Eine zeitlang waren sie groß in Mode, die berüchtigten „Fragen an Radio Eriwan“, die immer zum gleichen Antwortschema geführt haben: „Im Prinzip Ja (beziehungsweise Nein), aber….“. Man könnte sie wieder aufleben lassen. Vielleicht so: Frage an Radio Eriwan: Gibt es einen Unterschied zwischen Grubenwasser und Diesel? – Antwort: Im Prinzip Ja, aber im Grunde ist es doch dasselbe. Man weiß bei beidem nicht, wo man wirklich dran ist, und deshalb gibt es bei beiden große Verunsicherung und großes Misstrauen. In die Konzerne ebenso wie in die Politik.
In beiden Fällen geht es um Besorgnisse, was an Gesundheitsgefahren droht, und um Befürchtungen, mögliche Gefährdungen würden womöglich aus Konzerninteressen heruntergespielt. Dieses Misstrauen sitzt tief. Wobei die Parallelen allerdings an dieser Stelle auseinanderlaufen. Im Dieselskandal geht es ganz offensichtlich um vorsätzliche Betrügereien. In Sachen Grubenwasser ist es etwas komplizierter. Was da an PCB und sonstigen Ekligkeiten durch das Grubenwasser ans Tageslicht gespült wird, ist auch ein Generationenergebnis. Ein nicht unerheblicher Teil dürfte wohl früherem laschem Umgang, teilweise auch aufgrund mangelnder Kenntnis der Langzeitgefahren, geschuldet sein. Das ändert nichts an der Verantwortung für Gegenwart und Zukunft, im Gegenteil. Gerade diese Erfahrung muss dazu führen, im Zweifel jetzt mit allem eher übervorsichtig umzugehen. Nicht umsonst wurde einst der Begriff von den Ewiglasten geprägt. Nur: Welcher Expertise kann man noch trauen, wenn im Hintergrund die Absicht zu möglicher Kostensenkung steht? Wenn nun die Politik nicht müde wird zu beteuern, Gefahren für Leib, Leben und Umwelt müssten zweifelsfrei ausgeräumt werden, ist das ebenfalls schwierig. Also Frage an Radio Eriwan: Kann es Entscheidungen geben, die alle Risiken ausschließen? Antwort: Im Prinzip Ja, aber nur, wenn man ausschließt, dass wir morgen klüger sind, als es der Kenntnisstand heute erlaubt. Das kann aber niemand ernsthaft. Ein Risiko bleibt bei jeder Entscheidung, auch ohne Genehmigung einer ganzen oder teilweiseen Flutung, wie die aktuellen Messwerte zeigen. Notwendig ist deshalb ein transparenter Prozess maximaler Risikobegrenzung. Aber auch der wird das grundsätzliche Misstrauen nicht völlig ausräumen können.