Egal, wie unsere Stimme klingt, ohne den menschlichen Kehlkopf geht nichts. Er ist ein komplexes Organ, das uns Menschen Sprechen und Singen ermöglicht.
Anatomie des Kehlkopfs
Der Kehlkopf besteht hauptsächlich aus Knorpeln, die das sogenannte Kehlkopfskelett bilden. Da gibt es die drei großen Teile Schildknorpel, Ringknorpel und Kehldeckel, zwei kleinere Stellknorpel und die ihnen anliegenden Spitzenknorpel. Der Schildknorpel, die vordere Wand, ist das, was wir von außen vom Kehlkopf sehen und tasten. Die Knorpel werden von verschiedenen Bändern zusammengehalten, und oben ist der Kehlkopf durch eine Membran am Zungenbein aufgehängt. Die Stimmbänder, von Medizinern meist Stimmlippen genannt, sind zwischen den Stellknorpeln und der Vorderwand des Schildknorpels gespannt. Sie werden von speziellen Muskeln bewegt. Innen ist der Kehlkopf mit Schleimhaut ausgekleidet, nicht jedoch die Stimmlippen.
Wie ein Laut entsteht
Die Stimmbildung ist ein komplexer Prozess. Vereinfacht ausgedrückt wird die Basis für den Klang unserer Stimme durch die Regulation der Weite und Spannung der Stimmbänder bestimmt, durch die sie längs durchziehenden Stimmmuskelfasern und vor allem durch die Kehlkopfmuskeln. Dieser sogenannte Primärschall wird durch Bewegungen der Zunge und des Mundes zu Sprachlauten geformt. Ihren vollen Klang erhält unsere Stimme durch Resonanzen im Rachen-, Mund- und Nasenraum. Ausgebildete Sänger machen sich diese Resonanzen zunutze, um den Klang ihrer Stimme zu variieren sowie sie lauter und tragfähiger zu machen, wichtig vor allem beim klassischen Gesang ohne elektronische Verstärkung.
Ein Kehlkopf macht noch keine Sprache
Bis vor wenigen Jahren sah die Wissenschaft anatomische Veränderungen im Laufe der menschlichen Evolution als Hauptvoraussetzung für Sprache an. Heute ist das Hauptaugenmerk von der Anatomie zur Neurologie gewandert. Bestimmte Merkmale des menschlichen Kehlkopfs finden sich auch bei Tieren wieder, ohne dass diese sprechen können. Offenbar spielt das menschliche Denkvermögen und die hochkomplexe neurologische Kontrolle des Stimmapparats eine entscheidende Rolle.
Klara ist lieb! Klara ist lieb!
Manche Papageien können „sprechen". Wie machen sie das? Im Brustbereich, wo sich ihre Luftröhre in zwei Äste aufspaltet, haben Singvögel Membranen, deren Spannung durch Muskeln verändert werden kann. Die Artikulation von Sprechlauten gelingt Papageien mithilfe ihrer ziemlich dicken Zunge, so wie auch der Mensch viele Laute mit Hilfe der Zunge formt. Das ist aber kein richtiges Sprechen, denn den Tieren erschließt sich nicht die Bedeutung dessen, was sie „sagen".
Eine Berliner Erfindung
Die Stimmheilkunde (Phoniatrie) ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit Störungen der Stimme, des Sprechens und des Schluckens beschäftigt. Als akademisches Lehrfach wurde die Phoniatrie 1905 in Berlin von dem Internisten Hermann Gutzmann sen. (1865–1922) begründet. Sie wird in der Medizin eng mit der Pädaudiologie verknüpft, die sich mit dem Hörvermögen von Kindern beschäftigt, weil der Spracherwerb beide Disziplinen (und noch mehr) betrifft.
Erwachsen wird auch der Kehlkopf
Kinder und Erwachsene unterscheiden sich hörbar durch die Stimme. Vor allem Jungs und Männer. In der Pubertät kommen aber nicht nur die in den Stimmbruch, sondern auch Mädchen. Dabei wachsen die Stimmbänder im Kehlkopf. Doch während bei Jungen die Stimmlage um etwa eine Oktave sinkt, geht’s bei Mädchen im Schnitt nur eine Terz tiefer.
Was der Stimme schadet
Schreien, aber auch Flüstern und Räuspern belasten die Stimmbänder. Für Sänger sind Zigaretten und Alkohol schädlich. Flüssigkeitsmangel, aber auch Kaffee und Schwarztee trocknen die Schleimhäute aus. Und bei Infektionen ist oftmals Stimmruhe angesagt.