Der Quax-Verein hat sich der Förderung von historischem Fluggerät verschrieben. Einer der Standorte des Vereins ist der Flugplatz Bienenfarm westlich von Berlin. Hobbyflieger Alexander Stendel will ihn zum wichtigsten Flugplatz für die Oldtimer-Fliegerei in Deutschland ausbauen.
Eingemottete alte Schätze aus der Luftfahrtgeschichte findet man in vielen Museen. Das ist zwar eindeutig besser, als die Geräte zu verschrotten, aber Käfighaltung ist nicht nur bei Hühnern letztlich nur eine suboptimale Lösung. Beim Quax-Verein ist man der Meinung: Flugzeuge sollen fliegen! Der Verein hat sich der Förderung von historischem Fluggerät verschrieben. Er besitzt selbst mehrere Flugzeuge, darunter seit Kurzem eines von weltweit nur zwei erhaltenen Exemplaren der Bücker Bü 180 „Student" aus den 30er-Jahren; zudem haben zahlreiche Privatpersonen dem Verein den vollständigen Betrieb ihrer Maschinen anvertraut. Quax ist damit zum größten Forum für Freunde historischer Fliegerei in Deutschland geworden. Mittlerweile hat der Verein knapp 700 Mitglieder.
Nicht alle Mitglieder haben einen Pilotenschein und ein eigenes Flugzeug. Manche besitzen zwar die Fluglizenz, haben aber selbst keinen Oldtimer – dank Quax können sie trotzdem Erfahrungen auf historischen Flugzeugen sammeln. Die weitaus größte Gruppe ist jedoch einfach der Faszination der alten Maschinen erlegen. Diese Leute profitieren als Mitglieder von den günstigeren Konditionen zum Beispiel bei einem Mitflug in einer der Vereinsmaschinen.
„Wir wollen das Oldtimer-Fliegen, das immer noch als elitär verschrien ist, demokratisieren. Bei Quax kann man sich für kleines Geld einbringen und sich seinen Traum vom Fliegen erfüllen", sagt Alexander Stendel. Der 43-Jährige ist verantwortlich für den Quax-Standort in Bienenfarm im Havelland, etwa eine halbe Stunde westlich von Berlin entfernt. Fliegen hat im Havelland Tradition: In dieser Region unternahm Otto Lilienthal 1894 mit seinem selbstkonstruierten Fluggerät den ersten Gleitflug der Geschichte. Exakt 100 Jahre später wurde der Flugplatz in Bienenfarm gegründet. Nachdem der vorherige Eigentümer das Gelände aus Altersgründen nicht länger betreiben konnte, kaufte Alexander Stendel zusammen mit drei weiteren Quax-Mitgliedern Ende 2017 das Areal, um dem Verein eine Heimat zu bieten. „Das Risiko war zu groß, dass ansonsten ein Landwirt zugeschlagen und aus dem Flugplatz einen Maisacker gemacht hätte", sagt er.
Klassisch auf der Wiese landen
Bienenfarm war für den Quax-Verein schon immer einer der wichtigsten Standorte gewesen, auch wenn der Verein seinen Sitz in Paderborn hat. Nur an diesen beiden Standorten besitzt Quax einen eigenen Hangar, an anderen Orten lediglich einzelne Stellplätze. Die Atmosphäre ist in Bienenfarm jedoch einzigartig. Beim Flughafen in Paderborn handelt es sich nämlich um einen Verkehrsflughafen, auf dem auch Linienflugzeuge landen. „Man startet und landet dort auf einer Betonpiste zwischen großen Maschinen. Richtige Fliegerromantik kann da nicht aufkommen", sagt Alexander Stendel. In Bienenfarm dagegen wird ganz klassisch auf einer Wiese gelandet. Besonders reizvoll ist das im Frühjahr, wenn im saftigen Gras der Löwenzahn blüht und sich wie ein weicher Teppich über den Flugplatz legt.
