Als Jaguar seinen ersten XF Kombi auf den Markt brachte, gab es einen Aufschrei. Das schien nicht zusammenzupassen – ein Jaguar als „Lasttier". Von wegen. Jetzt bietet Jaguar den XF erneut als Kombi an. FORUM hat den Jaguar XF Sportbrake 25t R-Sport aus der Sicht des Beifahrers getestet.
Da steht er vor mir – und er ist ein echter Jaguar. Kein Lastesel. Die Front sportlich aggressiv mit dem großen Kühlergrill, den das Jaguar-Emblem ziert. Unterhalb des Stoßfängers große Lufteinlässe, die den 250 PS-Motor zwangsbelüften und, um den sportlichen Eindruck zu verstärken, mit schwarz lackierten Gittern versehen sind.
Die Scheinwerfer sind nur noch breite, flache Augen, die mit ihrem LED-Licht für exzellente Sicht im Dunkeln sorgen. Während sie auf der rechten Seite den Straßenrand weit im Vorfeld beleuchten können, hält sich die linke Seite deutlich zurück, um den Gegenverkehr nicht zu blenden – ein doppeltes Plus an Sicherheit. Serienmäßig ist unser Testwagen mit Bi-Xenon Scheinwerfern ausgestattet, was eine hervorragende Ausleuchtung der Fahrbahn mit sich bringt. Kurvenfahrlicht sorgt zusätzlich dafür, dass kein Abbiegemanöver dazu führt, dass plötzlich unerwartet Dinge im Blickfeld des Fahrers auftauchen.
Die Kühlerhaube hat die für Jaguar typischen Wölbungen in Längsrichtung, die der langen Motorhaube einen schönen Schwung verleihen.
Die seitliche Linie des XF Sportbrake dominiert die Dachlinie, die nach hinten hin abfällt und somit exakt die Silhouette des springenden Jaguars, des Firmenlogos, nachzeichnet. Das abfallende Dach entspricht den gestreckten Hinterläufen.
Die Kotflügel sind leicht nach außen gewölbt, sodass die breiten Räder in einer Größe von 18 Zoll gut verpackt sind. Dazwischen hat Jaguar dem XF Sportbrake für die bessere Aerodynamik eine dezente Schwellerkante spendiert, die das sportliche Erscheinungsbild weiter aufwertet.
Die Außenspiegel sind in Wagenfarbe lackiert und beherbergen neben Sensoren für automatisches Abblenden Blinker und „Totwinkelwarner", die kleinen Helferlein, die den Fahrer darauf aufmerksam machen, wenn sich jemand oder etwas im toten Winkel seines Blickfeldes befindet. Eine Technik, die bei keinem neuen Auto mehr fehlen sollte, denn sie kann Leben retten.
Am Ende des Daches schließt ein Spoiler die Linie der Karosserie ab. Er sieht fast so aus, als hätte der Jaguar eine Schirmmütze verkehrt herum auf. Die Kotflügel laufen harmonisch rund im Heck zusammen, dessen Rückleuchten eine durchgängige Leiste bilden, die nur vom Nummernschild unterbrochen ist. Die Leuchtenleiste wölbt sich wie für Jaguar typisch an beiden Seiten des Nummernschilds im Halbkreis nach unten.
Inspektionen drei Jahre lang inklusive
Den krönenden Abschluss bilden die beiden Auspuffrohre, die zwar gut sichtbar, aber von ihrer Gestaltung her eher zurückhaltend sind. Ein Sportler, aber kein Protzer.
Von Natur aus bin ich ein Mensch, der nicht nur Ästhetik, sondern auch sinnliche Genüsse liebt. Als ich die Tür zum Beifahrersitz öffne, strömt mir der dezent frische Duft von Leder entgegen. Die Sitze sind mit genarbtem schwarzem Leder bezogen, die mittleren Sitz- und Rückenflächen mit rotem Leder abgesetzt. Das ist ausgesprochen attraktiv.
Die Innenverkleidung der Türen ist ebenfalls rot und hat Applikationen mit schwarzen Klavierlack-Einlagen. Das Armaturenbrett ist großflächig und geschwungen.
Als besonderen Clou verbirgt es die äußeren Luftauslässe am Rand, wenn die Lüftung nicht angeschaltet ist. Das ist ein nettes Extra, aber noch schöner hätte ich es gefunden, wenn Jaguar das Armaturenbrett ebenfalls mit Leder bespannt hätte. Vielleicht passt das nicht zur sportlichen Version des XF Sportbrake, aber das mag Geschmackssache sein.
In der breiten Mittelkonsole findet sich ein riesiges, gut lesbares Farbdisplay mit etlichen Bedienfunktionen für Radio, Navigation und auch die Sitzheizung. Die Anordnung der Schalter und Knöpfe ist übersichtlich und leicht nachvollziehbar.
