Die Bundesregierung hat zum 1. September Maßnahmen beschlossen, die in nahezu allen öffentlichen Gebäuden Energie einsparen sollen. Wie die Maßnahmen umgesetzt werden, zeigen Universitäten, Kitas, Krankenhäuser und Kirchen.
Der unmittelbarste Weg Energie einzusparen ist es, weniger zu heizen. Selten war das Heizen so sehr Gesprächsthema wie aktuell. Aber nicht überall lässt sich einfach mal so die Heizung herunterdrehen. Oder doch?
Die Universität des Saarlandes hat sich Einsparungen in Höhe von 1 Million Kilowattstunden pro Jahr ausgerechnet. Das gelingt durch eine verlängerte Temperaturabsenkung vor und nach dem Jahreswechsel. Konkret heißt das Homeoffice für die Mitarbeitenden in der Vorweihnachtswoche und in der ersten Januarwoche, wenn es möglich ist. Der Lehrbetrieb findet in dieser Zeit grundsätzlich digital oder in Umstellung auf Selbststudium statt. Ähnlich wie in der Pandemie sind Labor- oder Werkstattpraktika, die in Präsenz stattfinden müssen, ausgenommen. Die Wochenendabsenkung der Heizung wird auf Freitag um 14 Uhr vorgezogen, sodass die Räume mit Restwärme noch bis zum Abend eine akzeptable Raumtemperatur halten. Auch die Technische Universität (TU) in Berlin heizt seit Oktober 2022 nur noch auf 19 Grad und erwägt ebenfalls eine Schließung ab dem 16. Dezember bis zum 2. Januar, bei der die Gebäude energetisch heruntergefahren würden. Auch über nächtliche Zugangsbeschränkungen wird an der Hochschule nachgedacht.
Krankenhäuser zählen aufgrund ihres Dauerbetriebs zu den großen Energiefressern. Sie haben schon unter der Pandemie stark gelitten. Zahlreiche Krankenhäuser forderten bereits einen Inflationsausgleich für die steigenden Mehrkosten. Dazu sind viele Gebäude alt und könnten nur durch eine komplette Sanierung ihre Energieeffizenz verbessern. Dauerhaft laufende Geräte, deren Abschaltung zu zeitaufwendig wäre, kosten jede Menge Strom. Möglichkeiten für Temperaturabsenkungen gibt es. So heizt das Saarbrücker Winterberg-Klinikum Krankenzimmer künftig nur noch auf 22 Grad, Büros auf 20 Grad und übrige Gebäudeteile auf 18 Grad. Damit können voraussichtlich bis zu 1.430 Megawattstunden Energie pro Jahr eingespaart werden. Übersetzt wäre das der Verbrauch von 50 Einfamilienhäusern. Auch bei der Entlüftung der Bäder kann in der Nacht gespart werden. Dazu kommt eine 20-prozentige Einsparung bei der mit Erdgas betriebenen Dampfproduktionsanlage.
Weniger Heizen und kürzere Öffnungszeiten
Auch die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat für die Presbyterien Handlungsempfehlungen für ein „verantwortungsbewusstes Temperieren von Kirchen im Winter 2022/2023" herausgegeben. Neben den Überlegungen, einzelne Gottesdienste an alternative Standorte zu verlegen oder sich auf wenige Kirchen zu konzentrieren, geht es auch hier vor allem um Temperaturregulierung. Die Temperaturen sollen in Kirchen so weit wie möglich gesenkt werden, vorausgesetzt, die Luftfeuchte bleibt unter 70 Prozent, damit Ausstattung und Orgel keinen Schaden nehmen. Feuchtemessgeräte in der Kirche sollen die Kontrolle erleichtern. Topfpflanzen sollen entfernt werden. Als Grundtemperatur werden fünf Grad empfohlen. Für die Nutzungszeiten schlägt die EKiR die Verteilung von Decken und Kissen vor.
Für Kitas, Schulen und Horte hat die Stadt Leipzig ebenfalls Sparmaßnahmen beschlossen. 21 Grad sollen in Kitas, Grund- und Förderschulen herrschen, an Oberschulen kann es auch ein Grad weniger sein. In den Einrichtungen wird das Warmwasser abgestellt, was auch der Berliner Senat für öffentliche Einrichtungen, Hochschulen, Kindergärten und Co. beschlossen hat. Der Leipziger Handlungsplan mit vier Stufen sieht erst ab Stufe vier eine Schließung der Schwimmbäder vor. Bis dahin sollen diese geöffnet bleiben und bis 26 Grad geheizt werden.
Weniger Heizen ist zwar möglich, wie (un-)angenehm das auf Dauer sein wird, zeigt sich allerdings erst in ein paar Wochen. Zusätzliche Kissen und Decken werden dann höchstwahrscheinlich nicht nur in Kirchen vonnöten sein.