Die Internationale Funkausstellung (IFA) ist die weltweit bedeutendste Messe für Unterhaltungs- und Heimelektronik. Die Messehallen am Funkturm sind ausgebucht, die Besucher drängen sich in Scharen durch die blinkende Glitzerwelt, die Anbieter trumpfen mit den neuesten Highlights auf.
Das smarte Haus mit selbststeuernden Jalousien und sprechendem Kühlschank ist eigentlich nichts Neues. Aber auf der IFA präsentierte man wieder einmal, wie der Spiegel im Badezimmer morgens die neuesten Nachrichten und den Wetterbericht anzeigt, während in der Küche leise die Kaffeemaschine zischt und die Brötchen im Herd aufbacken. Eine App erinnert den Bewohner auf dem Weg ins Büro daran, dass heute der Putzroboter die Fenster reinigt. Um 12 Uhr piept die Smartwatch und verweist darauf, dass man heute nur Salat zu Mittag essen soll. Am Nachmittag schickt der Kühlschrank eine SMS, er habe Paprika und Zucchini bestellt oder fragt, wie es zum Abendbrot mit einem Gemüseauflauf wäre. Und pünktlich zur Tageschau stellt sich die Heizung ab, und das Licht wird gedimmt. Der Fernseher geht an und schaltet zur Lieblingsserie.
Wie gesagt – das ist alles keine Zukunftsmusik. Aber wer braucht denn so etwas wirklich? Ganz davon abgesehen, dass viele dieser smarten Geräte bisher im Handel, etwa den großen Elektronikmärkten wie Saturn oder Media Markt, noch gar nicht aufgetaucht sind.
Über den Wetterbericht auf dem Badezimmerspiegel kann man streiten, aber es gibt auch Assistenzsysteme wie höhenverstellbare Küchenschränke und Möbel, die für Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigungen durchaus sehr nützlich sein können. Der technische Aufwand ist derzeit wahrscheinlich nur in Einfamilienhäusern realisierbar, aber auch kleine Wohnungen lassen sich so einrichten, dass zum Beispiel ältere Menschen weitgehend selbstständig zu Hause leben können. Das reicht vom Bewegungsmelder und Türsensor über einen smarten Rauchmelder bis hin zum seniorengerechten Telefon.
Immer ging es bei der IFA auch um die neuesten Trends bei den TV-Geräten. Wer erinnert sich nicht noch an den Hype um die Curved-Fernseher? In diesem Jahr heißt das Zauberwort „8K". Samsung präsentierte stolz den QLED 8K TV mit einem 85-Zoll-Display für all jene, die sich ein Heimkino zulegen wollen und die nötigen 5.000 bis 10.000 Euro auf den Tisch blättern können. Kauft man sich den passenden Lautsprecher plus Software dazu, läuft auch alles mit Spracherkennung. Da hat die Fernbedienung wohl bald ausgedient. Zugegeben, die Fernseher mit der 4K- oder 8K-Auflösung sehen toll aus. Mit künstlicher Intelligenz werden die Pixel zu superscharfen Bildern optimiert, die selbst die Sehleistung des menschlichen Auges überfordern. Das Problem ist nur: Es gibt kaum Sendematerial in dieser Qualität. „Aber cool sieht es aus", findet der 15-jährige Per, der mit Freunden in der Samsung-Halle unterwegs ist. Sein eigentliches Interesse gilt aber den Games-Anbietern, und da wollen sie sich noch so einiges ansehen.
Superschnell, aber nicht flächendeckend
Seit einigen Jahren ist ein Trend zu beobachten, der so manche IFA-Besucherin zum Schmunzeln bringt. An den Messeständen mit Haushaltstechnik sind immer mehr Männer zu sehen, die sich Waschmaschinen, Kaffeeautomaten und Dampfgarer erklären lassen. Das sind inzwischen kleine Wunderwerke der Technik. So präsentiert Miele wasser- und energieeffiziente Waschmaschinen auch für Singlehaushalte. Die Geräte sind zwar genauso groß wie herkömmliche Maschinen, waschen aber nur zwei Kleidungsstücke mit bis zu 60 Prozent weniger Energie und so viel Wasser, wie wirklich gebraucht wird. „PowerWash 2.0" nennt sich das. Gesteuert wird natürlich alles per Touch-Display und ist mit Wlan vernetzbar. Genauso wie die Kaffee-Automaten. Die Flaggschiffe unter ihnen mahlen Bohnen, erhitzen Wasser, schäumen Milch auf und reinigen und entkalken sich hinterher selbst – und bestellen natürlich neuen Kaffee über eine App nach. Diese schöne, smarte Welt hat aber auch ihren Preis. Für viele Besucher ist es jedoch einfach nur interessant zu sehen, was alles möglich ist. Wie für Angela aus Prenzlauer Berg. Die 45-Jährige hat sich zwar „alles für den Haushalt angesehen, was man nicht braucht", sagt sie. „Was soll ich mit einer Smartsteuerung oder einem Kühlschrank, der mit mir redet?"
Laut dem Online-Portal Statista nutzen rund 57 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone, es ist also ein riesiger Markt. Entsprechend erwartungsvoll strömten die Besucher zu den Handyherstellern und wurden nicht enttäuscht. Samsung, HTC, Sony, Huawei – alle präsentierten weiterentwickelte Geräte. Die machen umso mehr Spaß, wenn das Mobilfunknetz auf dem neuesten Stand ist. 5G ist die nächste Generation superschneller Netze. Wie schnell, das konnten Interessierte bei der Telekom ausprobieren. Flächendeckend aber lässt 5G noch auf sich warten.