Aus einzelnen Wortfetzen versucht Amber zu verstehen, was passiert ist. Offensichtlich hat sie einen Unfall gehabt und liegt im Krankenhaus. Immer wieder wird sie bewusstlos, fällt in tiefe Dunkelheit. Wie in einem Traum ziehen verzerrte Bilder der Erinnerung an ihr vorbei. Mühsam versucht sie herauszufinden, was wahr ist und was nicht. Nur eines weiß Amber ganz sicher: Von dem fremden Mann, der sie regelmäßig aufsucht, fühlt sie sich massiv bedroht. Jedes Mal, wenn er die Tür hinter sich schließt, hört sie gleichzeitig den Schlüssel, der sich im Schloss dreht. Warum macht der Unbekannte sich an ihrer Infusion zu schaffen? Arbeitet er hier als Arzt? Sie möchte schreien, dazwischenfahren, doch Amber kann sich weder äußern, noch in irgendeiner Form bewegen. Sie muss unbedingt wieder aufwachen, wenn sie diesem Albtraum entkommen will.
Nichts für zarte Gemüter: der Psychothriller „Manchmal lüge ich" von Alice Feeney. In ihrem Debütroman rollt die Autorin die Geschichte um Ambers Unglück in drei parallelen Erzählsträngen auf. Mit überraschenden Zusammenhängen aus Ambers Kindheit, den Tagen vor der Unfallnacht und den Menschen, die Amber in der Klinik besuchen, treibt die Autorin ein nervenaufreibendes Verwirrspiel. Auf diese Weise sorgt Feeney dafür, dass Leser Situationen nicht richtig einschätzen und die falschen Personen verdächtigen, Amber in einen Unfall verwickelt zu haben.
Gleichzeitig schildert die Autorin erschütternd, wie Amber als Wachkoma-Patientin alles mitbekommt, jedes Gespräch im Krankenzimmer verfolgt und versucht, sich darauf einen Reim zu machen. Stück für Stück kehrt Ambers Erinnerung zurück, bis sie genau weiß, was in der Nacht des Unfalls geschehen ist. Doch damit endet die Geschichte noch lange nicht. Hauptperson Amber ist keineswegs nur Opfer. Vielmehr zeigt sie sich mit allen Wassern gewaschen, um sich von den Menschen zu befreien, die ihr das Leben zur Hölle machen.