Seit zwei Jahren hat Saarbrücken wieder eine Frauen-Rugbymannschaft. Weil Nadine Bruckmann bei ihrem Ehemann Thomas, dem Frauenwart des Vereins Stade Sarrois, dafür gesorgt hat, dass er „den Hintern hochkriegt". Mittlerweile hat sich das Team im offiziellen Spielbetrieb etabliert.
Beim Rugby geht es körperlich ordentlich zur Sache. Wer glaubt, deshalb sei diese Sportart eine reine Männerveranstaltung, der irrt gewaltig. Beim Saarbrücker Club Stade Sarrois (SSR) gibt es seit 2016 wieder eine rege Frauenabteilung mit einer Mannschaft, die am offiziellen Spielbetrieb teilnimmt. Mit zunehmendem Erfolg. „Zwischen Männer- und Frauen-Rugby gibt es keinen Unterschied", stellt Thomas Bruckmann klar. Er ist der Frauenwart bei Stade Sarrois und zusammen mit David Ohlmann Trainer des Frauenteams. „Jedenfalls wüsste ich nicht warum." Zwar spielen die Saarbrücker mit dem Männerteam auf einem größeren Spielfeld und mit 15 Spielern, während die Frauen nur mit einem Siebener-Team an den Start gehen. „Das liegt einfach daran, dass es noch schwierig ist, Frauen für unseren Sport zu begeistern. Deshalb haben wir weniger Spielerinnen und müssen auf dem Kleinfeld antreten", erklärt der Trainer. Unterschiede im Regelwerk gibt es ohnehin nicht. Sehr wohl sei es so, „dass die Frauen Taktik und Strategie ein bisschen besser auf die Kette kriegen als die Männer, weil sie in stressigen Situationen eher mal einen kühlen Kopf bewahren können", hat Bruckmann festgestellt.
„Die körperliche Konstitution macht meines Erachtens keinen Unterschied. Es handelt sich um einen Sport, bei dem sowohl große, muskulöse Leute gebraucht werden als auch die kleinen, schnellen, wendigen Leute", sagt Bruckmann. „Auf die Kontaktsituation, den Zweikampf bezogen, kann man durch Technik als 60 Kilogramm-Frau durchaus einen Mann mit 120 Kilo aus dem Weg räumen. Das bringen wir den Leuten auch bei." Dennoch müsse niemand befürchten, nach den Trainingseinheiten mit blutigen Lippen nach Hause zu kommen. „Die Spielerinnen werden an die Kontaktsituation langsam herangeführt, dass natürlich keine Verletzungen passieren. Alles andere wäre ja fatal", sagt Bruckmann.
„Sie hatte Lust auf Rugby"
Früher gab es schon einmal ein Frauenteam an der Saar. Nach dem Wegzug des damaligen Frauenwarts schlief die Sache ein. Thomas Bruckmann übernahm das Amt vor drei, vier Jahren und ließ es zunächst weiterschlafen. Auf Initiative seiner heutigen Ehefrau Nadine erweckten die Bruckmanns die Mannschaft 2016 zu neuem Leben. Einen Boom kann der Frauenwart allerdings nicht ausmachen. „Um ganz ehrlich zu sein: Meine Frau hatte mir damals sprichwörtlich in den Hintern getreten, damit ich selbigen hochkriege und mich wieder mehr für ein Frauenteam engagiere. Sie hatte Lust auf Rugby, und so haben wir das gestartet", gesteht Bruckmann, der schon seit über sechs Jahren Vereinsmitglied und Teil der Männermannschaft ist. Kennengelernt hatte er seine Frau Nadine irgendwie auch über Rugby. Nämlich auf der Geburtstagsfeier eines Mannschaftskameraden in der Lieblingskneipe der Vereinsmitglieder, einem Irish Pub in Saarbrücken. Dort, wo einst auch Thomas Bruckmann für die Sportart begeistert werden konnte. Auf erste Veröffentlichungen in der Presse reagierten prompt Rugby-interessierte Frauen und kamen vorbei oder leiteten die Infos an Freundinnen weiter. „Die Frauenmannschaft wurde am 8. März 2016 quasi neu gegründet", erklärt Nadine Bruckmann. „Beim ersten Training waren sechs Spielerinnen am Start, die auch alle heute noch dabei sind. Nach kurzer Zeit kamen vier weitere dazu, sodass wir noch im selben Jahr am Spielbetrieb in der 7er-Frauen-Liga Süd-West teilnehmen konnten." Nach zwei Monaten kam David Ohlmann als Trainer dazu. Trainiert wird zweimal pro Woche (siehe Infokasten). „Anfängerinnen und Interessierte sind immer willkommen", sagt Nadine Bruckmann, die selbst zum Kader gehört. Sie ergänzt: „Wir sind auch beim Hochschulsport angesiedelt, weshalb Studentinnen der Universität des Saarlandes und der HTW sogar umsonst bei uns trainieren dürfen."
Neben einigen Auswärts-Turniertagen finden immer wieder auch Heimspiele statt. Zuletzt am 24. März, dem vierten Spieltag der laufenden Saison in der 7er-Liga Süd-West, auf der Anlage des ATSV Saarbrücken. Nach Niederlagen der „SSR Ladies" gegen den ungeschlagenen Tabellenführer SC Neuenheim (7:34) und die Spielgemeinschaft Kaiserslautern/Trier (7:38) belohnten sich die Saarbrückerinnen mit einem deutlichen 20:5-Sieg über den KSV Karlsruhe für das harte Training während der langen Winterpause. Das Spiel gegen RC Tübingen wurde wegen großen Verletzungspechs vom Gegner abgesagt und kampflos mit 25:0 Punkten für Saarbrücken gewertet. Das bedeutete für das Heim-Team den beachtlichen dritten Platz in ihrer Gruppe. Die insgesamt 34 Punkte beim Heimturnier erzielten Floriane Worm (15), Julie Clement (14) und Adeline Pellé (5).
„Anfängerinnen und Interessierte sind immer willkommen"
Zu den nächsten Zielen der Frauenabteilung von Stade Sarrois gehört die Vergrößerung des Kaders, dem aktuell etwa 15 Spielerinnen angehören – von denen nicht immer jede Zeit für das Hobby hat. Die jüngste Trainingsteilnehmerin ist 13 Jahre alt. Sie darf aus Altersgründen noch nicht an den Ligaspielen der Frauen teilnehmen. Die älteste aktive Spielerin ist 43 Jahre alt. Für einen Spieltag werden zwölf Spielerinnen benötigt. „Das ist derzeit knapp bemessen, weshalb wir eigentlich immer Frauen suchen. Dadurch, dass Saarbrücken eine Studentenstadt ist, kommen und gehen viele Spielerinnen", erklärt Bruckmann. „Sollten wir irgendwann einmal genug Spielerinnen haben, würden wir unsere Mannschaft beim 15er-Rugby anmelden. Auf dem Großfeld macht es noch mehr Spaß."
Mit der Entwicklung seiner Mannschaft ist Thomas Bruckmann zufrieden: „Auf jeden Fall. Wir repräsentieren unseren Verein in dieser Saison sehr gut. Man merkt, dass wir schon in der zweiten Saison am Start sind und dass das strategische Denken hinzugekommen ist", lobt Bruckmann seine Schützlinge. „Die Lernkurve zeigt steil nach oben. Wenn wir uns weiterhin so präsentieren, sieht es für die nächste Saison echt gut aus."