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WAS MACHT EIGENTLICH...

118-mal stand Overath für den  1. FC Köln auf dem Platz, hier 1971 im Pokalfinale gegen Bayern München
Foto: imago images/WEREK

… Wolfgang Overath?

Als langjähriger Spielmacher des 1. FC Köln, deutscher Nationalspieler und Weltmeister 1974 war er über anderthalb Jahrzehnte einer der prägendsten Fußballer des Landes. Am 29. September wird der sportliche Immobilienunternehmer 80 Jahre alt.

Kaum einen Bundesligaspieler verbindet man so mit dem 1. FC Köln wie Wolfgang Overath. Rund 25 Jahre war er als Aktiver und Funktionär für die „Geißböcke“ tätig und doch war das Verhältnis zwischen ihm und seinem Club nicht immer ungetrübt. Trotz vieler Informationen über Overath weiß kaum jemand, dass er seine Erstliga-Karriere beinahe im Saarland gestartet hätte: Als sein Auswahl-Kollege aus dem Nachbarort Eitorf, Johannes Löhr, 1962 zu dem damaligen höchstklassigen Oberligisten Sportfreunde Saarbrücken wechselte, wollte er eigentlich seinen Kollegen Overath mitbringen. Das scheiterte jedoch daran, dass die Burbacher ihr Neuverpflichtungskontingent schon ausgeschöpft hatten und Overath dann das Angebot des 1. FC Köln annahm, wo er dann 1964 mit dem „heimgekehrten“ Löhr wieder in einer Mannschaft stand.

Nach wie vor mit Heimat verbunden

Am 29. September wird der sportliche Immobilienunternehmer 80 Jahre alt
Am 29. September wird der sportliche Immobilienunternehmer 80 Jahre alt - Foto: imago images / Sven Simon

Wolfgang Overath ist nach wie vor eng mit seiner Heimatregion verbunden. Er hat nur in zwei Clubs gespielt: Als Jugendlicher beim Siegburger SV („Da habe ich als siebenjähriger Wurm angefangen!“) und dann ab 19 Jahren beim 1. FC Köln. „Der FC war immer mein Verein, und das bleibt auch so!“, bekannte der Weltmeister 2019 bei Sport1. „Der FC gehört nach wie vor zu den ganz großen Vereinen in Deutschland!“ Deshalb freut Overath sich auch ganz besonders, dass sein Club nach einigem Auf und Ab jetzt wieder in der Bundesliga antritt und ihn mit seiner Spielweise unter Trainer Baumgart auch wieder begeistert. „Die Mannschaft hat sich spielerisch enorm weiterentwickelt, und Baumgart ist es gelungen, aus den Jungs eine Einheit zu machen und jeden mit seiner Art mitzunehmen!“, lobt Overath. 2022 ließ er es sich auch nicht nehmen, ein Testspiel seiner beiden Clubs, Siegburg und FC, zu verfolgen. An seiner Liebe zu den Kölnern änderten auch die internen Querelen nichts, die 2011 zu Overaths Rücktritt als Clubpräsident geführt hatten, weil er sich öffentlich verunglimpft fühlte. Fünf Jahre lang hat er danach kein Spiel des FC mehr besucht: „Das war eine schwere Zeit. Irgendwann konnte ich wieder auf den Verein zugehen und gehe auch heute wieder ins Stadion.“, blickt er auf diese weniger schöne Erfahrung zurück. Heute sei er mit seinem FC „im Reinen“.

Overaths sportlicher Ehrgeiz ist auch heute noch zu spüren. Er joggt regelmäßig samstags und sonntags und zieht im häuslichen Schwimmbad seine Bahnen. Jeden Dienstag kickt er mit Freunden an der Sportschule Hennef und jeden Donnerstag war er mit ehemaligen Weggefährten in einer Halle des FC-„Geißbockheims“ am Ball, bis die Halle einer Erweiterung des Profi-Geländes weichen musste. Als Corona den Hallenfußball unmöglich machte, zog Overath auch noch dienstags und donnerstags seine Laufschuhe an oder trainierte zu Hause auf dem Laufband. „Damit ich mein Gewicht halte und einigermaßen bei Kondition bin“, erklärt er und gesteht, dass er sich spätestens nach 300 Meter Jogging die Sinnfrage stelle: „Laufen ohne Ball ist für mich eine einzige Quälerei, das ist immer ein Kampf gegen mich selbst!“, gesteht Overath dem „Kölner Express“. Fußball dagegen sei ein „Lebenselexier“, weswegen er auch bis vor Kurzem noch bei etlichen Prominentenspielen auf dem Platz stand und wie früher „jeden Ball“ haben wollte.

Siegburger Ehrenbürger

Overath hat seine Aktivitäten nie ausschließlich auf den Fußball konzentriert. Schon in jungen Jahren wandte er sich dem Immobiliengeschäft zu, baute später eine eigene Immobilienfirma auf und besitzt heute etliche Immobilien. Auch bei diesen Geschäften vernachlässigt Overath, der mit seinem 1998 gegründeten Hilfsfonds für Bedürftige schon über eine Million Euro spenden konnte, nicht den sozialen Aspekt. So hat er im Vorjahr auf eigenem Gelände in der Siegburger Händelstraße ein staatlich gefördertes Mehrfamilienhaus mit 45 Einheiten errichtet, die über das städtische Sozialamt günstig vermietet werden: „Das Investment hat zu tun mit meiner Verbundenheit zu der Stadt, die sich auch in der Arbeit für den Sozialdienst katholischer Männer zeigt“, erklärte der Siegburger Ehrenbürger und Bundesverdienstkreuz-Träger Overath im Juli des Vorjahres bei der Fertigstellung. „Meine Frau Karin und ich versuchen, das Glück, das uns zuteil geworden ist, mit anderen zu teilen“, begründet der aus einer armen Acht-Kinder-Familie stammende Overath sein soziales Engagement. Zu jedem Weihnachtsfest lädt das seit 57 Jahren verheiratete Paar 150 Obdachlose und bedürftige Menschen zu einer Feier mit Essen und Geschenken ein.

Auf das ganz große Fußball-Geld hat Overath damals bewusst verzichtet, weil er seinem FC und seiner Heimat treu bleiben wollte: „Die Chicago Stings haben für drei Jahre so viel Geld geboten, wie ich in Köln in 14 Jahren zusammen verdient hätte!“, verriet er 2020 der „Augsburger Allgemeinen“. Zudem habe er das Wohl seiner heimatverbundenen Familie im Auge gehabt, betont Overath, der in seinem Glauben mehr Erfüllung findet als in materiellem Wohlstand: „Dieses Leben ist für mich die Vorstufe des ewigen Lebens!“. 

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