Zum ersten Mal wird dieses Jahr in der Hauptstadt erstklassiger Baseball gespielt. Die Flamingos rüsten personell auf.
Etwas Stolz schwingt mit in der neusten Pressemitteilung der Flamingos Berlin: „Kenneth Chiu ist neben Tsunwai ‚Ken‘ Yung und Maikel Azcuy Perez der dritte Nationalspieler in den Reihen des Erstliga-Aufsteigers“. Was in gedruckten Lettern sofort ins Auge springt, erzählt viel darüber, worum es beim Berliner Baseballklub aus Reinickendorf momentan geht: um neues Personal. Woche für Woche gibt es neue Meldungen, neue Spieler, aber auch Trainer stoßen zum erfolgreichen Aufstiegsteam und sollen helfen, die Erste Liga zu halten, wenn die neue Saison am 31. März beginnt. Doch schlicht von Personal zu sprechen, wäre wohl untertrieben. Die Flamingos holen nicht irgendwen, sie holen ehemalige Stars der internationalen Baseballszene. Der eingangs erwähnte Kenneth Chiu ist einer davon.
Der 26-jährige Chiu spielt trotz seiner noch jungen Jahre bereits seit 2007 in der Nationalmannschaft von Hongkong, wo er mit 16 Jahren sein Debüt gegeben hat. Der Rechtshänder Chiu kann als Pitcher, das ist der Werfer im Baseball, und als Catcher, also Fänger, eingesetzt werden. Zusätzlich zu seiner eigenen Spielerkarriere hat Kenneth Chiu von 2011 bis 2016 verschiedene Nationalmannschaften Hongkongs im Nachwuchsbereich trainiert. Neben seinen Spielzeiten in Honkong und zuletzt in der Ersten Liga Tschechiens hat er 2011/12 in den USA für die University of Wisconsin-Stevens Point gespielt. Seine Vita zeigt, dass Baseballspieler wie Chiu rumkommen in der Welt. Jetzt ist er halt in Berlin.
„Kenneth Chiu ist aktuell unser fünfter Neuzugang für die Saison 2018 und soll neben der Verstärkung des Pitching Teams vor allem auch unsere Nachwuchsausbildung fachkundig anleiten und unterstützen“, so Flamingos-Sprecher Markus B. Jaeger.
Viele Wandervögel im Kader
Chiu ist nicht der einzige Wandervogel im neuen Kader. Neben den drei Nationalspielern ist es dem Erstliga-Aufsteiger gelungen, den erfahrenen US-Pitcher Trevor Caughey zu verpflichten. Der Linkshänder Caughey ist neben seiner Coaching-Funktion als Startwerfer für das Spiel zwei eines Spieltages vorgesehen, bei dem nach den Statuten des Deutschen Baseball Verbandes auch nichteuropäische Pitcher eingesetzt werden dürfen. Eine der vielen Spezialitäten, die die Baseball-Statuten bereithalten.
Der Kalifornier Caughey kann auf eine bewegte Baseball-Karriere blicken und hat 2014 bei den Bonn Capitals bereits Bundesliga-Luft in Deutschland geschnuppert.
Für Markus B. Jaeger ist Trevor Caughey ein wichtiger Faktor beim Saisonziel Klassenerhalt: „Für uns als Aufsteiger aus der Zweiten Bundesliga ist der Sprung in die Erste Bundesliga riesengroß. Wir sind daher sehr froh darüber, dass wir mit der Verpflichtung von Trevor einen erfahrenen Defensivspieler auf der Pitcherposition gewonnen haben, der das junge Team auch als Coach anführen wird.“ Zudem übernimmt Trevor Caughey die Ausbildung des Werfer-Teams der Flamingos.
Trevour Caughey spielte ab 2002 fünf Jahre lang für die Baltimore Orioles in der Major-League-Baseball (MLB), der ultimativen Profi-Liga in den USA. Zuvor hat er am Cuesta College gespielt und war in der All-California First Team Auswahl. In der Folgezeit spielte er unter anderem in Australien und Europa. Mit den Perth Heats konnte Caughey 2013 die Australische Meisterschaft feiern und wurde in verschiedenen Staaten als „Pitcher des Jahres“ ausgezeichnet: 2008 Golden League California, 2010 Tschechische Republik, 2012 Spanien. Darüber hinaus war 2016 ein sehr erfolgreiches Jahr für den US-Pitcher in Europa. Neben den Meistertiteln in Kroatien und Polen wurde er mit dem tschechischen Meister Draci Brno Champion der Euro Interleague. Auch für Caughey gilt: jetzt in Berlin.
Wer allerdings dachte, das wär‘ es gewesen mit den Neuen, hat sich getäuscht. Die Berlin Flamingos erhalten weitere Verstärkung. Der US-Amerikaner Andrew Oberthaler vom mehrfachen österreichischen Meister Vienna Wanderers wechselt ebenfalls in die deutsche Hauptstadt. Oberthaler war in der Baseball League Austria (BLA) eine tragende Säule seines Teams in der Offensive. Als amtierender österreichischer Meister hat Andrew Oberthaler mehrfach am Euro Cup der besten Vereinsmannschaften Europas teilgenommen und bringt damit internationale Erfahrung zu den Flamingos.
„Mit dem erfahrenen Outfielder und schlagkräftigen Offensivmann Andrew Oberthaler können wir unser Team weiter verstärken. Das Team für die Saison 2018 wächst, und wir sind mit den Zugängen noch nicht am Ende“, verspricht Markus B. Jaeger voller Tatendrang.
Andrew Oberthaler hat im Alter von fünf Jahren mit dem Baseball begonnen und während seiner Jugend an vielen nationalen Turnieren in den USA teilgenommen. Mit seiner High School, der Maize High-School in Kansas, gewann Oberthaler im Seniorjahr 2005 die State Championship und errang als Spieler US-weite Aufmerksamkeit.
Auch Andrew Oberthalers Geschichte klingt abenteuerlich: „Mit meinem Master-Abschluss in der Tasche bin ich nach Wien gezogen und habe seither dort als Meteorologe gearbeitet.“ Mehr zufällig als geplant habe er den Baseball in Österreich entdeckt, die drei Meistertitel und die Teilnahme an den internationalen Turnieren wären sehr beeindruckend gewesen. Oberthaler sagt außerdem das, was alle anderen Zugänge auch sagen: „Bei den Flamingos möchte ich meinen Beitrag leisten, damit das Saisonziel Klassenerhalt erfolgreich gemeistert werden kann.“
Doch bei den Flamingos wächst nicht nur der Spielerkader, auch die Mitgliederzahl im Verein steigt. Nach einem Mitgliederzuwachs von 14 Prozent im Jahr 2016, konnte die Zahl der Flamingos-Mitglieder im abgelaufenen Jahr 2017 um weitere 25 Prozent gesteigert werden. Damit zählen die Flamingos fast 200 Mitglieder. Ein Großteil davon sind aktive Baseballer, und sämtliche Jugendmannschaften können ausreichend bestückt werden. Bei allen Erfolgen auf dem internationalen Spielermarkt ist das eigentlich die beste Nachricht für den Verein aus dem Märkischen Viertel. Denn Nachwuchs aus den eigenen Reihen können die Flamingos in Zukunft gut gebrauchen, damit es noch lange heißt: Erste Liga – jetzt in Berlin.