Nicht ganz 14 Milliarden Jahre ist es her, als der kosmische Funke des Lebens gezündet wurde. Bis zur Entstehung unseres Sonnensystems samt unseres Heimatplaneten Erde sollten etwa zehn Milliarden Jahre vergehen. Wie das Leben auf unseren Planeten kam – dazu gibt es die unterschiedlichsten Theorien.
Vor etwa 3,5 Milliarden Jahren waren die Bedingungen auf unserer Erde so günstig, dass verschiedene chemische Reaktionen in Gang kamen und Aminosäuren entstanden. Mit ihnen ließ das primitive Leben nicht lange auf sich warten. Die ersten Einzeller entstanden.
Entstehung der Tierwelt
Wann sich die ersten mehrzelligen Lebewesen auf der Erde entwickelten, ist noch umstritten. Leider existieren hierfür kaum fossile Belege. Mehrere Funde belegen die sogenannte kambrische Explosion – das plötzliche Erscheinen der Tierwelt zu Beginn des Kambriums vor rund 540 Millionen Jahren. Die Grundgestalten der heutigen Tiere sollen damals fast gleichzeitig aufgetreten sein, wie aus dem Nichts. Unklar bleibt aber, wie alt die Tierstämme tatsächlich sind, da die ältesten bestehenden Fossilien von vielzelligen Tieren nicht mehr als 580 Millionen Jahre alt sind. Außerdem müsste der letzte gemeinsame Vorfahre der vielzelligen Tiere nach molekularen Analysen und neueren Studien bereits 100 bis – dies vermutet man aktuell – 600 Millionen Jahre früher gelebt haben. Vertraut man den aktuellen Forschungsergebnissen, so würde dies bedeuten, dass Wirbeltiere erst 20 Millionen Jahre nach der kambrischen Explosion und somit wesentlich später als die anderen großen Tiergruppen lebten. Alle heutigen Tierstämme sollen damals bereits existiert haben – darunter etwa Spinnentiere, Krebse, Vögel oder Reptilien. Die einzelnen Gruppen spalteten sich dabei anscheinend früher voneinander ab als zunächst angenommen. Die Ursprünge der meisten Tierstämme liegen offenbar schon im Neoproterozoikum vor mehr als 700 Millionen Jahren – und somit vor der extremen Vereisung des Planeten. Demnach müssen die Urzeit-Tiere diese Kälteperiode, extreme Klimawandel und stark veränderte Lebensbedingungen überlebt haben. Die allerersten Tiere könnten sogar schon vor einer Milliarde Jahren entstanden sein.
Charles Darwin (1809 bis 1882), der Begründer der Evolutionstheorie, betrachtete es bereits im 19. Jahrhundert als „ein ernstes Problem“, dass die Tierwelt zu Beginn des Kambriums so plötzlich erschienen sein soll und dass Fossilien so facettenreich vorhanden waren. Er vermutete Lücken zwischen den Funden.
Entstehung der Pflanzenwelt
Nach neueren Erkenntnissen vermutet die Forschung das Entstehen der ersten Landpflanzen im ausgehenden Ordovizium vor 485 bis 444 Millionen Jahren. Es soll sich hierbei um Moose gehandelt haben. Die ersten Gefäßpflanzen sollen im Laufe des Silur (vor 444 bis 420 Millionen Jahren) aufgetreten sein. Im Gegensatz zu den einfach gebauten Vorgängern sollen sie über ein gut entwickeltes Leitungssystem verfügt haben. Vor 359 bis 299 Millionen Jahren entstanden schon große Wälder aus Farnen, Schachtelhalmen und Bärlappen. Diese wurden als Steinkohleflöze etwa im Ruhrgebiet und im Saarland abgebaut. In der Kreidezeit (vor 145 bis 66 Millionen Jahren) entwickelten sich die ersten Bedecktsamer, in der Erdneuzeit (vor 66 Millionen Jahren bis heute) breiteten sich die Blütenpflanzen weiter aus. Unsere heutige Verteilung der Tier- und Pflanzenwelt entstand durch die Eiszeiten.
Evolution des Menschen
Bis zur Entstehung der ersten Menschen war es noch ein sehr weiter Weg. Auch hier ist sich die Wissenschaft keineswegs einig über das Wie, Wann oder Wo. Den Grundstein für die Theorie der Evolution des Menschen legte Charles Darwin. Er vermutete die Wurzeln des Menschen in Afrika und ging davon aus, dass Mensch und Menschenaffe gemeinsame Vorfahren hatten. Zu Lebzeiten erwiderten die meisten Darwins Theorien mit Kopfschütteln und Empörung. Heute gibt ihm die Paläoanthropologie größtenteils Recht. Der Mensch soll sich in sehr vielen Zwischenstufen entwickelt haben. Die Gattung Homo umfasst über 20 Spezies.
Gemeinsame Vorfahren von Mensch und Affe sollen vor etwa sieben bis acht Millionen Jahren gelebt haben. Man glaubt, dass diese zunächst in gebeugter Haltung auf Bäume kletterten und durch Änderungen ihrer Umgebung – insbesondere durch die Bildung von Grabenbrüchen, die durch die Dehnung der Erdkruste entstanden – dazu gezwungen wurden, ihren Bewegungsapparat durch Mutation anzupassen.
