Der 1. FC Saarbrücken tritt beim letzten Liga-Spiel in Steinbach wie entfesselt auf und gewinnt mit 7:1. Die Mannschaft von Trainer Dirk Lottner geht mit breiter Brust in die „Woche der Wahrheit", die am Pfingstmontag beginnt.
Noch einmal durchatmen, noch einmal den Kopf freibekommen. Vor dem Saarlandpokalfinale in und gegen Elversberg am Pfingstmontag sowie den Aufstiegsspielen gegen 1860 München gab FCS-Trainer Dirk Lottner seinen Schützlingen einen freien Sonntag mit auf den Weg. Seit Montag gilt die absolute Konzentration den drei Spielen innerhalb von sechs Tagen. „Nicht optimal", findet Lottner nach wie vor die knappe Ansetzung, sagt aber auch: „Jammern bringt nichts, wir gehen da jetzt mit erhobenem Haupt durch."
Dass er in Elversberg gegen die SVE eine B-Elf nominieren wird, weist der Trainer dabei weit von sich. „Wir werden die Tage bis zum Spiel genau analysieren. Im Endeffekt brauchen wir zwei Mannschaften. Stand jetzt stehen uns 20 Feldspieler zur Verfügung. Aber wer montags in Elversberg spielt, ist nicht zwangsläufig donnerstags gegen 1860 draußen", sagt der Trainer. Im Tor ist die Ausgangslage klar. Ricco Cymer wird im Saarlandpokal-Endspiel auflaufen, die Aufstiegsspiele gehören Daniel Batz. Nachwuchsmann Patrik Herbrand wird im Pokalspiel auf der Bank sitzen, Lottner schenkte ihm beim 7:1-Erfolg in Steinbach 20 Einsatz-Minuten, „weil er absolut immer loyal war in einem für ihn schwierigen Jahr." Der 20-Jährige wird möglicherweise in der kommenden Saison ausgeliehen, dauerhaft abgeben will ihn der FCS aber nicht. „Er benötigt Spielpraxis, das steht außer Frage. Aber wir sehen ihn nach wie vor als Mann für die Zukunft", sagt Sportdirektor Marcus Mann.
In der Abwehrreihe ist die Ausgangslage weitaus komplexer. Linksverteidiger Mario Müller ist für das Duell gegen 1860 gesetzt, gegen Elversberg wird Pierre Fassnacht spielen. Rechts begegnen sich Sascha Wenninger und Alexandre Mendy auf Augenhöhe. Für Wenninger spricht dessen Defensivstärke, für Mendy Kopfball- und Umschaltspiel. Spannend wird es auch im Abwehrzentrum. Marco Kehl-Gomez meldete sich in Steinbach zurück, bei ihm wird Lottner jede Trainingseinheit bis zum „Showdown" abwarten. Möglicherweise beginnt er gegen Elversberg, „weil er eben auch eine gewisse Wettkampfpraxis benötigt", wie Lottner erklärt. Ist „KG" fit, wird er gegen 1860 auf jeden Fall beginnen und mit Steven Zellner die Innenverteidigung bilden. Oliver Oschkenat bliebe dann der Pokal.
Warten auf Kehl-Gomez
Hochspannend ist die Ausgangslage im defensiven Mittelfeld. Normalerweise ist Kapitän Manuel Zeitz gesetzt, aber in Steinbach agierten Marco Holz und Fanol Perdedaj herausragend. Zudem wird Jordan Steiner in Elversberg mit ziemlicher Sicherheit auflaufen. „Mit Fanol und Holzi sind wir spielerisch unglaublich stark, mit Manu dagegen extrem stabil. Diese Kombination werden wir genau abwägen", sagt Lottner.