Im hinteren Teil der Mittelkonsole finde ich zwei Getränkehalter, die bei Bedarf unter einer Lamellenabdeckung verschwinden. Mir gefällt es ausgesprochen gut, die Abdeckung zu schließen, denn das sieht aufgeräumter aus, als wenn dort die zwei Vertiefungen dauerhaft prangen. Im Ablagefach dahinter könnte ich auch bei den sommerlichen Temperaturen, die wir haben, gut eine Tafel Schokolade aufbewahren, denn dieses Fach – unterhalb der Armlehne – ist gekühlt.
Zum Schutz der Insassen sind die Kopfstützen der Vordersitze proaktiv. Bei einem Unfall bewegen sie sich selbstständig nach vorne und reduzieren das Risiko für Schleudertraumata.
Eine Besonderheit für Jaguar-Limousinen findet sich auf den hinteren Sitzen, denn die Beinfreiheit ist hier so groß, dass ich mit meiner Größe von 183 Zentimetern immer noch gut Platz finde. Das ist nicht selbstverständlich. Dennoch ist der Kofferraum üppig bemessen. Auf jeden Fall ist dieser Jaguar-Kombi ein echter Viersitzer. Eine fünfte Person findet auf der Rückbank zwar auch noch Platz, jedoch ist dieser für Langstrecken nicht wirklich empfehlenswert.
Sonnenblenden mit Gestensteuerung
Während der Fahrt haben wir die Wahl zwischen einem Sparmodus, der den Jaguar leise über die Straßen gleiten lässt, einem „normalen" Fahrmodus und dem Sportmodus. Mir gefällt Letzterer am besten, weil er eine exzellente Beschleunigung von 5,9 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h hinlegt und den Motor ein wenig rauer klingen lässt, als die beiden anderen Modi es tun. Laut oder rücksichtslos ist auch dieser Modus nicht. Die schallgedämmte, laminierte Windschutzscheibe hält den Lärm der Umgebung von uns Insassen ab, was die Fortbewegung im Jaguar XF Sportbrake zum sanften Gleiten über den Asphalt macht. Die ausgezeichneten, vielfach elektrisch verstellbaren Sitze tun ihr Übriges dafür, dass wir uns in diesem Auto rundum wohlfühlen.
Wenn der Fahrer mal sportlich um eine Kurve lenkt, habe ich fortwährend guten Seitenhalt und nie das Gefühl, mich anstrengen zu müssen, um nicht vom Sitz zu rutschen.
Um den Sportbrake noch attraktiver zu machen, hat sich Jaguar etwas Besonderes einfallen lassen. Der Hersteller nennt es „Jaguar Care". Damit hat der Kunde für drei Jahre – maximal jedoch 100.000 Kilometer – alle Inspektionen und Services frei. Dass er dafür den Vertragshändler aufsuchen muss, versteht sich von selbst. Aber das macht man dann ja auch gern, wenn man etwas geschenkt bekommt.
Unser Testwagen verfügt außerdem über ein Sonnendach. Ein Extra, das ich immer für vollkommen überflüssig gehalten habe – bis jetzt! Es ist nämlich ein wesentlich angenehmeres Raumgefühl, wenn mehr Licht und Helligkeit in das Innere des Autos fällt. Wem das zu viel – vielleicht auch zu viel Sonne – ist, der kann das Glasdach mit einem „Vorhang" elektrisch verschließen. Zusätzlich hat unser Testwagen auch noch elektrische Sonnenblenden mit Gestensteuerung. Das klingt richtig spannend, leider hat sich uns weder erschlossen, ob damit die Verdunkelung des Sonnendachs oder die Sonnenblenden für die Vordersitze gemeint waren. Wie man dieses uns verborgen gebliebene Ding mit Gesten steuert, haben wir auch nicht herausgefunden, dafür aber wohl für einige Belustigung bei Außenstehenden gesorgt, als wir wild wedelnd im Inneren des Wagens saßen und nichts passierte. Vielleicht hätten wir die Bedienungsanleitung intensiver studieren müssen.
Egal. Wir haben nichts vermisst, und die Abdeckung des Sonnendachs haben wir per Knopfdruck elektrisch bedient. Jedoch nur, um es auszuprobieren und danach ganz schnell wieder für mehr Licht zu sorgen.
Wer sich überlegt, eine Jaguar-Limousine zu kaufen, aber mehr als zwei Personen mitnehmen möchte, der sollte sich für den XF Sportbrake entscheiden, denn er ist ein echter Jaguar – mit viel Eleganz, Sportlichkeit und viel Platz für alles.