Bei der Diversität der Hauterkrankungen ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Hier die Übersicht über die häufigsten Probleme, mit denen die Haut zu kämpfen hat.
Bei der Mehrzahl der verschiedensten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen ist die genetische Veranlagung der gemeinsame Nenner. Und dass sie allesamt nicht ansteckend sind. Häufig scheint auch die falsche Programmierung der körpereigenen Entzündungszellen eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung der Krankheit neben Umweltfaktoren zu spielen, aus denen eine breite Palette nur individuell feststellbarer Auslöser infrage kommt. Die äußeren Symptome wie Juckreiz, Schuppen, Knötchen, Quaddeln oder auffällige Rötungen können die Lebensqualität der Betroffenen schon stark beeinträchtigen.
Schuppenflechte (Psoriasis): Die Schuppenflechte ist mit etwa zwei Millionen Betroffenen hierzulande eine der verbreitetsten chronischen Hauterkrankungen. Wobei etwa 70 Prozent der Patienten an einem begrenzten Hautbefall, also einer sogenannten leichten Psoriasis, leiden und sich bei etwa 30 Prozent eine mittelschwere bis schwere Form ausgebildet hat. Die Schuppenflechte ist ähnlich wie die Neurodermitis nicht heilbar, aber lässt sich gut behandeln. Charakteristisch sind rote, schuppende Stellen, von denen meist ein starker Juckreiz ausgeht. In schweren Krankheitsverläufen bleiben die entzündeten Hautveränderungen nicht auf bestimmte Regionen beschränkt, sondern breiten sich großflächig auf weite Teile der Körperhaut aus. Die genaue Ursache der Psoriasis ist noch unbekannt, aber genetische Veranlagung und ein fehlgeleitetes Immunsystem spielen wahrscheinlich dabei die Hauptrolle. Bei der Behandlung werden im leichten Krankheitsstadium meist äußerlich aufgetragene Medikamente wie Kortison-Präparate verwendet, auch von Vitamin D abgeleitete Wirkstoffe können entzündungshemmend wirken. Für die Therapie schwerer Psoriasis sind in den letzten Jahren die Biologika als optimales Behandlungskonzept in den Vordergrund gerückt und bieten eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen als Immunsuppressiva genutzten Wirkstoffen wie Methotrexat oder Dimethylfumarat.
Akne inversa (Acne inversa): Im Unterschied zur Acne vulgaris, die häufig in der Pubertät auftritt, ist Acne inversa eine Verhornungsstörung, die meist im frühen Erwachsenenstadium auftritt und von der hierzulande mindestens ein Prozent der Bevölkerung, darunter deutlich mehr Frauen als Männer, betroffen ist. Da entzündete Haarwurzeln nach einer Verstopfung des Haarwurzelkanals und einem Bruch des sogenannten Haarbalgs für das Krankheitsbild charakteristisch sind, tritt das Leiden vor allem an behaarten Hautpartien, insbesondere den Achselhöhlen und der Leistengegend, auf. Während bei leichteren Verläufen kleinere Knoten und einzelne Abszesse auftreten, sind schwerere Formen von sehr schmerzhaften, wiederkehrenden Abszessen und Fistelbildungen gekennzeichnet. Die Behandlung von Acne inversa ist schwierig und ähnlich wie die der Neurodermitis vom Schweregrad abhängig. In der Regel werden drei Stadien der Erkrankung unterschieden: 1: frühe Stufe mit einzelnen Knoten/Abszessen (desinfizierende und/oder antibiotische Lokaltherapie), 2: mehrere Abszesse mit beginnender Ausbildung von Fistelgängen und Narbenzügen (vielversprechend der neue Einsatz des Antikörpers Adalimumab, der einer sonst bislang üblichen operativen Sanierung der entzündlichen Areale vorgeschaltet werden kann), 3: schwerste Ausprägung mit großflächigen Abszessen und deutlich ausgebildeten Fistelgängen und Narbenzügen (Mittel der Wahl: radikales Herausschneiden des Entzündungsfeldes).