„Wir wollen aus Bienenfarm den Flugplatz schlechthin für die Oldtimer-Fliegerei in Deutschland machen", sagt Stendel. Bis 2019 soll ein zweiter Hangar errichtet werden, in dem dann ein Museum unterkommen soll. Geplant sind außerdem gläserne Werkstätten. Zudem soll das bereits vorhandene Gastronomieangebot auf dem Flugplatz, wo man schon jetzt ein paar Stunden in entspannter Umgebung verbringen kann, weiter ausgebaut werden. Wenn die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, will Stendel auch die Zahl der Events in Bienenfarm erhöhen. Schon jetzt finden dort Veranstaltungen statt. Der nächste Höhepunkt ist das „Quaxmeet" vom 14. bis zum 16. September – ein großes Fly-In für alle Freunde des Quax-Vereins und der Oldtimer-Fliegerei.
Als Oldtimer gilt am Himmel alles, was vor 1960 gebaut wurde. Dass darunter auch Modelle sind, die einst von der Luftwaffe verwendet wurden und nun detailgetreu saniert wieder mit dem Balkenkreuz in die Luft gehen, mag manch einen vielleicht irritieren. Alexander Stendel meint dazu: „Wir machen hier Fliegerei und keine Politik. Uns ist es wichtig, dass die Maschinen authentisch sind."
Er selbst besitzt eine knallgelbe Boeing Stearman. Es handelt sich dabei um ein amerikanisches Schulflugzeug, das zwischen 1934 und 1944 gebaut wurde – einer der bekanntesten und meistgebauten Doppeldecker überhaupt. Das Modell, das Stendel fliegt, wurde früher bei der US-Navy eingesetzt, unzählige amerikanische Piloten wurden auf ihr ausgebildet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Maschinen dieses Typs in der Landwirtschaft als Sprühflugzeug eingesetzt. Als Antrieb dient ein 7-Zylinder Continental R670-Motor mit 220 PS Leistung. Die Höchstgeschwindigkeit der Boeing beträgt 200 Stundenkilometer, die Reichweite 480 Kilometer – das reicht für einen ausgiebigen Rundflug.
Oldtimer hatten es Alexander Stendel schon immer angetan. Als Kind machte er noch Modellflug, und auch damals lagen ihm die historischen Flugzeuge besonders am Herzen. Als er dann beschloss, seinen Pilotenschein zu machen, um selbst in die Luft gehen zu können, suchte er sich gezielt eine Flugschule, bei der die Ausbildung auf Oldtimer-Modellen möglich war. „Das war gar nicht so einfach, denn allzu viele Flugschulen bieten das nicht an", sagt Stendel. Zu dieser Zeit ergab sich auch der Kontakt zum Quax-Verein. „Wenn man sich intensiver mit dem Thema Oldtimer-Fliegerei beschäftigt, stößt man irgendwann einfach unweigerlich auf Quax", sagt er.
Einen speziellen Flugschein braucht man zum Fliegen der Oldtimer nicht – es ist dasselbe Dokument, das auch zum Fliegen aktueller Flugzeugtypen berechtigt. Alexander Stendel könnte das ohne Weiteres. Anders herum hätten Piloten, die ausschließlich auf modernen Flugzeugen gelernt haben, jedoch vermutlich zunächst Schwierigkeiten, eine Oldtimer-Maschine zu bedienen, sagt er. „Es ist handwerklich schon anspruchsvoller", meint der Berliner. „Wie Autofahren in einem Auto ohne ABS, ESP oder Servolenkung." Grundsätzlich sei das Schöne am Fliegen die grandiose Aussicht von oben und dass man am Luftverkehr teilnimmt, doch bei der Oldtimer-Fliegerei käme eben noch das ursprüngliche Fliegerhandwerk hinzu, das benötigt wird, um die Maschine zu kontrollieren. „Es ist alles ein wenig rustikaler als in einem modernen Flugzeug", sagt Stendel.