Allerdings belegen Knochenfunde, dass bereits vor nahezu 20 Millionen Jahren sogenannte Hominoidea – Überfamilie der „Menschenartigen“ – in Ostafrika lebten, aus denen sich nach etwa fünf Millionen Jahren eine Art Vorläufermodell des Menschen entwickelte – der Australopithecus, was so viel wie „südlicher Affe“ bedeutet. Diese Spezies kannte wahrscheinlich schon den aufrechten Gang und benutzte Werkzeuge aus Stein. Bekannt wurde diese Art vor allem durch den Fund von „Lucy“ – das Skelett einer Australopithecus-Frau, das 1974 in Äthiopien entdeckt wurde.
Mit fortschreitender Evolution wuchs auch das Gehirn. So auch beim Homo habilis („geschickter Mensch“). Diese Gattung lebte vor ungefähr 2,4 Millionen Jahren in Ostafrika und hatte ein größeres und höher entwickeltes Gehirn als der Australopithecus. Bis heute konnten keine Belege dafür gefunden werden, dass der Homo habilis bereits ein Jäger war. Wahrscheinlich ernährte er sich größtenteils von Pflanzen und gegebenenfalls auch von Aas.
Vor etwa zwei Millionen Jahren trat der Homo erectus auf die Weltbühne und verbreitete sich in der Altsteinzeit von Afrika aus nach Europa und Asien. Durchsetzen konnte sich der Homo erectus allerdings in dieser Form nicht und verschwand schnell wieder im Sinne einer fortschreitenden Weiterentwicklung. Diese verlief jedoch in Afrika und Europa unterschiedlich. Während in Europa der Neandertaler entstand, trieb die Evolution den Homo sapiens („vernünftiger Mensch“) in Afrika voran.
Dennoch gilt der „Frühmensch“ Homo erectus als der erste echte Mensch, was auch seine Bezeichnung widerspiegelt. Unumstritten ist, dass er wahrscheinlich die erste hominine Art war, denn Homo erectus bedeutet so viel wie „aufgerichteter Mensch“. Die Nutzung von Steinwerkzeugen und die Jagd waren ihm bereits bekannt. Allerdings ist der Gebrauch von Feuer durch den Homo erectus bis heute umstritten.
Gene sind zu 2,6 Prozent Neandertaler
Auffällig in der Evolution sind auch die äußerlichen Merkmale. Abgesehen von dem stetig wachsenden Gehirn wurden die Arme kürzer und die Beine länger, was den aufrechten Gang begünstigte. So auch beim Homo neanderthalensis. Parallel dazu machte der moderne Mensch Homo sapiens in Afrika seine ersten Schritte und breitete sich aus. Belegt sind Funde aus Afrika mit einem Alter von etwa 300.000 Jahren. Als einziger Überlebender der Gattung Homo wurde das, was wir heute sind. Doch so ganz ausgestorben scheint der Neandertaler nun doch nicht, denn offenbar trafen er und sein Verwandter Homo sapiens des Öfteren aufeinander. Neueste DNA-Analysen untermauern die These, dass dieses Aufeinandertreffen nicht ohne Folgen blieb. So finden sich Hinweise auf mehrfachen Genfluss zwischen Neandertaler und Homo sapiens. Unsere Gene sollen bis zu 2,6 Prozent vom Neandertaler abstammen, dem man heute übrigens die kunstvollen Höhlenmalereien im Norden Spaniens und ein weitaus weniger primitives Wesen als anfangs angenommen zuschreibt. In uns allen schlummert also – mal mehr, mal weniger – noch ein Hauch Neandertaler.
Die Wissenschaft ist sich keineswegs einig darüber, wie der Homo erectus tatsächlich seine erfolgreiche Wanderung vor rund zwei Millionen Jahren aus Afrika nach Europa und Asien begann. So sind sich die Paläoanthropologen zwar einig darüber, dass dies vor etwa zwei Millionen Jahren geschah, aber wie verschiedene Fundstellen erreicht wurden, ist strittig. Funde in Georgien belegen, dass frühe Menschen bereits vor 1,8 Millionen Jahren vor den Toren Europas zu Hause waren. Wie der Homo erectus nach Asien gelangte, lässt sich bis dato nicht belegen. Zum Leidwesen der Wissenschaft gibt es bislang keinerlei Funde, welche eine derart weite Reise untermauern könnten. Fakt ist, dass er dort lebte. Wie er dort hinkam, bleibt im Nebel der Evolutionsgeschichte verborgen. So hat die Out-of-Africa-Theorie unter den Anthropologen einige Gegner gefunden. Diese favorisieren die „multiregionale Hypothese“. Hier geht man davon aus, dass sich der moderne Mensch aus den Nachkommen des Homo erectus an vielen Orten der Erde in einem stetig fortwährenden Gen-Austausch mit neuen Einwanderern zum modernen Homo sapiens entwickelt hat.