Mit rund zwei Millionen Betroffenen zählt Psoriasis zu den in Deutschland am häufigsten verbreiteten Hautkrankheiten
Parapsorialis: Diese Erkrankung ähnelt in ihrem Aussehen stark der Schuppenflechte. Allerdings sind die schuppigen Flecken, die meist keinen Juckreiz auslösen, auf der Haut etwas dünner. Es gibt klein- und großflächige Ausprägungen, deren Entwicklung nicht vorhersehbar ist. Zur Behandlung sind Kortisonpräparate oder die Phototherapie die erste Wahl.
Granuola anulare: Eine relativ häufig auftretende chronisch-entzündliche Hautkrankheit, bei der sich derbe Knötchen meist auf Hand- und Fußrücken ausbilden. Besonders Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Die Knötchen trotzen vielen Behandlungsmethoden, sind aber nicht schmerzhaft und bereiten auch keinen Juckreiz. Ohne Therapie (in der Regel mit Kortisonpräparaten oder mit Phototherapie) heilt die eigentlich harmlose Krankheit auch von selbst aus, allerdings kann das dann mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.
Nesselsucht (Urtikaria): Hierbei handelt es sich um einen juckenden Hautausschlag mit meist angeschwollenen Quaddeln, die in der Regel schon nach einigen Tagen wieder verschwinden. Es gibt jedoch neben den nur kurzfristigen Varianten „spontane Nesselsucht" oder „spontan akute Urtikaria" auch eine sogenannte spontane chronische Nesselsucht, bei der die Symptome länger als sechs Wochen anhalten und von der vor allem Menschen im mittleren Erwachsenenalter betroffen sind, Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. Bei der Ausbildung der Krankheit spielen das Immunsystem, dessen Mastzellen das als Botenstoff fungierende Gewebshormon Histamin freisetzen, und allergische Reaktionen die wesentliche Rolle. Bei der Behandlung setzt der Arzt auf innerlich wirksame Medikamente, die die unerwünschten Effekte des Botenstoffs Histamin blockieren. Diese Wirkstoffe werden Antihistaminika genannt. Bei Erwachsenen verschwindet die häufig auch von einer bakteriellen Infektion begleitete (und dann mit Antibiotika zu behandelnde) chronische Nesselsucht bei etwa der Hälfte der Betroffenen ganz plötzlich innerhalb von einem bis drei Jahren.
Rosazea (Rosacea): Bei dieser in Schüben verlaufenden Krankheit ist die Gesichtshaut betroffen, wo es von Hautrötungen bis hin zu Knötchenbildungen kommen kann, die allesamt Schmerzen und Juckreiz verursachen. Die früher als „Kupferrose" bekannte Krankheit kann mit einer breiten Medikamentengabe behandelt werden, die von äußerlich aufgetragenen Salben bis hin zu Calcineurin-Hemmern reicht. Gegen die Rötung wurde ein Spezial-Gel mit dem Wirkstoff Brimonidin entwickelt. Unter Umständen sind Laser-Behandlungen oder auch chirurgische Eingriffe, beispielsweise ein Abschleifen der oberen Hautschichten, vonnöten.
Weißfleckenkrankheit (Vitiligo): Schätzungen zufolge sind weltweit rund ein Prozent der Menschen von dieser Krankheit betroffen, bei der der Körper Antikörper gegen die Melanozyten ausbildet, die für die Synthese von Melanin zuständig sind, wodurch die pigmentbildenden Zellen zerstört werden und sich helle Flecken auf der Haut ausbilden. Vitiligo, bei der die Hautoberfläche komplett intakt bleibt, ist nicht heilbar, aber mit Medikamenten oder der Phototherapie behandelbar, wonach die Flecken weniger stark ins Auge fallen. Auch Versuche zur Neubildung von Melanin an den weißen Hautstellen können unternommen werden, auch wenn es dabei keine Erfolgsgarantie gibt.
