20.08.2023 /
Mit Freudentränen in den Augen feiern Spaniens Fußballerinnen bei der WM der Frauen in Australien ausgelassen ihren historischen Triumph gegen die entzauberten Europameisterinnen. Das Team des umstrittenen Trainers Jorge Vilda besiegt im großen Finale von Sydney die englische Auswahl von Sarina Wiegman mit 1:0. Bei der Siegerehrung freut sich Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales so sehr, dass er die Kickerinnen umarmt, herzt und Jennifer Hermoso dabei auch auf den Mund küsst. Auf die Szene angesprochen, sagt die 33 Jahre alte Offensivspielerin anschließend: „Hat mir nicht gefallen […] aber was hätte ich machen sollen?“ Für diesen Kuss kassiert Rubiales in seiner Heimat heftige Kritik. Man solle nicht davon ausgehen, dass Küssen ohne Zustimmung etwas sei, das einfach so passiere, schreibt Spaniens Gleichstellungsministerin Irene Montero auf X, vormals Twitter. „Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen“, erklärt die Politikerin. Dies sei eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. „Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja“, stellt die Ministerin klar. Rubiales selbst reagiert zunächst ungehalten auf die Kritik an seinem Macho-Verhalten und sieht sich als Opfer einer „sozialen Hinrichtung“. Den geforderten Rücktritt als Verbandschef lehnt der 46-Jährige ab. Doch der Skandal zieht Kreise, Medien berichten weltweit über die Aktion, auch über seine obszöne Geste nach dem Finale. Auf den Eklat folgen mehrere Untersuchungsverfahren, Rubiales wird am 26. August von der Fifa zunächst für 90 Tage gesperrt. Jenni Hermoso, die später schriftlich erklärt, „zu keinem Zeitpunkt einverstanden gewesen“ zu sein, stellt zusätzlich Strafanzeige gegen den Verbandspräsidenten. Am 10. September kündigt dieser dann seinen Rücktritt an. Die Fifa schließt Luis Rubiales schließlich am 30. Oktober für drei Jahre von jeglichen fußballbezogenen Aktivitäten aus. Inzwischen wirft ihm auch England übergriffiges Verhalten gegenüber englischen Spielerinnen bei der Medaillenzeremonie vor.