Eine ganze Reihe von Filmen mit De Niro sind heute Klassiker des amerikanischen Kinos. Im Folgenden stellen wir eine Auswahl etwas genauer vor.
Es sind nicht die tollen Typen, die Robert De Niro bekannt gemacht haben. Es sind die zerrissenen, die abgehalfterten Gestalten, die uns aus seinen Klassikern in Erinnerung sind. Und natürlich die boshaften Figuren, denen er immer wieder sein Gesicht geliehen hat.
Legendär ist natürlich „Taxi Driver". Der Film, der Regisseur Martin Scorsese einem größeren Publikum bekannt machte, zeigt De Niro als Ex-Soldaten Travis Bickle, der mit seinem Leben nichts anzufangen weiß und, von Schlafstörungen geplagt, nachts Taxi fährt. Der Film fängt unheimlich viel vom Geist seiner Zeit ein, zeigt die Stadt, die nie schläft, als düsteren Alptraum, als lebensfeindliche Umwelt voller Kriminalität und Gewalt. Vorbei ist die Zeit der sauberen 50er- und frühen 60er-Jahre. Die Großstadt hat ihre Unschuld verloren, die Gesellschaft ihre Moral. Neben der herausragenden schauspielerischen Leistung von De Niro fällt in dem Film unter anderem die Kamera-Arbeit auf, die die Fahrten durch das nächtliche New York zeigt. Die bunten Lichter der Neonreklamen, die Scheinwerfer der Autos und die Menschen am Straßenrand. Der Zuschauer erlebt mit, wie Bickle dabei immer mehr den Sinn für die Realität verliert, wie er eine Obsession dafür entwickelt, die jugendliche Prostituierte Iris (dargestellt von der damals erst zwölf Jahre alten Jodie Foster) retten zu müssen. Wie alles unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuert – eine Katastrophe mit einem für den Zuschauer völlig überraschenden Ende.
Robert De Niro hat in den ersten beiden Jahrzehnten seiner Karriere oft nur in einem Film pro Jahr vor der Kamera gestanden. Darunter sind eine ganze Reihe heute fast vergessener Filme. Wer erinnert sich schon noch an „New York, New York" aus dem Jahr 1976? Einen Film, für den De Niro extra Saxofon spielen lernte.
Neben den Mafia-Filmen sind es immer wieder die Filme unter Regie von Martin Scorsese, die in Erinnerung geblieben sind. Bis heute gilt der Film „Wie ein wilder Stier" aus dem Jahr 1980 als Höhepunkt von Robert De Niros Karriere, bei dem – wie könnte es anders sein – Scorsese Regie führte. Der Film erzählt von dem Boxer Jake LaMotta aus der Bronx, der ganz nach oben will – und erleben muss, dass er trotz guter sportlicher Leistungen nur vorankommen kann, wenn er mit einer Gruppengesellschaft zusammenarbeitet. In diesem Fall mit der Mafia, die das Boxgeschäft beherrscht. Rückblickend aus den 60ern erzählt der Film, wie LaMotta es schafft, den Titel des Weltmeisters im Mittelgewicht zu erreichen. Wie er ihn dann an seinen schärfsten Konkurrenten wieder verliert und schließlich Jahre später ein unzufriedenes Leben im zwielichtigen Milieu in Florida führt. Der Film – der heute als eine der wichtigsten Arbeiten des amerikanischen Kinos gilt – überzeugt durch die herausragende schauspielerische Leistung De Niros und eine hervorragende Kamera-Arbeit, die das Geschehen im Ring in einer für die damalige Zeit unbekannten Nähe zeigt. Dabei schreckt der fast vollständig in schwarz-weiß gedrehte Film nicht davor zurück, die Brutalität dieses Sports in seiner ganzen Breite zu zeigen. Wegen dieser Darstellung musste er anfangs harte Kritik einstecken. Genau diese Schonungslosigkeit aber brachte ihm im Laufe der darauffolgenden Jahre seinen Kultstatus ein, den er bis heute hat.
Anfänglich nur etwa ein Film pro Jahr
Unvergessen ist auch Robert De Niros Figur in Sergio Leones epischem Film „Es war einmal in Amerika" aus dem Jahr 1984, dem letzten Werk des Regisseurs. De Niro spielt den Gangster David „Noodles" Aaronson, der als Anführer einer Bande jugendlicher Krimineller in der Zeit der Prohibition Karriere macht und zum erfolgreichen Alkoholschmuggler wird, immer in Rivalität mit dem zweiten Anführer der Bande, Maximilian „Max" Bercovicz (James Woods). Der komplex aufgebaute Film erzählt auf mehreren Zeitebenen die Geschichte von Noodles – und zeigt einen Menschen, der in seiner Jugend hoffnungsvoll an die Dinge herangeht, dann aber immer wieder mit Rückschlägen, Scheitern und Ablehnung klarkommen muss. Der nach diversen Fehlgriffen am Ende zwar moralisch die Oberhand behält, aber trotzdem kein Gewinner ist.
Immer wieder hat Robert De Niro im Laufe seiner Karriere negative, düstere, oft auch undurchschaubare Charaktere dargestellt. So spielte er in dem 1987 herausgekommenen, unter der Regie von Alan Parker entstandenen Film „Angel Heart" den doch sehr extravagant auftretenden Kunden eines heruntergekommenen New Yorker Privatdetektivs, der diesen auf eine Reise nach New Orleans und in die eigene Vergangenheit schickt, an deren Ende ein schreckliches Geheimnis steht. Allein schon der Name des Kunden, Louis Cyphre, verspricht nichts Gutes. De Niro stellt das personifizierte Böse mit Bravour dar, ruhig, distanziert und ein klein wenig arrogant begegnet seine Figur dem von Mickey Rourke dargestellten Privatdetektiv, der ans Tageslicht fördert, was ihm nicht gefällt.
Ein paar Jahre später trieb Robert De Niro die Darstellung des Bösen auf die Spitze: in „Kap der Angst" aus dem Jahr 1992 spielte er Max Cady, einen verurteilten Vergewaltiger, der nach 14 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Während seiner Haft hat Cady Jura studiert und herausgefunden, dass sein ehemaliger Pflichtverteidiger Sam Bowden (Nick Nolte), angewidert von der brutalen Vergewaltigung, während seines Prozesses einen Bericht zurückgehalten hat, der ihm möglicherweise eine mildere Strafe eingebracht hätte. Cady sieht das als Grund, an dem Anwalt und seiner Frau Leigh (Jessica Lange) und Tochter Danielle (Juliette Lewis) brutale Rache zu nehmen und schleicht sich mehr und mehr in deren Leben ein. Den letzten Teil des Films bildet der Showdown auf einem Boot an dem Film seinen Namen gebenden „Kap der Angst".
Max Cady ist die wohl bösartigste Figur, die De Niro im Laufe seiner Karriere dargestellt hat und der wohl letzte große Film in der Reihe seiner Klassiker.