Auf den offensiven Außenpositionen werden Martin Dausch und Markus Obernosterer im Pokal auflaufen. Markus Mendler und Tobias Jänicke sollten im Normalfall für die 1860-Spiele gesetzt sein. Marwin Studtrucker wird ebenfalls Einsatzzeiten bekommen, zudem hat Lottner sehr wohl registriert, dass U19-Kapitän Lukas Quirin einen enormen Leistungssprung gemacht hat.
Im Angriff steht und fällt alles mit dem körperlichen Zustand von Patrick Schmidt, Der 24-Jährige zog sich vor knapp drei Wochen in Mainz eine Verletzung am Knie zu. Der Verein machte lange ein Geheimnis aus der Sache, weil anfangs gar eine Bänderverletzung im Raum stand. Dies bestätigte sich glücklicherweise nicht. Schmidt trainierte unter der Woche wieder und so stellt sich die Frage, ob Lottner ihm im Pokal Spielzeit anbieten wird. „Das ist eine sensible Frage, die wir intensiv besprechen werden. Paddy fehlt sicherlich ein Stück weit die Machtpraxis, andererseits brauchen wir ihn komplett fit für die Spiele gegen 1860", sagt der Trainer. Fit fühlt sich auch Sebastian Jacob, den Lottner in Steinbach schonte, obwohl der ehemalige Zweitligastürmer auf einen Einsatz drängte. Nach zwei schweren Operationen reagiert das Knie nach einer Belastung immer noch leicht. „Ich hätte spielen können, fühle mich fit", sagt Jacob. Lottner entgegnet, „dass wir bei seiner Vorgeschichte überhaupt kein Risiko eingehen wollten, weil eben auch Schmidt Probleme hat. Wenn man mir vorwirft, dass ich Sebastian in Steinbach in Watte gepackt habe, dann nehme ich das so hin. Er ist auf einem guten Weg, aber die drei Spiele sind brutal wichtig, dass ich dort eben auch abwägen musste. Er wird sicher seine Einsatzzeiten bekommen". Gleiches gilt auch für Christoph Fenninger, dessen Vertrag sich unabhängig von der Ligazugehörigkeit verlängert, wenn er mit der Teilnahme an den Aufstiegsspielen eine bestimmte Anzahl an Einsätzen überschreitet. „Er ist sicher einer, für den die Saison nicht gut gelaufen ist. Er bringt alles mit und hatte eine extrem gute Sommervorbereitung, hätte wohl bei jeder anderen Mannschaft gespielt", erklärt Sportchef Mann und nimmt den 23-Jährigen in Schutz. „Er ist ein guter Junge, aber eben keiner, der in bestimmten Situationen knallhart dazwischenfunkt. Da muss er noch dran arbeiten, aber ich halte es nach wie vor für möglich, dass er sich durchsetzt."
Das Fragezeichen hinter Torjäger Schmidt
Den Sprung in den Profibereich trauen die Verantwortlichen auch Nico Wiltz zu. Der 17-Jährige traf nach einer schweren Verletzung in zwölf Spielen 19 Mal für die U19. Sportchef Mann beschreibt die Situation in seiner gewohnt trockenen Art: „Dass er einen enormen Sprung gemacht hat, ist uns nicht verborgen geblieben, anderen Vereinen allerdings auch nicht. Solange wir das Nachwuchsleistungszentrum nicht haben, werden wir solche Situationen immer bekommen. Aber wir sind mit ihm in Kontakt und wollen ihm eine Perspektive auch bei der ersten Mannschaft aufzeigen." Die Personalplanungen laufen im Hintergrund. Dass der FCS in der kommenden Woche Verlängerungen oder Zugänge vermeldet, ist nicht zu erwarten. „Nach dem 27. Mai haben wir genug Zeit, um die Dinge zu klären", sagt Mann und erklärt: „Die Personalien Jacob, Fenninger und Mendy sind offen. Klar ist, dass wir im Angriff tätig werden müssen. Wir suchen zudem einen offensiven Außenbahnspieler, einen Sechser und einen Innenverteidiger, wobei diese gerne auch die U23-Regelung erfüllen dürfen."