FORUM stellt nacheinander kleinere Fußball-Ligen in Europa vor. Diesmal: Die BGL Ligue, die höchste Spielklasse in Luxemburg, in der ein vergleichsweise neuer Club dem alten Rekordmeister nach und nach den Rang abläuft.
Zum ersten Mal in der Ersten Liga unseres Nachbarlandes Luxemburg wurde 1909 gekickt. Damals nannte sich die Liga noch ganz schlicht Klasse A. Im Laufe der Zeit wechselte die höchste Spielklasse Luxemburgs immer wieder ihren Namen: von Erste Division über Ehrendivision bis hin zu Nationaldivision. Heute heißt die Erste Liga Luxemburgs ganz offiziell BGL Ligue – benannt nach dem Hauptsponsor Banque Générale du Luxembourg. Trotzdem lebt unter vielen luxemburgischen Fußball-Fans auch immer noch der Titel Nationaldivision weiter.
In der Geschichte der Liga gab es eine längere Phase der Pause: Während der deutschen Besetzung von 1940 bis 1944 rollte in unserem Nachbarland kein Ball. Stattdessen wurden die luxemburgischen Vereine in das damalige deutsche Ligen-System eingegliedert.
Fast so oft wie der Name der Liga wurde auch schon die Zahl der Mannschaften in der Spielklasse geändert. Lange spielten zwölf Teams um den Titel, bis dann die Zahl auf zehn reduziert wurde. Heute duellieren sich 14 Vereine um die Meisterschaft.
Spielmodus
Die BGL Ligue orientiert sich bei ihrem Spielmodus an den großen Ligen in Europa. Insgesamt gibt es 26 Spieltage – jedes Team muss also einmal auswärts und einmal zuhause gegen jedes andere Team ran. Am Ende steht der luxemburgische Meister dann ganz oben in der Tabelle. Platz eins garantiert auch die Teilnahme an der zweiten Qualifikationsrunde für die Champions League. Die Mannschaften auf Platz zwei und drei müssen sich mit der Europa League trösten – wenn sie denn die Qualifikation meistern.
Gleich für zwei Vereine geht es nach der Saison runter in die zweitklassige Ehrenpromotion. Die Mannschaft auf Platz zwölf muss in die Relegation und kann sich so noch retten.
Der Rekordmeister
Wahrscheinlich der bekannteste Verein Luxemburgs ist F91 Düdelingen, doch Düdelingen ist nicht der amtierende Rekordmeister unseres Nachbarlandes. Jeunesse Esch trägt diesen Titel mit aktuell 28 Meisterschaften. Der Verein aus dem Ort Esch an der Alzette dominierte über Jahre hinweg die luxemburgische Nationaldivision. Gerade in den 70er- und 90er-Jahren gab es an dem Verein kein Vorbeikommen. Auch im Pokal hat sich Jeunesse mit 13 Titeln verewigt.
International reichte es nicht für den ganz großen Wurf – dennoch schauen die Fans von Esch gerne auf ein paar besondere Momente zurück. 1959 gab es so einen zum Beispiel, als man in der Vorrunde des Europapokals der Landesmeister den polnischen Verein ŁKS Łódź im Heimspiel mit 5:0 besiegte und es so eine Runde weiter schaffte. Dort war der spanische Club Real Madrid dann erwartungsgemäß eine Nummer zu groß. Gern zurückerinnert wird sich in Esch auch an den 19. September 1973. Damals holte man überraschend zu Hause ein 1:1-Unentschieden gegen den großen englischen Club FC Liverpool. Zwar verlor Jeunesse dann das Rückspiel, dennoch sind diese Erfolge vielen Fans noch im Gedächtnis.
Gefeiert wurden diese Momente (und werden sie auch heute noch) im heimischen Stadion „Op der Grenz". Etwa 5.400 Zuschauer passen in die Arena, die als eine der schönsten in Luxemburg gilt. Direkt rund um das Stadion befinden sich auch die Trainingsplätze, auf denen unter anderem die Jugend des Vereins kickt. Die ist Jeunesse nämlich besonders wichtig. Seit Jahren setzt man verstärkt auf den eigenen Nachwuchs. Deswegen liegt das Durchschnittsalter der Ersten Mannschaft auch bei vergleichsweise geringen 24,3 Jahren.
In der jüngeren Vergangenheit hat allerdings ein anderer Verein Jeunesse Esch etwas den Rang abgelaufen: F91 Düdelingen. Seit 2010 konnte Jeunesse keine Meisterschaft mehr holen, stattdessen war F91 seitdem gleich fünfmal erfolgreich. Mittlerweile darf sich der Verein auch schon 13 Mal Luxemburgischer Meister nennen – und das obwohl der Club erst 1991 gegründet wurde.
Damals schlossen sich die drei Vereine Alliance Düdelingen, CS le Stade Düdelingen und US Düdelingen zusammen, da sie alleine wenig Aussichten auf Erfolg in der
Ersten Liga hatten. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellen sollte, denn heute blickt F91 schon auf so einige Erfolge zurück. Einzig für eine internationale Teilnahme hat es bisher noch nicht gereicht – Düdelingen scheiterte in der Vergangenheit immer wieder in der Qualifikation. Dabei hatte F91 zum Beispiel 2012 sehr gute Chancen aufs Weiterkommen, als man in der zweiten Quali-Runde überraschend den österreichischen Spitzenclub Red Bull Salzburg rauswerfen konnte. Doch eine Runde weiter scheiterte Düdelingen dann am slowenischen Vertreter NK Maribor.
Bekannte Gesichter
Trainiert wird der amtierende Meister Düdelingen derzeit von Dino Toppmöller. Der Sohn vom ehemaligen Nationalspieler Klaus Toppmöller kickte vor seiner Trainerkarriere bei einigen Vereinen in Deutschland – überwiegend in der Zweiten Liga. Unter anderem machte Toppmöller Station bei Eintracht Frankfurt, dem FC Erzgebirge Aue, Jahn Regensburg und Augsburg. Außerdem spielte der Mittelstürmer 2010 schon für ein halbes Jahr in Luxemburg bei F91 Düdelingen. Dorthin kehrte Toppmöller dann 2016 als Trainer zurück. Seine erste Saison krönte der gebürtige Saarländer (Toppmöller stammt aus Wadern) direkt mit dem Double – und auch in der aktuell laufenden Spielzeit sieht es gut aus: Düdelingen liegt auf Platz zwei der Tabelle bei zwei Punkten Rückstand auf den Überraschungs-Ersten FC Progrés Niederkorn – der hat zudem auch schon ein Spiel mehr absolviert.
Diesen Namen sollten Sie kennen
Danel Sinani heißt einer der Shootingstars der aktuellen Saison in Luxemburg. Der Linksaußen ist erst 20 Jahre jung und konnte dennoch in dieser Spielzeit bisher vollends überzeugen: Schon sechs Treffer aus elf Partien hat das Nachwuchstalent zu Buche stehen. Außerdem gehörte der Luxemburger mit serbischen Wurzeln in den meisten Spielen zur Startformation seines Vereins F91 Düdelingen. Das ist insofern überraschend, da Sinani erst vor dieser Spielzeit zu dem Spitzenclub gewechselt ist. Doch das Talent brauchte keine Anlaufzeit und konnte sich direkt durchsetzen – was im September mit dem Debüt in der Nationalelf Luxemburgs belohnt wurde.