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WAS MACHT EIGENTLICH...

Mit seiner Band wurde Pepe Lienhard schon in den 80ern gerne für das deutsche Fernsehen gebucht
Foto: IMAGO/United Archives

… Pepe Lienhard?

Dem deutschen Publikum wurde er als Leiter des Udo-Jürgens-Begleitorchesters ein Begriff. Der Schweizer Big Band- und Orchesterchef musiziert seit vier Jahrzehnten mit internationalen Stars, veröffentlichte zahlreiche Schallplatten und begleitete verschiedene Fern­sehsendungen. Der 77-jährige Jazz-Preisträger begeistert auf Tourneen heute noch mit seiner musikalischen Vielfalt.

Pepe Lienhard hat mit seinem Orchester Weltstars wie Shirley Bassey, Frank Sinatra, Whitney Houston oder Sammy Davis Jr. musikalisch begleitet und war 37 Jahre lang bei Live-Auftritten für den Sound von Udo Jürgens verantwortlich. Bei vielen Konzerten begeisterte er mit seiner Big Band oder als Saxofon-Solist das Publikum. Für den Schweizer standen immer die Musik und sein Orchester im Vordergrund, hinter denen er als eigene Person bescheiden zurückstand: „Stargehabe wäre mir zu anstrengend.“ Aber auch so habe er vieles erreicht: „Allfällige Träume drehen sich nur darum, das Erreichte bis ans Ende meiner aktiven Jahre zu bewahren“, beschreibt der 77-Jährige seine Zukunftspläne zurückhaltend. Dabei ist Lienhard nach wie vor musikalisch aktiv. Selbst an seinem 75. Geburtstag 2021 stand er auf der Bühne des Züricher Rigiblick-Theaters. Zuletzt führte ihn 2022 eine große Tournee durch die Schweiz. Und Mitte Juli dieses Jahres war er mit kleiner Besetzung auf einem Donauschiff für die musikalische Unterhaltung zuständig. „Solange ich gesund bin und das Publikum kommt, mache ich weiter auf der Bühne“, verriet Lienhard der „Aargauer Zeitung“. Der Orchester-Chef achtet aber sehr auf die Trennung von Showbusiness und Privatleben, wobei er Letzteres eher unspektakulär gestaltet. „Mein ganzes Leben ist Musik“, bekennt er, deshalb steht auch diese zu Hause im Vordergrund. Er bastelt dort an neuen Projekten, forscht in seinem riesigen Musik- und Plattenarchiv oder widmet sich seiner umfassenden Sammlung an Konzertmitschnitten anderer Big Bands und bekannter Sänger.

Der 77-Jährige begeistert auf Tourneen heute noch mit seiner musikalischen Vielfalt
Der 77-Jährige begeistert auf Tourneen heute noch mit seiner musikalischen Vielfalt - Foto: imago/Future Image

„Stargehabe wäre zu anstrengend“

Der Vater von zwei erwachsenen Töchtern und zwei unehelichen Söhnen und inzwischen zweifache Opa hat sich mit seiner 2011 geehelichten zweiten Frau Christine (53) in seinem umgebauten alten Bauernhaus in Frauenfeld einen schön gelegenen Rückzugsort geschaffen. Um sich für seine vielfältigen Unternehmungen fit zu halten, macht er täglich vor dem Frühstück 20 Minuten Gymnastik- und Kraftübungen. Danach stehen Arbeiten rund ums Haus oder Tätigkeiten in seinem Notenarchiv an, bevor er mit einem Nachmittagsspaziergang mit Frau und Hund den Feierabend einleitet. „Abends genießen wir ein feines Essen, eher einfach, aber frisch und saisonal, dazu hin und wieder ein Glas Wein“, gibt Lienhard Ticketmaster während der Pandemie ausnahmsweise einmal Einblick in sein Privatleben. Zusammen mit seiner Frau spielt er gern Scrabble oder Jass. „Wir lachen viel zusammen. Wir können über das Gleiche schmunzeln und nehmen überhaupt vieles mit Humor“, beschreibt Lienhard das Geheimnis seiner „extrem glücklichen“ Partnerschaft. Er ist ein großer Tierfreund, obwohl er heute nur noch einige Hühner, Kaninchen und einen Hund hält: „Tiere sind nie oberflächlich. Und sie sind nicht beeindruckt von deiner Karriere“, erklärt er der „Luzerner Zeitung“. Als er früher im Tessin auf einem großen Anwesen gelebt hat, habe er sogar 300 Vögel, zwei Hunde, fünf Katzen, zwei Stinktiere und einen großen Papagei gehalten. Das Füttern seiner Tiere und das Ausmisten der Ställe verschaffe ihm einen guten Ausgleich zum Beruf. Abschalten kann der Big-Band-Chef auch bei Jazz-Konzerten in der Umgebung, bei seinen „Tausenden“ von Büchern und im Kino. Reisen führen ihn häufig in tropische Länder, am liebsten nach Costa Rica, wo er möglichst naturnah übernachte und auf Flüssen oder im Dschungel unterwegs sei, um seine geliebten Vögel zu beobachten.

Zunehmend Spaß an Vorträgen 

Eine besondere Bedeutung für Lienhard hat Udo Jürgens, mit dem er von 1974 bis zu dessen Tod 2014 eng befreundet war, dessen Lieder aber erst posthum fester Bestandteil im Programm der Big Band wurden. Lienhard erinnert sich an sein letztes Treffen mit Jürgens: „Ich war am Abend vor seinem Tod mit ihm zusammen essen, wir machten Pläne für die Zukunft! Er war super drauf!“ Noch heute werde in seinem Umfeld jeden Tag über den unerwartet verstorbenen Freund gesprochen, dem er fast alles zu verdanken hat, weil er es ihm ermöglicht habe, seine Big Band aufzubauen. „Ich hatte nie das Gefühl, auf der Bühne mit ihm in der zweiten Reihe zu stehen! Er hat uns so viel Raum gelassen und so viel Ruhm.“ Eine weitere Persönlichkeit, der Lienhard sich stark verbunden fühlt, ist der Jazz-Musiker Quincy Jones, bei dem er sich als 15-Jähriger mit dem „Big-Band-Virus“ infiziert hat. „Dass ich ihn persönlich kennen darf, mit ihm Konzerte gegeben habe, das war schon ein großes Glück.“

Zunehmend Spaß gefunden hat Pepe Lienhard in den vergangenen Jahren an Vorträgen. Einer davon heißt „Ein Leben live in 45 Minuten“, wo er als Referent spannende und witzige Anekdoten aus seiner Karriere erzählt und Fragen des Publikums unterhaltsam beantwortet. Gedanken darüber, was passiert, wenn es mit seiner Karriere einmal endgültig vorbei sein sollte, macht Lienhard sich allerdings nicht: „Ich habe das Gefühl, dass ich gut damit werde umgehen können!“ 

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