Der 1. FC Saarbrücken deklassiert Röchling Völklingen und blickt entspannt ins neue Jahr. Der Gastgeber muss sich dagegen im Winter sortieren.
Ganz uneigennützig war das Lob von Röchling-Trainer Günter Erhardt nicht, das er am vergangenen Samstag nach der 0:6-Niederlage seiner Mannschaft aussprach. „Der FCS wird, wenn nichts Dramatisches passiert, die Relegationsspiele erreichen und hoffentlich auch aufsteigen. Für uns wäre das ganz gut, weil dann einer weniger absteigen würde."
Der Jahresabschluss unter nicht wirklich optimalen Bedingungen im Hermann-Neuberger-Stadion geriet zur Demonstration der Stärke des FCS. „Der Gegner hat es heute sehr gut und wir dafür sehr schlecht gemacht. Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass Saarbrücken die höhere Qualität hat. Aber sechs Stück zu bekommen, tut dann am Ende schon weh. Es ist der letzte Eindruck, den man im alten Jahr hinterlässt, und der ist einfach nicht gut", sagte Erhardt.
Vom letzten Eindruck hatte auch sein Saarbrücker Kollege Dirk Lottner vor dem Spiel gesprochen. Der Trainer, der während des zurückliegenden Halbjahres ohnehin wenig Grund zum Kritisieren hatte, zog ein zufriedenes Fazit: „Wir waren bis zum Ende gierig und sind konzentriert geblieben. Das ist wichtig und gibt uns ein gutes Gefühl für die Winterpause."
FCS plant keine Kaderkorrektur
Am Ende verrät ein Blick auf die Tabelle ein Stück weit Normalität. Der FCS, von nahezu allen Trainern vor der Saison als Aufstiegskandidat Nummer Eins gehandelt, führt die Tabelle souverän an. Röchling hat sich bisher wacker geschlagen, steht zum Jahresende nun aber doch auf einem Abstiegsplatz. „Wir haben gewusst, dass es eine Gratwanderung ist, wir sind eine reine Amateurmannschaft. Das Ärgerliche ist, dass wir einige Punkte haben liegen lassen. Es ist kein Drama, dass wir zweimal gegen den FCS verloren haben, es hätte aber einige andere Spiele gegeben, wo wir mehr hätten mitholen können", erklärte Erhardt. Der Röchling-Coach setzt darauf, dass nach der Winterpause mit Milan Ivana und Kapitän Rouven Weber zwei Schlüsselspieler wieder zur Verfügung stehen. „Ich denke, dass man gesehen hat, dass wir konkurrenzfähig sind. Aber wir können nicht den Anspruch erheben, dass wir mehrere Stammspieler ersetzen können. Gegen den FCS haben drei 19-Jährige in der Startformation gestanden. Man muss dann eben auch mal akzeptieren, dass die jungen Leute Fehler machen."
Ganz andere Sorgen hat der FCS. Beim Spitzenreiter stellte sich am Ende nur noch die Frage, ob die Winterpause zur rechten Zeit gekommen ist. „Ich bin schon gut platt", sagte Mittelfeldmann Marco Holz, der gegen Röchling dreimal traf und sein Torekonto auf sechs Treffer erhöhte. Der 27-Jährige Co-Kapitän verkörpert das, was Coach Lottner von seinem Team fordert. In der Vorsaison galt der „Sechser" als Chancentod, mittlerweile ist er äußerst treffsicher. „Ich versuche jeden Tag im Training Gas zu geben, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich irgendwann einmal so häufig getroffen habe, wie in den vergangenen Wochen. Aber es ist gut, dass jetzt Pause ist. Wir hatten anstrengende und aufreibende Wochen und noch große Ziele vor uns."
Um diese zu erreichen, ist Sportchef Marcus Mann mit der Kaderplanung beschäftigt. Das Hickhack um die „Baustelle" Ludwigsparkstadion steht dabei weniger im Vordergrund. „Natürlich ist das für potenzielle Neuzugänge ein Thema, aber das war es vorher auch schon. Ich vertraue da dem Präsidium und wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Je größer der sportliche Erfolg ist, desto besser sind unsere Argumente", betonte der Sportchef.
Der FCS steht vor einer Transferperiode, die relativ langweilig werden könnte. Stand jetzt sind weder Ab- noch Zugänge geplant. Mann übt sich in Sätzen, die für das Geschäft typisch sind, wenn er sagt, „dass wir natürlich den Markt beobachten, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein." Fakt ist: Der große Kader wird durch die Rückkehr von Dominic Rau und Marwin Studtrucker noch breiter besetzt sein. „Wir wollten das so, haben aber auch gesehen, dass jeder Spieler, der fit war, seine Zeiten bekommen hat", sagt Mann, der Verständnis hat, dass der eine oder andere Spieler unzufrieden ist. „Jeder, der bei uns unter Vertrag steht, hat den Anspruch zu spielen. Am Ende entscheidet der Trainer, aber die Spieler haben natürlich ihre eigene Sicht der Dinge. Dass es da zu Enttäuschungen kommt, ist nachvollziehbar."
Problemzone hinten rechts
Ein solcher Fall ist Jordan Steiner. Der 21-Jährige hat das Pech, dass er als Franzose nicht unter die U23-Regel fällt. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz auf seiner Position extrem groß ist. Es ist kein Geheimnis, dass Steiner gerne für ein halbes Jahr nach Völklingen gehen möchte. Doch der Sportdirektor macht seinem Spieler ein wenig Hoffnung. „Es geht schnell, Zeitz und Holz haben vier Gelbe Karten. Als Zeitz verletzt und Krause krank war, hat Jordan gespielt, es ist nicht so, als dass er ganz weit weg wäre."
Ein weiterer Unzufriedener ist Pierre Fassnacht. Der ehemalige Jung-Profi des Karlsruher SC war in der vergangenen Saison unumstrittener Stammspieler beim SSV Ulm. Sein Pech: Linksverteidiger Mario Müller spielt eine herausragende Runde und gilt als bester Spieler der Liga auf dieser Position. Dass der SSV Ulm kürzlich öffentlich Interesse an einer Rückholaktion bekundete, lässt Mann kalt. „Pierre hatte eine gute Runde in Ulm und hat das Pech, dass Mario richtig stark in Form ist. Aber er lässt sich nicht hängen." Ohnehin sieht der Sportdirektor lediglich die Rechtsverteidiger-Position als Problemzone, da nach dem langfristigen Ausfall von Alexandre Mendy mit Sascha Wenninger nur noch ein Spezialist zur Verfügung steht. „Es können auch andere die Position spielen. Aber wir wollen erst einmal in Ruhe abwarten, wie der Genesungsverlauf von Alex ist."