Knötchenflechte (Lichen ruber planus): Juckende, rötlich bis bräunliche flache Hautknötchen oder Papeln, die sich an verschiedenen Körperstellen, auch an den Mundschleimhäuten und Genitalien, zu schuppenden Plaques formieren können, kennzeichnen diese Krankheit, von der vornehmlich Erwachsene zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr betroffen sind. Gewöhnlich klingt die Krankheit nach ein bis zwei Jahren wieder von selbst ab. Sofern allerdings die Mundregion betroffen ist, sollte eine Behandlung mit Kortison oder mit der Phototherapie vorgenommen werden.
Seborrhoisches Ekzem: Auch wenn vor allem Männer zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr von dieser Krankheit betroffen sind, so ist sie doch auch als „Kopfgneis" bekannt. Da bei betroffenen Säuglingen der im Bereich der Talgdrüsen auftretende, wahrscheinlich auf eine das Immunsystem reizende übermäßige Besiedlung der Region mit Hefepilzen zurückführbare schuppende, rote Ausschlag vor allem auf deren Kopfhaut zu finden ist. Bei Säuglingen heilt der „Kopfgneis" in der Regel spontan aus, bei Erwachsenen ist eine äußerliche oder auch innerliche Behandlung mit Anti-Pilz- oder Kortison-Präparaten vonnöten.
Bei Säuglingen heilt der Kopfgneis in der Regel spontan aus
Pityriasis rosea: Die Erkrankung geht mit einer Vielzahl schuppender, rosa- oder hautfarbener Flecken sowie starkem Juckreiz einher. Ursächlich wird eine Infektion mit Viren vermutet. Natürliches Sonnenlicht, UV-Bestrahlung oder Kortison-Präparate können den Heilprozess beschleunigen, der in der Regel nach fünf Wochen abgeschlossen ist, in Einzelfällen aber auch Monate oder länger dauern kann.
Pityriasis rubra pilaris: Ein seltene chronische Hauterkrankung, die sich in einer Verdickung und Gelbfärbung der Haut sowie in roten oder orangefarbenen Papeln bemerkbar macht. Die Behandlung mit äußerlich aufgetragenen und oral aufgenommenen Medikamenten sowie Phototherapie verläuft in der Regel ziemlich schwierig, eine vollständige Heilung gelingt nur in den seltensten Fällen. Die Linderung starker Beschwerden kann einige Jahre dauern.
Prurigo nodularis: Eine seltene und bislang kaum erforschte Hautkrankheit, die mit einem extrem starken Juckreiz der rötlichen Hautknoten verbunden ist und von der überwiegend Frauen im Alter jenseits der 50 Jahre betroffen sind. Erste Behandlungserfolge konnten in einer Studie durch die Verabreichung des Antikörpers Nemolizumab erzielt werden, der den Rezeptor des Proteins Interleukin 31 blockieren konnte, der als Hauptverursacher von Juckempfinden bei vielen Hautkrankheiten gilt.
Injektionen des Antikörpers Nemolizumab zeigen im Kampf gegen Prurigo nodularis erste Erfolge
Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall): Die Forschung geht davon aus, dass die haarlosen Areale auf der Kopfhaut durch einen Angriff des Immunsystems auf die Haarwurzeln verursacht werden. Oft bessert sich die Krankheit nach einigen Monaten wieder von alleine. Falls das nicht der Fall sein sollte, kommt meist Kortison zum Einsatz, in Salben- oder auch in Tablettenform. Auch die neuen JAK-Hemmstoffe könnten eine erfolgreiche Therapieform werden.
Lichen sclerosus: Eine Krankheit, die im Intimbereich von erwachsenen Frauen auftreten kann und häufig mit einem Scheidenpilz verwechselt wird. Am häufigsten betroffen ist der Genitalbereich, wo sich Symptome wie Blutergüsse, Bläschen, Risse, Schuppen, Juckreiz, Brennen, Wundgefühl oder Entzündungen bemerkbar machen können. Auch Rötungen und weißliche Hautveränderungen gehören zum Krankheitsbild. Um bleibende Schädigungen der Vulva wie Vernarbungen zu vermeiden, sollte dem Fortschreiten der meist nicht heilbaren Krankheit rechtzeitig mit kortisonhaltigen Salben entgegengewirkt werden.