro pro Semester. 2019 sollen jedoch die Streckennetze des Saar-Verkehrsverbundes (SaarVV) neu ausgeschrieben werden, was wiederum zu einer Verteuerung führen dürfte. „Das Ticket funktioniert nur dann, wenn es ein Solidarmodell bleibt – also alle Studierenden bezahlen für alle Studierenden – und der ÖPNV eine gute Alternative zum Auto bleibt. Wenn das Ticket von Jahr zu Jahr erheblich teurer wird, sehen wir dieses Modell gefährdet.“
Ein weiteres Erfolgsmodell sieht der Asta ebenfalls gefährdet – das der Mensa. Wahrscheinlich soll das Studentenwerk, das auch die Mensa der Universität betreut, die HTW-Küche künftig übernehmen, die Ausschreibung läuft. An der darf sich der Asta aber nicht beteiligen. Im Augenblick führt der Asta selbst die Mensa – einzigartig in Deutschland. 21 Mitarbeiter bekochen die Studierenden in der HTW-Mensa, sie werden nach Tarifvertrag der Länder bezahlt. „Wir hoffen, dass der neue Betreiber unsere Angestellten übernimmt“, so Patrick Nagel. Das ist auch Grundbedingung für die neue Ausschreibung. Dennoch befürchtet der Asta steigende Preise bei schlechterer oder im günstigsten Falle gleichbleibender Qualität, wenn das Studentenwerk übernimmt.
Mit dem erweiterten Campus und dem veralteten Gebäude in der Hohenzollernstraße bleiben die Grundprobleme der Hochschule erst einmal erhalten – zu wenig Platz für die 6.000 Studierenden, zu wenig Geld für zeitgemäße und zukunftsweisende Lehre und ein paar Versprechungen der Hochschulleitung, ein paar Probleme gegen eine Gebühr aus der Welt zu schaffen. Einige Hundert Studierende weniger als im vergangenen Jahr verschaffen der Fachhochschule zwar derzeit etwas Luft. Aber der Trend, zu studieren, bleibt bestehen.